Lage und Funktion der Leber
Die Leber stellt mit einem Gewicht von rund 1,4kg – 1,8kg die größte Drüse des menschlichen Körpers dar und befindet sich im rechten Oberbauch. Als zentrales Stoffwechselorgan besteht die Aufgabe der Leber einerseits darin, lebenswichtige Substanzen wie Eiweißstoffe aber auch Galle zu produzieren (=Synthese), Nahrungsbestandteile wie z.B Zucker und Vitamine zu verwerten, andererseits, als Hauptentgiftungsorgan, unseren Körper von Stoffwechselprodukten (z.B Bilirubin = Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes), Giftstoffen aber auch von Medikamenten zu befreien (=Ausscheidung).
Tumore der Leber
Tumorerkrankungen der Leber werden unterteilt in gutartige (benigne) und bösartige (maligne) Tumore:
Gutartige (benigne) Lebertumore
Bösartige (maligne) Lebertumore
Leberzysten Hepatozelluläres Karzinom (HCC)
Hämangiome Cholangiozelluläres Karzinom (CCC)
Fokal noduläre Hyperplasie (FNH) Metastasen
Adenome
Leberabszesse
Echinococcuscyste
Symptome des Leberkrebses
Ist die Leber von Krebs, dem so genannten Karzinom, befallen, treten Symptome auf, die meist nur schwer und spät erkennbar sind. Unspezifische Oberbauchschmerzen bzw. Druckgefühl im rechten Oberbauch, allgemeine Schwäche, Appetitlosigkeit aber auch Gewichtsabnahme können erste Anzeichen sein. Die Gelbfärbung der Haut (=Ikterus) aber auch der Skleren stellt ein wichtiges Kennzeichen von Lebererkrankungen dar, da der Gallenfarbstoff sodann nicht mehr von der Leber ausgeschieden werden kann und sich in der Haut ablagert. Zu den bösartigen Tumoren der Leber zählen sowohl das hepatozelluläre als auch das cholangiozelluläre Karzinom – Tumore, die auch als primärer Leberkrebs bezeichnet werden, da sie ihren Ursprung direkt in der Leber oder im Gallengangsystem finden. Bösartige Tumore können im Verlauf der Krankheit aber auch zu Absiedlungen in anderen Organen führen – ist dies der Fall, spricht man von Tochtergeschwülsten oder auch Metastasen. Bestimmte bösartige Tumore wie z.B. der Darmkrebs, der Mastdarmkrebs aber auch der Brust – und der Lungenkrebs bilden bevorzugt Metastasen in der Leber aus. So können bereits bei Erstdiagnose des Tumors (z.B. Darmkrebs) Lebermetastasen vorliegen.
Diagnose des Leberkrebses und Lebermetastasen
Zu Beginn der Diagnostik wird meist eine hochauflösende Ultraschalluntersuchung des Bauches durchgeführt – hierbei kann sich ein erster Hinweis auf verdächtige Leberherde zeigen. Um jedoch das Vorhandensein von Lebermetastasen, deren Anzahl, Größe und Ausbreitung besser beurteilen zu können, empfiehlt sich die Durchführung einer Schichtbilddiagnostik – dies kann in Form einer Computertomographie (CT) oder einer Magnetresonanztomographie (MRT) erfolgen. Mit Hilfe dieser hochtechnologischen, bildgebenden Verfahren ist es möglich, auch primäre Lebertumore, wie das Karzinom, zu identifizieren. Die Durchführung einer Leberpunktion (Ort der Punktion wird zuvor meist mit Hilfe des Ultraschalles oder des CT markiert) kommt dann zum Einsatz, wenn trotz Bildgebung unklar ist, um welche Art von Lebertumor es sich handelt. Anhand der Bestimmung von spezifischen Blutwerten sowie der Tumormarker AFP und CA19-9 können zusätzliche Informationen über das Vorliegen eines Leberkrebses gewonnen werden.
Therapie des Leberkrebses und der Lebermetastasen
Wird die Diagnose eines bösartigen Lebertumors gestellt, stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Je nach Lokalisation, Anzahl und Größe des Tumors, kann operativ der befallene Teil der Leber entnommen werden: wird nur ein Teil der Leber entfernt, spricht man von der sogenannten Leberteilresektion, wird die Hälfte des Organs entfernt, von der sogenannten Hemihepatektomie.
Bis zu 75% der Leber können entfernt werden, da sich das Organ binnen sechs bis zwölf Wochen wieder nachbildet und alle Funktionen für den Organismus übernehmen kann. Die Durchführung der Leberteilresektion als auch die der Hemihepatektomie erfolgt in Schlüssellochtechnik (= Laparoskopie), einer minimal-invasiven Operationsmethode. Diese ist für die*den Patient*in weniger belastend, da es durch die kleine Schnittführung zu einer geringeren Zerstörung von Gewebe kommt. Bereits nach ca. vier Tagen kann die*der Patient*in bei komplikationslosem Verlauf das Spital verlassen, eine anschließende Chemotherapie kann früher als üblich gestartet werden und man behält nur kleine Narben.
Sollte jedoch ein inoperabler Tumor vorliegen, d.h. die Entfernung des Leberkrebses nicht möglich sein, steht als weitere Therapiealternative die Radiofrequenzablation (RFA) zur Verfügung. Hierbei wird der Tumor mit Hilfe einer Nadel, welche in die Leber eingeführt wird, durch Erzeugen von großer Hitze zerstört. Ebenso bieten wir eine absolut innovative Behandlung des Leberkrebses an: das Nanoknife. Dieses Behandlungsverfahren wird v.a dann eingesetzt, wenn der Krebs aufgrund seiner Lage schwer erreichbar ist. Bei dieser nicht-thermischen Therapieform des Leberkrebses werden selektiv die Tumorzellen durch örtlich begrenzte elektrische Felder zerstört und umliegendes, nicht von Krebs befallenes Gewebe, somit geschont. Eine weitere Möglichkeit, um den Tumor aber auch Lebermetastasen zu zerstören, bietet die transarterielle Chemoembolisation, auch TACE genannt. Hierbei werden Blutgefäße, die den Tumor mit Nähstoffen speisen, durch Verabreichung von Chemotherapeutika, verstopft. Ein Zugrundegehen der Tumorzellen kann dadurch erzielt werden.
Um für jeden einzelne*n Patient*in das optimale Therapieverfahren zu eruieren und somit auch die bestmögliche Heilung zu erzielen, erfolgt vor Therapiebeginn ein Besprechen der erhobenen Befunde an unserem speziellen Tumorboard. Im Beisein von Chirurg*innen, Hämatoonkolog*innen, Internist*innen und Radiolog*innen wird sodann individuell für die*den Patient*in das bestmögliche Therapiekonzept erstellt.
Früherkennung und Vorsorge
Der Leberkrebs, v.a. das hepatozelluläre Leberkarzinom, zählt größtenteils zu den Wohlstandserkrankungen. Übermäßiger Alkoholkonsum führt zur Schädigung der Leber – als Folge entsteht die Leberzirrhose, welche eine irreversible Schädigung des Lebergewebes darstellt. Ist die Leber bereits einmal zirrhotisch verändert, ist oft das Karzinom die Folge. Durch ausgewogene, vitamin – und balaststoffreiche sowie fettreduzierte Ernährung kann dem bösartigen Lebertumorleiden vorgebeugt werden. Regelmäßige Gesundenuntersuchungen (klinische Untersuchung, Bildgebung, Blutabnahme) aber auch Selbstbeobachtung (siehe Symptome) kann eine vorzeitige Erkennung des Tumorleidens ermöglichen.