Patient*innen, die mit Verdacht auf eine bösartige Erkrankung überwiesen werden, bekommen innerhalb einer Woche einen Termin zur Begutachtung und Abklärung.
Das Gynäkologische Tumorzentrum wurde 2013 gegründet und ist ins Tumorzentrum am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern eingebettet. Im selben Jahr erfolgte die Erstzertifizierung nach OnkoZert durch die Deutsche Krebsgesellschaft. Wie jedes Tumorzentrum unterzieht es sich jährlichen Kontrollen, um die hohe Qualität in der Diagnostik und Therapie unter Beweis stellen zu können. Dabei werden die Prozesse von einer unabhängigen Expertenkommission nach OnkoZert überprüft. Weiters ist das Zentrum seit 2016 gemeinsam mit dem Krankenhaus Barmherzige Schwestern Ried als erstes österreichisches Zentrum nach den Kriterien von Doc-Cert zertifiziert. Die Behandlung an einem zertifizierten Zentrum bietet den Patient*innen den Vorteil, dass sie nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie von Operateur*innen mit hoher Expertise behandelt werden. OÄ Dr.in Judith Lafleur, stellvertretende Leiterin der Abteilung für Gynäkologie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern und Leiterin des Gynäkologischen Tumorzentrums, betont: „Zentren müssen nicht nur eine gewisse Fallzahl an Operationen aufweisen, sondern die Operateur*innen müssen Qualitätskriterien erfüllen und es muss auch eine Mindestanzahl an Operationen pro Operateur*in nachgewiesen werden.“ Die regelmäßig stattfindenden Audits dienen zudem der Evaluierung der Daten.
Über 150 Erstdiagnosen jährlich
Seit der Gründung 2013 konnte das Zentrum die Fallzahlen der Erstdiagnosen fast verdoppeln. Jährlich werden über 150 Frauen, die an neu diagnostizierten, bösartigen gynäkologischen Tumoren erkranken, behandelt. Die Abteilung für Gynäkologie des Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern setzt sich bereits seit den Anfängen der gynäkologischen Onkologie intensiv mit weiblichen Tumorerkrankungen auseinander und hat sich dadurch zu einer der erfolgreichsten in Österreich etabliert. Sie zählt gemeinsam mit der Universitätsklinik Wien und der Universitätsklinik Innsbruck zu den Top 3 der zertifizierten gynäko-onkologischen Zentren in Österreich und ist somit kompetenter Ansprechpartner für Frauen mit gynäkologischen Krebserkrankungen in Oberösterreich.
Therapeutisches Leistungsspektrum
Am Gynäkologischen Tumorzentrum werden alle malignen Tumore der weiblichen Genitalorgane therapiert. Die häufigste Krebserkrankung ist das Endometriumkarzinom, gefolgt von Ovarial-, Tuben- und Peritonealkarzinom und dem Zervixkarzinom. Seltener sind Vulva- und Vaginalkarzinome. OÄ Lafleur schildert die Vorteile der Behandlung im Tumorzentrum: „Die Tumortherapie wird beginnend bei der Diagnose inklusive aller Abklärungsmöglichkeiten komplett aus einer Hand angeboten.“ Für die Diagnostik stehen Schichtbildgebungen wie Standard-CT, PET-CT und MRT zur Verfügung, aber auch Histologie und molekularpathologische Untersuchungen werden im ambulanten bzw. stationären Setting durchgeführt. Aus therapeutischer Sicht nimmt die Chirurgie – von multidisziplinären Radikaloperationen über minimalinvasive Onko-Chirurgie, laparoskopischer Wertheim bis hin zu Sentinel-Lymphknoten-Techniken u. a. – nach wie vor einen hohen Stellenwert ein. „Bei ausgedehnten Operationen arbeiten wir im Zentrum häufig interdisziplinär mit anderen Fachrichtungen wie Chirurgie, Plastische Chirurgie oder Urologie zusammen. Beispielsweise ist bei einem fortgeschrittenen Ovarialkarzinom in 70 Prozent der Fälle eine Zusammenarbeit mit den Chirurg*innen notwendig. Zu den ausgedehnten Operationen zählen auch Lappenplastiken nach Vulva-Karzinomen, diese werden gemeinsam mit der Plastischen Chirurgie vorgenommen“, erläutert OÄ Lafleur. Alternativ bzw. begleitend werden für alle Patient*innen je nach Erkrankung und Stadium der Erkrankung konservative Therapien wie klassische Chemotherapie, Immuntherapie, zielgerichtete Tumortherapie, Antikörpertherapie sowie Strahlentherapie maßgeschneidert durchgeführt. Medizinische Neuerungen In den letzten Jahren hat die Immuntherapie bei der Behandlung des Endometriumkarzinoms an Bedeutung gewonnen. Voraussetzung dafür ist die präzisere molekulargenetische Diagnostik. OÄ Lafleur erläutert: „Durch das Ansprechen der molekulargenetischen Tumormarker kann genauer differenziert werden, auf welche Therapie ein Tumor anspricht.