Aktuelles

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Ordensklinikum Linz

Nierentransplantation ermöglicht ein neues Leben

Datum: 05.10.2021

Am Ordensklinikum Linz Elisabethinen werden Nieren nach dem Letztstand der Wissenschaft transplantiert. Auch Blutgruppen-inkompatible Transplantationen werden durchgeführt.

 

Die Nierentransplantation (NTx) ist ein spitzenmedizinisches und hochkomplexes Therapieverfahren. Sie ist für jene Patienten angezeigt, die dialysepflichtig sind bzw. deren Organ unter anderem aufgrund einer Glomerulonephritis, einer diabetischen Nephropathie oder wegen Zystennieren versagt.

 

60 Transplantationen pro Jahr

In Österreich finden pro Jahr etwa 700 Organtransplantationen statt, 400 davon betreffen die Niere. Die Arbeit des zuständigen Teams ist interdisziplinär, sowohl Chirurgen und Anästhesisten als auch Nephrologen und Urologen sind daran beteiligt. „Seit 1974 werden Patienten mit chronischem Nierenversagen am Ordensklinikum Linz Elisabethinen nierentransplantiert. Das Transplantationszentrum ist neben Wien, Graz und Innsbruck eines von vier in Österreich“, schildert Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Függer, Vorstand der Abteilung für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß-, Thorax- und Transplantationschirurgie, Ordensklinikum Linz Elisabethinen.

Er und Prim. Priv.-Doz. Dr. Daniel Cejka, Vorstand der Abteilung für Nephrologie und Transplantationsmedizin, Ordensklinikum Linz Elisabethinen, leiten das Transplantationszentrum gemeinsam. „Das Nierentransplantationsprogramm am Ordensklinikum Linz läuft seit Jahren hervorragend, wir sind Maximalversorger auf dem letzten Stand der Wissenschaft. Jährlich führen wir etwa 60 Transplantationen durch“, berichtet Prim. Cejka. Das Ordensklinikum Linz ist auch für die Transplantkoordination aller Organe in Oberösterreich zuständig – eine äußerst aufwendige, weil zeitkritische Arbeit. 

„Trotz der Widerspruchslösung ist die Anzahl der Organspender in Österreich leider zu niedrig, entsprechend lang ist die Warteliste“, macht Prim. Cejka aufmerksam und wünscht sich, dass von Ärzten mehr potentielle Organspender an die Transplantkoordination gemeldet werden. „Es geht hier nicht nur um die Nieren, sondern auch um andere lebenswichtige Organe wie Herz, Lunge oder Leber. Unser Koordinationsteam steht mittels Rufbereitschaft an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden am Tag zur Verfügung und übernimmt den organisatorischen Aufwand der Spendermeldung“, so Prim. Cejka. Die Wartezeit auf eine post mortale Nierenspende beträgt in Österreich etwa 3,5 Jahre. 

 

Lange Tradition im Bereich Lebendspende

Im Jahr 2019 gab es österreichweit 309 NTX mit Spenden von Verstorbenen und 77 von Lebendspendern. 20 Lebendspenden wurden in Linz transplantiert, die zweithöchste Anzahl in Österreich – und nebenbei erwähnt, der größte Anteil an Lebendspenden gemessen an der zuvor erwähnten Gesamtzahl von 60 NTX. „Die Lebendspende hat im Vergleich zur postmortalen Spende einige Vorteile“, erklärt Prim. Függer. „Das Organ steht üblicherweise schneller zur Verfügung. Sie eröffnet die schonende Option einer präemptiven Nierentransplantation, ohne chronische Dialyse im Vorfeld. Und zuletzt besteht bei der Lebendspende die Möglich keit, gegen die Blutgruppe zu transplantieren, die sog. AB0-inkompatible Transplantation. In diesem Bereich sind wir und das AKH Wien führend.“ Seit 2006 bietet das Ordensklinikum Linz überdies die minimalinvasive laparoskopische Lebendspende an. „Wir waren und sind auch noch heute Vorreiter dieser Technik, die weltweit als First-Line-Methode der Nierentransplantation mit einer Lebendspende gilt“, hebt Prim. Függer hervor.

 

Versorgung vor und nach dem Eingrif

Nicht jeder Dialysepatient ist fit genug für eine NTX. Im Rahmen von stationären Aufenthalten bieten die Elisabethinen daher eine Durchuntersuchung zur Transplanteignung an. Diese sog. Checkups beinhalten circa 25 Untersuchungen, vom einfachen EKG über Gastro- und Koloskopien, in manchen Fällen bis hin zur Koronarangiographie, und sind nicht nur eine Arbeitserleichterung für Zuweiser, sie bedeuten aufgrund des One-Stop-Shop-Prinzips außerdem einen deutlich geringeren Aufwand für die Patienten. Je schneller ein Patient auf die Warteliste gesetzt werden kann, desto eher kann er ein Organ erhalten. Nach der Transplantation verbleiben die Patienten drei Monate am Zentrum in ambulanter Nachbetreuung. „Bei unkomplizierten Verläufen erfolgt dann die weitere Betreuung in den jeweiligen nephrologischen Ambulanzen in Wohnortnähe des Patienten. Sollten dann doch Probleme auftreten, stehen wir als Ansprechpartner für die betreuenden Ärzte natürlich jederzeit zur Verfügung“, so Prim. Cejka.

