Prim.a Dr.in Martina Basziszta leitet seit 1. Juli das Institut für physikalische Medizin & Rehabilitation am Ordensklinikum Linz Elisabethinen. Evidenzbasierte Medizin ist ihr bei der Versorgung von Patient*innen wichtig und sie plant zahlreiche Neuerungen bei Therapie- und Trainingsangeboten.
AM PULS: Was war Ihre Motivation, sich für die Primariatsstelle im Ordensklinikum Linz Elisabethinen zu bewerben?
Prim.a Basziszta: Ich habe einen Teil meiner Ausbildung am Ordensklinikum Linz Elisabethinen absolviert. Neben der Fachexpertise hat mir der von hoher Wertschätzung geprägte Umgang der Kolleg*innen miteinander gefallen. Nach meiner langjährigen Tätigkeit als Oberärztin am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr war ich vier Jahre lang selbstständig, und da haben mir der Krankenhaus-Ablauf und die Zusammenarbeit in multidisziplinären Teams doch sehr gefehlt.
Welche Behandlungsschwerpunkte setzt die Physikalische Medizin am Ordensklinikum Linz?
Basziszta: Unsere Schwerpunkte sind die Therapie von onkologischen, pneumologischen und kardiologischen Patient*innen sowie die Beckenbodentherapie beim Mann.
Welche Rolle spielt die Physikalische Medizin in der Versorgung von Tumorpatient*innen?
Basziszta: Im onkologischen Bereich betreuen wir z. B. Patient*innen mit Lymphödemen, Narbenschmerzen, Inkontinenz, Schmerzen und mit Metastasierung im muskuloskelettalen Bereich. Wir nehmen eine wichtige Rolle im Zuge der Dekonditionierung der Patient*innen ein, tragen dazu bei, den Abbau der Leistungsfähigkeit zu stoppen, und wir behandeln Funktionseinschränkungen, die die Patient*innen bei Alltagsaktivitäten erleben.
Zu welchem Zeitpunkt kommen die Patient*innen in Kontakt mit der Physikalischen Medizin?
Basziszta: Wir arbeiten ausschließlich auf Zuweisung und sind manchmal bereits an der Abklärung beteiligt. Wir therapieren Patient*innen während der laufenden Chemotherapie. Wir unterstützen Patient*innen präoperativ mit einer Atemtherapie, sodass sie in einer guten Verfassung in die OP gehen. Postoperativ kommen sie zu uns zur Mobilisierung. Es spielt keine große Rolle, ob unsere Behandlung während laufender oder abgeschlossener Chemotherapie erfolgt – wir haben immer ein Auge auf alle Kontraindikationen oder Begleiterscheinungen. Es ist fast zu jedem Zeitpunkt eine angepasste Therapie möglich.
Welche Pläne und Ziele haben Sie für die Abteilung?
Basziszta: Ich möchte die Evidenz in der Therapie hochhalten. Wir diskutieren im Team zweimal pro Woche aktuelle Studien, deren Erkenntnisse in unsere Arbeit einfließen. Neue Daten zeigen bspw., dass bei einer chemotherapieinduzierten Polyneuropathie präventiv sensomotorisches Training oder Vibrationstraining eingesetzt werden kann, sodass keine oder nur geringe Nebenwirkungen auftreten. Wir beginnen daher parallel zur Chemotherapie mit dem Training.
Was die Trainingstherapie betrifft, wollen wir für gewisse Indikationen, wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), für onkologische, pneumologische und kardiologische Patient*innen effektive und sichere Trainingsprogramme etablieren. Mit diesen können sie im niedergelassenen Bereich weitertrainieren.
Für Dialysepatient*innen planen wir ein Kraft- und Ausdauer-Training, das während der Dialyse stattfinden kann. Daten zeigen, dass ein Training während der Dialyse die Lebensqualität verbessert und die chronische Müdigkeit reduziert. Weiters werden wir unser apparativtherapeutisches Spektrum erweitern und z. B. die Stoßwelle auch in der chronischen Wundbehandlung einsetzen.
Ein physikalisches Training erfordert Disziplin, damit sich Erfolge zeigen. Wie motivieren Sie Ihre Patient*innen?
Basziszta: Wichtig ist die gute Aufklärung. Wenn die Patient*innen wissen, dass sie durch ein regelmäßiges Training sowohl das Outcome ihrer Grunderkrankung als auch die Nebenwirkungen der Therapie positiv beeinflussen können, ist das ein großer Motivationsfaktor.
Prim.a Dr.in Martina Basziszta
Viele Patient*innen sind dankbar, dass sie eine Selbstwirksamkeit haben. Durch das Training merken sie rasch eine Verbesserung der Lebensqualität und der Leistungsfähigkeit; das ist eine Motivation, am Ball zu bleiben.
Wie sehen Sie die Physikalische Medizin der Zukunft?
Basziszta: Noch steckt die digitale Medizin in den Kinderschuhen. Gewisse Kontrollen oder Patientenkontakte könnten künftig – abhängig von der körperlichen Konstitution der Patient*innen – online stattfinden. Apps zur Trainingsanleitung werden vermehrt Einzug halten. Ein weiteres Thema ist die Weiterentwicklung spezieller Therapien mit Geräten, wie etwa die Magnetfeldoder die Stoßwellentherapie.
Wie sieht es mit der Zusammenarbeit mit den Zuweiser*innen aus?
Basziszta: Wir wollen ein starker Kooperationspartner sein. Neben den gängigen Fragestellungen decken wir auch eine Heimtherapiegeräte- oder Hilfsmittelverordnung oder eine Rehabilitationsberatung ab. Ich möchte die Kommunikation weiter verbessern, etwa durch eine Kurzinfo zum Mobilitätszustand der Patient*innen im Arztbrief.
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