“ Die Immuntherapie kommt für jene Patient*innen infrage, die ein Rezidiv oder ein fortgeschrittenes Endometriumkarzinom haben. Beim Ovarialkarzinom hingegen kommt fast immer eine zielgerichtete Therapie mittels PARP-Inhibitoren (Enzym Poly-ADP-Ribose-Polymerase) zur Anwendung. Diese blockieren die Reparaturmechanismen von Tumorzellen und führen dadurch zum Absterben dieser Zellen. „Die Medikamente werden als Erhaltungstherapie nach abgeschlossener Operation und Chemotherapie für einen Zeitraum von ca. zwei bis drei Jahren eingenommen“, berichtet OÄ Lafleur. Zur Abklärung, ob ein maligner Tumor vorliegt, führt das Tumorzentrum Operationen wie zum Beispiel Konisationen und Gebärmutterspiegelungen auch in Lokalanästhesie durch. Weiters bietet die Abteilung seit 2021 ein geriatrisches Assessment zur besseren gesamtheitlichen Beurteilung der Patient*innen an. Dieses dient zur Abklärung von Fähigkeiten, Ressourcen und Einschränkungen der Patient*innen. Das Ergebnis des Assessments fließt in das individualisierte therapeutische Vorgehen ein.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Alle Patient*innen mit der Erstdiagnose eines gynäkologischen Malignoms werden im interdisziplinären Tumorboard vorgestellt. Dieses findet einmal wöchentlich unter der Teilnahme von Fachexpert*innen aus den Abteilungen Hämato-Onkologie, Radioonkologie, Pathologie, Radiologie, Nuklearmedizin, Urologie, Chirurgie und Klinische Psychologie statt. Interessierte Zuweiser*innen können ebenfalls am Tumorboard teilnehmen. Im Team wird abteilungsübergreifend für jede*n Patient*in ein individueller Therapieplan erstellt.
OÄ Dr.in Judith Lafleur, stellvertretende Leiterin der Abteilung für Gynäkologie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern und Leiterin des Gynäkologischen Tumorzentrums
Begleitung und weitere therapeutische Angebote
Neben der Betreuung durch Fachärzt*innen mit zertifizierten internationalen Spezialausbildungen werden die Patient*innen am Gynäkologischen Tumorzentrum von Pelvic Care Nurses durch alle Phasen der Behandlung begleitet. Diese sind für die Betreuung onkologischer Patient*innen spezialisierte Pflegefachkräfte. OÄ Lafleur sagt: „Sie betreuen unsere Patient*innen während der Chemotherapie, organisieren eine Reha sowie bei Bedarf diverse Hilfsdienste, sie koordinieren physikalische Termine wie Lymphdrainage oder informieren über unser umfassendes komplementärmedizinisches Angebot.“ Das Angebot der Pelvic Care Nurses kann nicht nur auf der Gynäkologischen Station genutzt werden, sondern die Patient*innen können sich bei aufkommenden Fragen und Anliegen auch telefonisch von zu Hause aus melden.
Pelvic Care Nurses begleiten die Patient*innen durch alle Phasen der Behandlung.
Weiters sind die klinische Psychologie sowie die Ernährungsmedizin in die Behandlung integriert. Außerdem bietet die Abteilung eine pharmakologische Visite auf der Station, bei der eine Pharmazeutin die Krankengeschichten auf Arzneimittelinteraktionen prüft. „Das Pharmazeutische Konsil wird im Arztbrief angeführt und ist somit für die niedergelassenen Kolleg*innen sichtbar“, erklärt OÄ Lafleur. Bei der Betreuung von Patient*innen mit fortgeschrittenen Erkrankungen arbeitet das Team eng mit den Kolleg*innen der Palliativstation zusammen. Die onkologische Nachsorge findet entsprechend dem oberösterreichischen Nachsorgeplan im niedergelassenen Bereich statt. Bei Auffälligkeiten sollte eine sofortige Überweisung an die Abteilung erfolgen. Therapien auf dem neuesten Stand der Wissenschaft Bereits seit 1991 werden laufend klinische Studien an der Abteilung durchgeführt. Die Teilnahme der Abteilung an internationalen medizinischen Studien und die Durchführung eigener Studien sichert den Ärzt*innen Wissen auf höchstem Niveau. OÄ Lafleur sagt: „Damit können wir den Patient*innen Therapien und diagnostische Konzepte nach dem neuesten Stand der medizinischen Wissenschaft unter streng kontrollierten Bedingungen klinischer Studien anbieten.“ Außerdem veranstaltet die Abteilung regelmäßige Fortbildungen für niedergelassene Kolleg*innen. „Wir freuen uns, dass unser Fortbildungsangebot österreichweit großen Anklang findet“, schließt OÄ Lafleur ab.
Kontakt für Zuweiser*innen
Gynäkologisches Tumorzentrum des Ordensklinikum Linz
Mo – Fr, 08.00 – 15.00 Uhr Terminvergabe unter: Tel.: 0732 7677 - 7264
www.ordensklinikum.at/gynaekologisches-tumorzentrum