Kinderurologie 2021: Was gibt es Neues?
Am 20. Mai 2021 ging das Webinar Kinderurologie 2021 erfolgreich über die Bühne. Auf Einladung von Prim. Univ.-Doz. Dr. Josef Oswald, FEAPU, Vorstand der Abteilung für Kinderurologie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, gaben Kinderurologen kompakte und praxisnahe Einblicke in die wichtigsten Neuerungen der Kinderurologie.
Die Veranstaltung fand zum ersten Mal online statt, und hier zeigte sich auch ein großer Vorteil dieses Formats: über 370 Ärztinnen und Ärzte − nicht nur aus Österreich, sondern auch aus Deutschland und der Schweiz – bildeten sich fort und erhielten live und via Chat Antworten auf ihre Fragen. Folgend lesen Sie Auszüge aus den Vorträgen.
FÄ Dr. Manuela Hiess, FEBU, FEAPU berichtete über die Diagnostik des Hodenhochstands (Kryptorchismus) sowie der Hypospadie und klärte über die richtigen Zeitpunkte für therapeutische Interventionen auf. So ist eine (neoadjuvante) Hormontherapie beim Kryptorchismus zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat indiziert, ein chirurgischer Eingriff im 12. Lebensmonat. Ziel ist es, das Fertilitätspotential des nicht deszendierten Hodens zu erhalten. Bei der Hypospadie liegt das optimale Zeitfenster für eine Operation zwischen dem 3. und 15. Lebensmonat. Ziele sind u. a. ein normales Erscheinungsbild des Penis und ein gerader Harnstrahl zu rekonstruieren.
OA Priv.-Doz. Dr. Bernhard Haid, FEAPU war aus Mannheim zugeschalten und gab ein Update zum kindlichen Harnwegsinfekt (HWI). Die unspezifische Symptomatik bei Säuglingen, aber auch bei so manchem Kleinkind, erschwert die Diagnose. Es gilt HWI-Rezidive, einen Nierenfunktionsverlust und andere Langzeitfolgen zu verhindern. OA Haid ging deshalb insbesondere auf die Vor- und Nachteile von diagnostischen Methoden wie Sonographie, DMSA-Scan, Miktionszystourethrogramm (MCUG) und PIC-Zystographie ein.
FÄ Dr. Christa Gernhold referierte über die Diagnose und operative Therapie der prä- und postnatalen Hydronephrose. Es ist die häufigste pränatal diagnostizierte Fehlbildung, von der männliche Feten bzw.
Knaben doppelt so häufig betroffen sind wie weibliche. Dr. Gernhold präsentierte den Einsatz des percutanen vesicoamniotischen Shuntings bei posterioren Urethralklappen und schilderte das Vorgehen bei der Abklärung der postpartalen Hydronephrose, sowie die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Katheter die bei der Nierenbeckenplastik zum Einsatz kommen.
OA Dr. Christoph Berger, FEAPU berichtete über Neuigkeiten bezüglich der kindlichen Nephrolithiasis. Diese ist von der Inzidenz her am Zunehmen, am deutlichsten bei 12-17-Jährigen. Die Bildgebung erfolgt vorrangig mittels Ultraschall unter Nutzung des Twinkling-Artefakts. Ein Miktionszysto-Urethrogramm (MCU) hat hingegen keinen Stellenwert. Hinsichtlich der Therapie klärte Berger über den Stellenwert von Alphablockern, jener der Extrakorporalen Stosswellenlithotripsie (ESWL) und der minimal invasiven perkutanen Nephrolitholapaxie (Mini-PCNL) auf.
OA Dr. Mark Koen, FEAPU schilderte − anhand von anschaulichen Fallbeispielen − die Probleme und Fallstricke die es in der Transition von der Kinder- in die Erwachsenenurologie zu bewältigen gilt. Dabei betonte er die wichtige Rolle die niedergelassenen Allgemeinmediziner und Fachärzte in der Betreuung der Patienten. Diese können beratend tätig sein, Routinekontrollen durchführen und auch die Diagnostik und Therapie nach Rücksprache mit Spezialzentren übernehmen.
Ass. Dr. Jonas Thüminger gab einen Einblick in das therapeutische Vorgehen bei Blasenfunktionsstörungen und stellte die Blasenschule der kinderurologischen Ambulanz des Ordensklinikum Linz vor. Letztere findet nach der Abklärung der Kinder statt, Voraussetzung ist deren Schulreife bzw. Fähigkeit zur Mitarbeit. Der Ersttermin wird in Form einer Gruppenschulung abgehalten, nachfolgend können tagesstationäre Einzeltermine mit einer individuellen Beratung in Anspruch genommen werden.