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Ordensklinikum Linz

Neues Medikament für Blutkrebspatienten

Datum: 13.09.2018

Jedes Medikament bzw. jede Behandlung, die heute standardmäßig bei Patienten in einem Spital angewendet wird, wurde zuvor in Krankenhausstudien – sog. klinischen Studien – mithilfe von Patienten, speziellen Prüfärzten und wissenschaftlichem Personal getestet. Das war schon so bei der heute standardmäßig angewendeten Herzkatheter Behandlung und das ist auch so bei einem neuen Virusprophylaxe-Medikament, das in Zukunft stammzelltransplantierten Patienten gegeben werden kann, um den Behandlungserfolg zu verbessern.

Auch Univ.- Doz. Dr. Johannes Clausen, Hämato-Onkologe am Ordensklinikum Linz Elisabethinen durfte sich mithilfe der Servicestelle für klinische Studien sowie 12 stammzelltransplantierten Patienten des OKL Elisabethinen 2018 an einer Phase 3-Studie beteiligen. Medikamente und Behandlungsmethoden, die bei dieser Studienform eingesetzt werden, haben sich bereits in früheren Phasen der klinischen Forschung  (in sog. Phase 1 und 2 Studien) an vielen anderen Patienten als sicher und verträglich erwiesen und werden seit 10 bis 15 Jahren beforscht.

Neues Medikament zur Virusprophylaxe von Zytomegalie-Viren

Bei der Phase-3 Studie wurde nun an Blutkrebs erkrankten und stammzelltransplantierter Patienten ein neues Medikament mit dem Wirkstoff Letermovir überprüft, das Reaktivierungen von Zytomegalie-Viren (CMV) verhindert. Nahezu jeder zweite Österreicher trägt diese Viren in sich, ohne dass es zu köperschädigenden Reaktionen kommt, weil sie vom Immunsystem kontrolliert werden. Bei stammzelltransplantierten Patienten ist das leider anders.

OA Dr. Clausen: „Während der Behandlung müssen wir das Immunsystem stark unterdrücken, was dazu führt, dass sich die Zytomegalie-Viren oftmals vermehren und Lungen-, Leber- oder Darmentzündungen verursachen können. Auch die erwünschte Blutbildung wird häufig beeinträchtigt, und es kann eine gefürchtete Spender-gegen-Empfänger-Reaktion (GvH) ausgelöst werden. Im schlimmsten Fall kann die Virusreaktivierung sogar zu einer vollständigen Abstoßung des Transplantats führen.

Bisher konnten wir die an Blutkrebs erkrankten Patienten nur wöchentlich untersuchen und bei einer Virus-Vermehrung ein sehr starkes Virusmedikament verabreichen. In der Regel durften wir dieses Medikament aber nicht länger als ca. 3 bis 4 Wochen geben, weil die Patienten sonst starke Nebenwirkungen hatten und es zu einer Unterdrückung der Blutbildung im Knochenmark kam.

Mithilfe des neuen vorbeugenden Medikaments können wir dies nun weitgehend verhindern. Es ist im Gegensatz zu den anderen Virusmedikamenten bei den meisten Patienten recht gut verträglich und kann über 3 Monate verabreicht werden, ohne dass sich das Blutbild verschlechtert.

Studienadministratorin Sarah Panholzer mit OA Dr. Clausen und Blutkrebspatient

Insgesamt wurde das neue Medikament weltweit an über 500 Patienten getestet. An der Studie durften nur ausgewählte europäische, asiatische und US-amerikanische Stammzelltransplantationszentren teilnehmen. Dr. Clausen: „Die meisten Patienten, die dieses neue Arzneimittel erhalten haben, hatten im Beobachtungszeitraum keine einzige Virusreaktivierung. Während Patienten, die Placebo-Tabletten eingenommen hatten, natürlich schon Reaktivierungen hatten, was wir heute wissen, da die sogenannte Verblindung (Arzt und Patient wissen zunächst beide nicht ob der Wirkstoff oder ein Placebo eingenommen wird) in Bezug auf die Studienmedikation nach Abschluss der Studie aufgehoben wurde.“

Der neue Virusprophylaxe-Medikament wurde bereits von der Europäischen Arzneimittelkommission freigeben und für alle hämato-onkologischen Patienten zugelassen.

Allgemeines zum Thema Klinische Studien

 

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Hämato-Onkologie

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