Aktuelles

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Ordensklinikum Linz

Zwei Kardiologie-Abteilungen mit gemeinsamen Zielen

Datum: 12.09.2022

Egal, ob Zuweiser*innen ihre Herzpatient*innen an die Kardiologie der Barmherzigen Schwestern oder an jene der Elisabethinen überweisen: Sie werden vollumfänglich betreut – wenn erforderlich, von Spezialist*innen aus beiden Häusern. Die beiden Abteilungen ergänzen sich hinsichtlich ihres Leistungsangebots und arbeiten intensiv zusammen. Seit Jahresbeginn stehen ihnen mit Prim. Dr. Andreas Winter und Prim. Priv.-Doz. Dr. Martin Martinek, MBA neue Leiter vor. Mit beiden hat AM PULS über die enge Zusammenarbeit, ihre Ziele sowie über die Herausforderungen gesprochen.

 

Enge Zusammenarbeit

Der Schwerpunkt der Interne 2 der Barmherzigen Schwestern liegt in der konservativen Kardiologie: „Die nichtinvasive Abklärung von kardialen Fragestellungen wie Dyspnoe und Herzinsuffizienz, die Betreuung und Nachsorge von kardiologischen und kardioonkologischen Patient*innen sowie die Akut- und Notfallmedizin sind unsere Kernaufgaben“, erklärt Prim. Winter. Der Schwerpunkt der Interne 2 der Elisabethinen liegt mit der Koronarangiographie, der Herzschrittmacher- und ICD-Implantation sowie der Elektrophysiologie in der invasiven Kardiologie. „Auf dem Gebiet der Elektrophysiologie und Rhythmologie zählen wir österreichweit zu den führenden Zentren“, so Prim. Martinek. Um das breite Leistungsspektrum und die Expertise in beiden Häusern halten zu können, erfolgt die kardiologische Ausbildung von Jungärzt*innen nach einem Rotationsprinzip, also durch beide Abteilungen. Die Elisabethinen decken den interventionellen Teil ab, bei den Barmherzigen Schwestern wird der Nachwuchs intensivmedizinisch geschult. Ärzt*innen erlangen somit ein breites kardiologisch-internistisches Wissen.

 

Gemeinsame Bereitschaftsdienste

„Die Ausbildung der Jungmediziner*innen ist mir ein besonderes Anliegen. Sie findet auf hohem Niveau statt und funktioniert nur durch die enge Kooperation beider Standorte“, erläutert Prim. Winter. Sie ist auch deshalb so wichtig, weil die beiden Abteilungen zwei von drei Aufnahmetagen von Linz und Umgebung bestreiten. „Vor allem die Akut- und Notfallversorgung der Patient*innen erfordert hohe personelle Kapazitäten. Mit dem Rotationsprinzip in der Ausbildung und der Möglichkeit für unsere Ärzt*innen, die Expertise der jeweils anderen Abteilung zu nutzen, sind die Ausbildung und hohe fachliche Kompetenz gesichert. Patient*innen sind an beiden Standorten optimal betreut“, verdeutlicht Prim. Martinek. Akute Notfälle, wie ein ST-Hebungsinfarkt, werden immer direkt zu den Elisabethinen gebracht.

 

Wartezeiten werden verkürzt

Die beiden neuen Primarärzte haben sich für die Zukunft viel vorgenommen. Die konservative Kardiologie am Standort Barmherzige Schwestern wird ihren großen Stellenwert beibehalten. Die Abklärung von kardialen Erkrankungen durch bildgebende Verfahren nimmt einen immer wichtigeren Stellenwert ein, sodass invasive Abklärungen reduziert werden können: „Aktuell wird noch sehr breit invasiv abgeklärt, sprich die Koronarangiographie wird für viele Ausschlussdiagnosen herangezogen. Wir werden – internationalen Guideline-Empfehlungen folgend – die Vordiagnostik und den nichtinvasiven Bereich mit Stressechokardiographie, Koronar-CT und Koronar-FFR-Messung ausbauen“, schildert Prim. Winter. Hier hinein spielen auch die Terminvergaben. „Wir arbeiten intensiv daran, die Wartezeiten auf invasive Behandlungen zu verkürzen. Wir wollen Termine innerhalb von vier Wochen nach der Zuweisung ermöglichen, bei Herzkathetern schaffen wir dies bereits. In anderen Bereichen, wie der Elektrophysiologie, sind die Wartezeiten leider lang. Medizinisch dringlich zu behandelnde Patient*innen ziehen wir natürlich vor“, versichert Prim. Martinek. Prim. Winter ergänzt: „Über die Ambulanzen filtern wir jene Patient*innen heraus, die mit nichtinvasiven Lösungen das Auslangen finden, um für jene mit zeitnahen Indikationen für eine invasive Diagnostik Platz zu schaffen.“

 

