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Ordensklinikum Linz

Wir sind wichtige „Nebenfiguren“ in den Lebensgeschichten unserer PatientInnen - Am Puls Ausgabe 07

Datum: 26.01.2021

OA Dr. David Fuchs scheint nahezu mühelos in verschiedene Welten einzutauchen – die der Medizin und jene der Literatur. Sein zweiter Roman „Leichte Böden“ erschien im Frühjahr 2020. Im September startete der Onkologe und Palliativmediziner dann seinen Dienst im Ordensklinikum Linz. Er zeigt, dass man sich nicht zwingend für einen Tätigkeitsbereich entscheiden muss, sondern – mit Disziplin, gegenseitiger Unterstützung und gutem Zeitmanagement – mehrere Leidenschaften verfolgen kann.

Sie sind sowohl Mediziner als auch Schriftsteller. Wie „passen“ diese zwei Tätigkeitsbereiche zusammen?

OA Dr. David Fuchs: Einerseits sind die Berufe völlig unterschiedlich – als Schriftsteller arbeitet man größtenteils alleine, ist innerhalb einer Geschichte vollständig handlungsfähig und kann (und darf) alles, während das in der Medizin gerade nicht der Fall ist. Andererseits gibt es starke Gemeinsamkeiten, indem etwa die Beschäftigung mit Erzählstrukturen und mit der Sprache das Bewusstsein für die Geschichten, die Betroffene erzählen, schärft. Gerade in der Medizin sind wir als Gesundheitspersonal oft wichtige „Nebenfiguren“ an entscheidenden Wendepunkten in den Lebensgeschichten unserer PatientInnen.

Was fasziniert Sie am Fachbereich Onkologie bzw. Palliativmedizin?

Fuchs: Ich wollte mich immer entweder der Palliativmedizin, der Onkologie oder der Anästhesie widmen – weil mich diese Fächer, der enge PatientInnenkontakt und die essenziellen Lebensfragen, die hier auftauchen, faszinierten. Die ersten beiden Fächer sind es dann geworden, und ich bin froh, dass ich mich jetzt ganz auf die Palliativmedizin konzentrieren kann.

Werte spielen am Ordensklinikum Linz eine wichtige Rolle – welche sind für Sie von besonderer Bedeutung?

Fuchs: Ich lege Wert auf Offenheit, Empathie und Klarheit – im Umgang miteinander und auch mit PatientInnen. Außerdem ist mir das Bewusstsein für die eigenen Grenzen und die eigene Verantwortung sowie größtmögliche Toleranz gegenüber meinen Mitmenschen wichtig. 

Ehemann, Vater zweier Kinder, Mediziner und Schriftsteller – wie bringen Sie das alles unter einen Hut?

Fuchs: Dazu ist viel Disziplin nötig – und tägliches Arbeiten, kein Warten auf Inspiration. Ich schreibe oft, wenn die Kinder schlafen, oder frühmorgens. Aber auch im Zug, wenn ich zu Fortbildungen oder Lesungen fahre. Meine Frau und ich unterstützen uns auch viel gegenseitig, um einander Zeit zu geben.

Wo finden Sie Ruhe und Entspannung? Wofür sind Sie dankbar?

Fuchs: Beim Lesen (häufig), beim Sport (viel zu selten) und mit meinen Kindern (fast immer). Derzeit bin ich dankbar für das Gesundheitswesen in Österreich, für neue berufliche Möglichkeiten und dafür, dass ich mir, im Gegensatz zu vielen anderen Menschen in diesem Land, keine Sorgen um meinen Job oder meine Existenz machen muss.

Welches Buch lesen Sie gerade? Welche AutorInnen haben Sie besonders beeinflusst?

Fuchs: Ich lese gerade „Das Leiden anderer betrachten“ und andere Essays von Susan Sontag, außerdem Gedichte, nämlich „Nachthimmel mit Austrittswunden“ von Ocean Vuong. Mein Lieblingsautor ist Paul Celan, dessen hundertster Geburtstag und fünfzigster Todestag sich 2020 jähren.

Worauf freuen Sie sich 2021?

Fuchs: Auf meinen Gedichtband „Handbuch der Pflanzenkrankheiten“, der im ersten Halbjahr 2021 erscheinen wird. Und darauf, dass dann hoffentlich die Pandemie so weit eingedämmt sein wird, dass es wieder tolle Lesungen geben kann. Und natürlich auf spannende berufliche Projekte sowie auf Reisen mit meiner Familie.

 

Dr. David Fuchs
Bildrechte: Daniela Fuchs

 

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Die Bücher von David Fuchs sind im Haymon Verlag erschienen:
www.haymonverlag.at/autoren/david-fuchs
Mehr über den Autor auf:
www.davidfuchs.at