Ein wesentliches Standbein der Nachsorge ist die Immunsuppression. „Heute werden typischerweise drei niedrig dosierte Immunsuppressiva kombiniert, um die Therapie nebenwirkungsarm zu gestalten und um ein breites Wirkspektrum zu erzielen. Eine mögliche Nebenwirkung ist das erhöhte Risiko, Krebs zu entwickeln, die häufigsten sind Hauttumoren. Diese Patienten gilt es auch im niedergelassenen Bereich einmal pro Jahr beim Dermatologen kontrollieren zu lassen“, macht Prim. Függer aufmerksam. Bei Spendern wiederum ist eine jährliche Kontrolle der Nierenwerte erforderlich.

 

Transplantation

 

Medizinische Neuigkeiten

Das Ordensklinikum Linz beteiligt sich aktuell an einigen Studien, um die Therapiemöglichkeiten zu verbessern. Ein klassisches Problem in der Nachsorge ist die richtige Dosierung der Immunsuppression. Bei zu viel Immunsuppression kommt es zu Infekten, die mitunter auch schwer oder lebensbedrohlich sein können. Bei zu niedriger Immunsuppression steigt die Rate an Abstoßungen, es droht der Organverlust. Beim EU-weiten Forschungsprojekt TTV GUIDE TX, an dem das Transplantzentrum des Ordensklinikum Linz Elisabethinen als Konsortium-Partner teilnimmt, wird eine Steuerungsmöglichkeit der Immunsuppressionsdosis untersucht. Verwendet wird dazu der Nachweis des rezent entdeckten Torque-Teno-Virus (TTV), das bei vielen Menschen im Blut nachweisbar ist, aber keine bislang bekannte Krankheit auslöst. Bei Menschen mit einem starken Immunsystem sind die TTV-copies im Blut eher niedrig. Bei Immunsuppression, wie bei Transplantierten notwendig, wird das Virus vermehrt repliziert, die TTV-copies im Blut steigen. „Das TTV ist sozusagen eine Art ,Immunometerʻ, das eine Aussage über den Grad der Immunkompetenz bzw. -suppression erlaubt“, erklärt Prim. Cejka. Das TTV könnte somit als Marker für eine optimale Dosierung von immunsuppressiven Medikamenten fungieren. Die Immunsuppression könnte dann nicht mehr wie bislang üblich nach dem Blutspiegel von Medikamenten oder dem Körpergewicht dosiert werden, sondern nach TTV-copies im Blut. Das Ziel sind weniger Infektionen und weniger Abstoßungen durch die individualisierte Steuerung der Immunsuppression. Bei Interesse finden Sie mehr zur Studie (inkl. Video) unter www.ttv-guide.eu. In einer weiteren Studie wird die Impfantwort von mit COVID-19-Vakzinen geimpften Transplantationspatienten erforscht. Über die Ergebnisse lesen Sie in der kommenden AM-PULS-Ausgabe.

„Kürzlich haben wir besondere Patientenfälle international publiziert, die aufzeigen, dass sich die medizinischen Grenzen für Transplantationen verschieben. So konnten wir bei einem Patienten mit stabiler chronischer myeloischer Leukämie (CML) eine Nierentransplantation durchführen. Krebserkrankungen galten bislang als Ausschlusskriterium für Transplantationen, da die Immunsuppression das Krebswachstum befeuern kann“, berichtet Prim. Cejka. Ein Problem, mit dem Ärzte nach wie vor zu kämpfen haben, ist die hohe Mortalität von Dialysepatienten. „Die mittlere Lebenserwartung eines 50-jährigen Patienten mit Nierenversagen, der eine Dialyse erhält, beträgt nur acht bis neun Jahre. Somit haben manche Krebspatienten eine bessere Prognose als Dialysepatienten. Mit einer Transplantation kann die restliche Lebenszeit verdoppelt bis verdreifacht werden, bei deutlich besserer Lebensqualität im Vergleich zu jener bei einer Dialyse“, verdeutlicht Prim. Cejka.

 

Die Zukunft des Transplantationszentrums

Um stetig am letzten Stand der Wissenschaft zu bleiben, wird das Nierentransplantationszentrum am Ordensklinikum Linz Elisabethinen in den kommenden Jahren weiterentwickelt. Dafür wurde eigens eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe eingerichtet, die von Seiten der Chirurgie mit OÄ Dr.in Christiane Sophie Rösch und OA Dr. Manfred Kalteis , sowie von Seiten der Nephrologie mit Priv.-Doz.in Dr.in Maria Haller MBA, MSc und OA Dr. Wolfgang Enkner besetzt wurde. 

 

Kontakt:

Transplantationszentrum am Ordensklinikum Linz Elisabethinen
www.ordensklinikum.at/transplantationszentrum
Rufbereitschaft der Spendenkoordination: 0732 7676 - 4390