Schwerpunkte werden ausgebaut

Beiden Primarii ist es ein Anliegen, ihre Abteilungen sowohl regional als auch national zu positionieren und damit für die Zukunft zu wappnen. „Mittel- und langfristig ist es wichtig, eine breite Versorgung für Linz und Umgebung anzubieten. Aufgrund von Veränderungen in extramuralen Strukturen werden wir – gemeinsam mit den Elisabethinen – vor allem das akut- und notfallmedizinische Angebot verbessern und weiterentwickeln“, sagt Prim. Winter. Die Elisabethinen forcieren die nichtinvasiven Schwerpunkte Herzinsuffizienz und pulmonale Hypertension (PH). „Wir haben hier österreichweite Topexpert*innen und wollen uns als nationales Zentrum etablieren, an das auch andere Häuser kardiologisch angebunden sind“, kündigt Prim. Martinek an. In Planung ist außerdem eine Erweiterung der Spezialambulanz für PH-Patient*innen, um diese Patient*innen an beiden Standorten qualitativ hochwertig betreuen zu können. „Mittelfristig wollen wir uns innerhalb der fünf kardiologischen Abteilungen der Vinzenz Gruppe als Referenzzentrum positionieren und diesen Leistungen anbieten bzw. Kooperationen mit ihnen eingehen“, schildert Prim. Martinek. Die Elektrophysiologie ist ein Beispiel für einen gelungenen Austausch: Das Rhythmuslabor der Elisabethinen ist bereits ein überregionales Zentrum und baut eine entsprechende Einrichtung im Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien auf.

3D-Darstellung des linken Vorhofes und der Ablationen im Rahmen einer Pulmonalvenenisolation bei Vorhofflimmern
3D-Darstellung des linken Vorhofes und der Ablationen im Rahmen einer Pulmonalvenenisolation bei Vorhofflimmern

 

Aktuelle Herausforderungen

Um all diese Ziele erreichen zu können, müssen große Anstrengungen geleistet, Investitionen getätigt und Probleme gemeistert werden: „Die Aufrechterhaltung der qualitativ hochwertigen Patientenversorgung trotz Pandemie und die damit einhergehenden personellen Herausforderungen bringen uns aktuell an unsere Grenzen. Dennoch haben wir es geschafft, alle Patient*innen bestens zu versorgen“, ist Prim. Winter stolz. Handlungsbedarf sieht er in der großen Anzahl an elektiven Patient*innen mit nicht dringlichem Behandlungsbedarf, die in der Akut- oder Notfallmedizin landen und noch zu wenig in die Fachambulanzen zugewiesen werden.

Personal im nichtärztlichen Bereich zu finden und zu halten ist eine Aufgabe, der sich Prim. Martinek stellt. „Pflegepersonal und Ärzt*innen sind ein Team und ziehen an einem Strang. Nur zusammen schaffen wir es, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Wir sind bemüht, gemeinsam mit den Verantwortlichen der Pflegeberufe, Maßnahmen zu setzen, um die Pflege zu entlasten“, kündigt der Kardiologe an.

 

Neue Ambulanzen und Innovationen

Aktuell wird am Ordensklinikum Linz eine kardioonkologische Ambulanz implementiert, die onkologische Patient*innen mit kardialen Problemen adressieren wird.

• In Planung ist der Aufbau einer zusätzlichen Ambulanz für PH-Patient*innen am Standort Barmherzige Schwestern, um die Kapazitäten der großen PH-Spezialambulanz am Standort Elisabethinen zu erweitern.

• Am Standort Elisabethinen wird eine Abteilung in eine wochenklinische Abteilung umfunktioniert, in der ausschließlich elektive Patient*innen behandelt werden. Damit können Kapazitäten besser genutzt und personelle Ressourcen geschont werden.

• Heuer wird ein System für die Pulsed field ablation (PFA) von Vorhofflimmern angeschafft, von der noch bessere Ergebnisse und eine höhere Sicherheit als bei derzeitigen Systemen erwartet werden. Die Technologie wurde bei den Elisabethinen bereits in einer Studie eingesetzt und soll in zwei weiteren Zulassungsstudien der FDA etabliert werden.

• Eine vielversprechende Methode, die bereits angeboten wird, ist die physiologische Schrittmacherstimulation (Conduction System Pacing, CSP). Die Kombination aus Elektrophysiologie und Device-Implantation stimuliert das Reizleitungssystem des Herzens direkt.

• Angeboten wird nun auch die Koronarangiographie bei Chronic Total Occlusion (CTO). Damit lassen sich chronisch verschlossene Herzkranzgefäße bei symptomatischen Patient*innen aufwändig wieder eröffnen.

 

Kontakt:

Abteilung Interne 2 Kardiologie am Ordensklinikum Linz Elisabethinen

Abteilung Interne 2 Kardiologie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern