Das Leben, so wie wir es gewohnt sind, gibt es derzeit nicht. Wichtige und notwendige Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus greifen in alle Lebensbereiche ein und haben unseren Alltag grundlegend verändert. Physisch Abstand halten aber menschlich zusammenrücken lautet die Devise. Auch die Konvente sind gesellschaftliche „Biotope“, die es zu schützen gilt. Wir haben nachgefragt, wie sich das Leben in der klösterlichen Gemeinschaft der Elisabethinen und der Barmherzigen Schwestern verändert hat.
Die Elisabethinen haben ihre Gemeinschaft für die Dauer der Krise in einen „internen“ und einen „externen“ Konvent geteilt. Beide Bereiche sind räumlich strikt getrennt: das betrifft die Schlaf-, Wohn und Essbereiche ebenso wie die Gebetsräume, Treppenaufgänge und Freiluftzonen. In der „internen“ Zone kümmern sich Sr. Rosa, Sr. Mathilde und Sr. Luzia um jene Mitschwestern, die diese Klausur nicht verlassen dürfen. „Und wir setzen auch tatsächlich keinen Schritt über die Klostertüren hinaus“, bemerkt Sr. Rosa und lacht ins Telefon. Überhaupt komme der Humor in diesen Zeiten nicht zu kurz, das bestätigt auch Sr. Josefa, die zum „externen Konvent“ zählt, also jenen Schwestern, die im Krankenhaus arbeiten und keinen direkten Kontakt zu den Mitschwestern im internen Bereich haben.
Überall im Kloster werden die Hygienevorschriften penibel eingehalten, ebenso das Abstandhalten. So sitzt man etwa in der Kapelle und beim Mittagessen versetzt gegenüber und winkt einander oft und gerne zu. Auch das Gemeinschaftsleben wurde in beiden Bereichen heruntergefahren. Man betet gemeinsam die Vesper und hält im Stillen Anbetung vor dem Allerheiligsten. Die Hl. Kommunion wird nur per Hand und nur an Festtagen gespendet.
Sowohl Sr. Rosa als auch Sr. Josefa bestätigen, dass es ihnen gut gehe, sie sich sicher und geborgen fühlen und die Gemeinschaft auch dann trage, wenn der Kontakt auf ein Minimum reduziert ist.
Manchmal muss Sr. Rosa die eine oder andere ältere Mitschwester an die strengen Regeln erinnern. Alle nutzen ihre Zeit intensiv zum Gebet, denn „wir haben so viel im Haus mitzutragen!“ sagt Sr. Rosa. Und Sr. Josefa möchte alle Leserinnen und Leser dieser Sonderausgabe ermutigen, den Kopf nicht hängen zu lassen und mit Zuversicht anzunehmen, was uns allen jetzt auferlegt ist.
Sr. Luzia hat in der Bauernstube kürzlich ein ermunterndes Plakat aufgehängt, worauf zu lesen ist: „Die erste Woche in Isolation ist vorbei. Gemeinsam schaffen wir das!“
Auch bei den Barmherzigen Schwestern macht sich die Krise bemerkbar
Ausgangsbeschränkungen, Hygienemaßnahmen und Reduktion der sozialen Kontakte werden strikt eingehalten. Sr. Maria Michaela, Oberin des Linzer Konvents konnten wir für das Gespräch daher leider nicht besuchen. Sie schildert uns aber am Telefon sehr eindrucksvoll, wie sich das Zusammenleben der geistlichen Schwestern in den vergangenen Wochen verändert hat: „Wir nehmen die Krise genauso wahr, wie alle anderen. Aktuell gehen wir gar nicht raus. Außer auf den Dachgarten, der ist gerade Gold wert. Wir haben uns auch in zwei Gruppen geteilt, die getrennt voneinander zu unterschiedlichen Zeiten essen. An den Tischen im Speisesaal dürfen nicht mehr als zwei Leute sitzen. Bewusst so viel Abstand zu halten, ist ungewohnt.“ Besonders Wert gelegt wird auf die Gesundheit jener Schwestern, die zur Risikogruppe zählen. „20 Mitschwestern nehmen die Mahlzeiten in ihren Zimmern zu sich“, berichtet die Oberin. Sehr dankbar sei sie für den Zusammenhalt im Haus sowie für die Unterstützung, die der Konvent vom Krankenhauspersonal erhält.
Die strengen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus gelten auch in der Kirche. So dürfen beim Gebet nur zwei Personen jeweils am Ende einer Reihe sitzen, eine Bank dazwischen muss frei bleiben – so lautet die Empfehlung des Hygieneteams, an die sich die Schwestern auch halten. „Bald wird uns die Kirche zu klein“, sagt Sr. Maria Michaela und lacht. „Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass die Gebete trotz Abstand viel näher und intensiver geworden sind.“
Der Krise blicke man bei den Barmherzigen Schwestern mit Respekt, aber auch mit Hoffnung entgegen. „Zu Beginn hatte ich schon etwas Angst, wir sind ja auch nur Menschen. Aber vor kurzem hatte ich eine enorme Zuversicht gespürt“, beschreibt Sr. Maria Michaela ihr Erleben der Krise. Eine Botschaft, die ihr selber Mut macht möchte Sie auch mit allen Mitarbeitenden teilen: „Wir können nicht tiefer fallen als in Gottes Hände. Ich bin sehr dankbar für diesen Halt!“