Um Menschen für den Beruf der Pflege zu begeistern, braucht es neue Zugänge und Fördermodelle. Andockstellen müssen attraktiviert und organisatorisch optimiert werden, für die Zeit während der Aus- und Weiterbildung ist soziale und finanzielle Sicherheit nötig, will man verstärkt Menschen in den Beruf locken. Studien zufolge wird der Bedarf an Pflege- und Betreuungspersonal bis zum Jahr 2030 um rund 40 Prozent an steigen.
„Wir müssen jetzt dringend handeln, damit es nicht zu ernsthaften negativen Auswirkungen auf die Qualität der Versorgung in unseren Einrich tungen kommt“, sagt Barbara Klemensich, MBA, Pflegedirektorin des Orthopädischen Spitals Speising und Vorsitzende des Pflegemanagement-Teams, dem auch die Pflegedirektorinnen der beiden Krankenhäuser des Ordensklinikums, Elisabeth Märzinger, MScN und Georgine Gattermayr, MBA angehören.
Vinzenz Gruppe und die elisabethinen linz-wien haben innerhalb der eigenen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten und so die dafür unverzichtbaren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur zu gewinnen, sondern auch nachhaltig zu binden.
Dazu zählen etwa hohe Flexibilität bei Arbeitszeitmodellen und Dienstplangestaltung, Unterstützung und Förderung von Karrieremodellen, professionelle Praxisbegleitung für Auszubildendende, innerbetriebliche Weiterbildungsangebote, betriebliche Gesundheitsförderungsprogramme, Möglichkeit von Sabbaticals, strukturierte Einarbeitungsprogramme, Mentoring und zahlreiche weitere Maßnahmen.
Als wesentliche Mitgestalter des österreichischen Gesundheitswesens setzen sich Eigentümer und Ordensklinikum für die Verbesserung der Rahmenbedingungen im Bereich der pflegenden Berufe ein. Die Krankenpflege im intra- und extramuralen Bereich sicherzustellen, ist eine gesellschaftliche Verantwortung und kann letztendlich nur auf politischer Ebene mit Unterstützung der Fachexperten gelöst werden. Die Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren haben dazu drei wichtige Themenfelder identifiziert:
1. Neue Wege zur Pflegeausbildung
Um vielen interessierten jungen Menschen den Zugang zur Ausbildung zu ermöglichen, wäre die Errichtung einer mittleren und höheren Lehranstalt für Gesundheits- und Sozialberufe eine ausgesprochen sinnvolle und der Lebensplanung junger Menschen entgegenkommende Maßnahme.
So würde der Einstieg in die Ausbildung zur Pflegeassistenz (PA) bzw. Pflegefachassistenz (PFA) direkt im Anschluss an die Pflichtschule möglich. Der Abschluss als PFA mit Matura ebnet den Weg zur weiteren Qualifikation an der Fachhochschule zum Bachelor der Gesundheits- und Krankenpflege.
2. Quereinstieg erleichtern und absichern
Derzeit kommen etwa 50 Prozent über den zweiten Bildungsweg zum Pflegeberuf. Diese Menschen haben oftmals bereits Familien gegründet und sind auf ein Grund einkommen angewiesen. Durch entsprechende Fördermodelle muss also sichergestellt werden, dass der Ein- oder Umstieg in den Pflegeberuf über den zweiten Bildungsweg finanziell erleichtert oder überhaupt erst möglich wird. Das könnte durch eine langfristige Absicherung und den Ausbau des Fachkräftestipendiums für Vollzeit-, aber auch für berufsbegleitende Ausbildungen gewährleistet werden.
3. Finanzierung durch öffentliche Hand
Viele Mitarbeitende können keine höhere Qualifikation erwerben, weil sie sich eine Vollzeit-Weiterbildung finanziell nicht leisten können. „In anderen Berufen, beispielsweise bei der Polizei, gibt es Besserstellungen, weil dieser Beruf als sozialpolitische und generationengerechte Aufgabe für unsere Gesellschaft wahrgenommen wird. Auch der Pflegeberuf erfüllt diese Aufga be mit gleicher Kompetenz und Verantwortung“, sind sich die Mitglieder des Pflegemanagement- Teams einig.
Daher wünschen sie sich für die Ausbildung im Pflegedienst hinsichtlich der Rahmenbedingungen eine ähnliche Anerkennung und eine Verlängerung der Bildungskarenz auf drei Jahre. Zusätzlich würden man auch die steuerbegünstigten Zuverdienstgrenzen bei Vollzeitausbildung auf zumindest 700 Euro monatlich befürworten.
Für die Sicherstellung eines Einkommens zumindest in Höhe der Mindestsicherung während der Ausbildung sollte die öffentliche Hand aufkommen. „Wir alle wünschen uns im Krankheitsfall und für unseren Lebensabend eine professionelle und qualitätsvolle Pflege. Wir hoffen, dass unsere Vorschläge maßgeblich zur Diskussion der Zukunft der Pflege in Österreich bei tragen werden.
Wir möchten das Gesundheitswesen mitgestalten und setzen uns für neue Versorgungsangebote für die Bevölkerung in naher Zukunft ein“, so das gemeinsame Credo aller Verant wortungsträger. | Text: E. Käßmayer · E. Herbe
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