Im Jahr 2025 überschreitet das Ordensklinikum Linz als erstes Krankenhaus in Österreich die Marke von 1.000 Ablationen jährlich. Dieser Meilenstein unterstreicht die seit 25 Jahren führende Rolle des Ordensklinikums Linz in der Behandlung von Herzrhythmusstörungen, insbesondere Vorhofflimmern. Vorhofflimmern ist die weltweit häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung. Millionen Menschen leiden unter Herzrasen, Luftnot, Müdigkeit und einem deutlich erhöhten Schlaganfallrisiko.
Die Basis für die modernen Behandlungsmethoden wurde 1998 gelegt, als eine Publikation im New England Journal of Medicine zeigte, dass elektrische Störimpulse aus den Lungenvenen Auslöser des Vorhofflimmerns sind – und dass sie durch Katheterablationen gezielt ausgeschaltet werden können. Bereits drei Jahre später startete das Ordensklinikum Linz als erstes Haus Österreichs mit dieser Therapie.
Von den Anfängen zur 3D-Navigation
Während zu Beginn die Eingriffe ausschließlich unter Röntgendurchleuchtung erfolgten, revolutionierten in den 2000er-Jahren dreidimensionale, „GPS-artige“ Systeme die Prozeduren. Sie erlauben eine präzise Darstellung des Herzens in Echtzeit und verringern die Strahlenbelastung erheblich. So lassen sich heute hochauflösende 3D-Karten mit millimetergenauer Anatomie des Herzens und elektrischer Aktivität erstellen – die Basis für sichere und effektive Eingriffe.
„25 Jahre Erfahrung bedeuten nicht nur technologische Weiterentwicklung, sondern auch persönliche Patient*innengeschichten. Unser Ziel ist es, Betroffenen Mut zu machen – mit der Botschaft: Vorhofflimmern ist gut behandelbar, und oft sogar heilbar“, betont Prim. Priv.-Doz. DDr. Martin Martinek, MBA, FHRS, FESC, Leiter der Abteilung für Innere Medizin 2 - Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin.
„Heute sehen wir, wie sich Millionen Menschen weltweit dank der Ablation eine bessere Lebensqualität sichern“, sagt Univ.-Prof. OA Dr. Helmut Pürerfellner. Einer seiner Patient*innen war auch Ferdinand Hirscher, der Vater von Ski-Star Marcel Hirscher. Hirscher lebte mehr als 20 Jahre mit Vorhofflimmern, bis er sich nach einem Schlaganfall am Ordensklinikum Linz operieren ließ. „Vorhofflimmern ist ein ausgesprochen unangenehmes Gefühl, wie bei einem Auto, das mit nur drei Zylindern läuft. Nach dem Eingriff geht es mir nun gesundheitlich wieder gut, und ich kann ohne Einschränkungen all meinen sportlichen Aktivitäten nachgehen”, ist Hirscher mit dem Ergebnis seiner Ablation zufrieden.
Sicherheit und hohe Erfolgsraten
Die Eingriffe erfolgen heute in tiefer Sedierung (Dämmerschlaf) – ähnlich wie bei einer Darmspiegelung. Die gesamte Eingriffsdauer hat sich von früher vier Stunden auf mittlerweile unter 60 Minuten reduziert, bei rund zwei Tagen stationärem Aufenthalt.
„Für komplexe Ablationen gilt: Routine ist entscheidend. Ein Rhythmologe sollte mindestens 100 Eingriffe pro Jahr durchführen, um konstante Qualität garantieren zu können”, so Prim. Priv.-Doz. DDr. Martinek, MBA, FHRS, FESC.
Früherkennung von Vorhofflimmern mit „Take the Pulse“
Je früher Vorhofflimmern erkannt wird, desto besser lässt es sich behandeln. Regelmäßige Blutdruck- und Pulskontrollen sind die einfachste Methode zur Früherkennung. Kampagnen wie „Take the Pulse“, bei der darauf hingewiesen wird, wie einfach jede*r seinen Puls messen und dabei Unregelmäßigkeiten erkennen kann, sensibilisieren die Bevölkerung und ermöglichen frühzeitiges Handeln – bevor schwerwiegende Folgen wie Schlaganfälle auftreten.
Die Geschichte der Ablation: Hitze, Kälte, Stromimpulse
Radiofrequenzablation (RF)
Zu Beginn wurden Hitzeverödungen mit einfachen Katheterspitzen durchgeführt. Später kamen gekühlte Katheter, präzise Anpressdruckmessung und der Ablationsindex dazu. Durch „High Power – Short Duration“ werden heute besonders homogene und schnelle Läsionen (Narben) erzielt.
Kryoablation
Zwischen 2005 und 2010 kam als zusätzliche Methode die Vereisung von Lungenvenen mit Ballonkathetern - eine sehr standardisierte Prozedur mit kurzer Lernkurve und zeitlicher Ersparnis in der Prozedur.

Am Bild (v.l.): Dr. Michael Girschikofsky, Ärztlicher Direktor am Ordensklinikum Linz Elisabethinen, Ferdinand Hirscher, Univ.-Prof. OA Dr. Helmut Pürerfellner und Prim. Priv.-Doz. DDr. Martin Martinek, MBA, FHRS, FESC, Leiter der Abteilung für Innere Medizin 2 - Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin.
Pulsed-Field-Ablation (PFA)
Die jüngste und wohl revolutionärste Technologie arbeitet mit ultrakurzen Hochspannungsimpulsen, die Herzmuskelzellen selektiv veröden. Benachbarte Strukturen wie Speiseröhre oder Nerven bleiben dabei unberührt.
Das Ordensklinikum ist aktuell eines der wenigen Zentren in Europa, das das neue AFFERA-System mit dieser Technik einsetzt – österreichweit als erstes Zentrum mit der Anwendungsmöglichkeit dieser Energieform über die Pulmonalvenenisolation hinaus bei anderen Herzrhythmusstörungen.
Entscheidender Vorteil: Wo früher pro Patient*in 50 Läsionspunkte zu je 30 bis 60 Sekunden erforderlich waren, dauert heute die einzelne Stromabgabe nur einige Sekunden. Die gesamte Eingriffsdauer hat sich von vier Stunden auf meist unter 60 Minuten reduziert.
Attraktiver Arbeitsplatz für Medizin und Pflege
„Das Ordensklinikum Linz Elisabethinen ist für kardiologisches Personal in Medizin und Pflege ein reizvoller Arbeitsplatz. Dank des stetigen Fortschritts und der Implementierung neuester Techniken können sich unsere Mitarbeiter*innen permanent weiterentwickeln”, so Dr. Michael Girschikofsky, Ärztlicher Direktor am Ordensklinikum Linz Elisabethinen.
Der hervorragende Ruf der Rhythmologie zeigt sich auch darin, dass Ärzt*innen, die international tätig waren, wieder nach Linz zurückkehren. Ebenso wächst der Anteil an Frauen in der interventionellen Kardiologie. Zudem genießt das Zentrum international hohes Ansehen als Studien- und Ausbildungszentrum: Fellows aus Hongkong, Südafrika, Griechenland und vielen weiteren Ländern kommen nach Linz, um sich in den modernsten Rhythmustechnologien weiterzubilden.
Zahlen und Fakten
- Fünfköpfiges Spezialist*innenteam in der Rhythmologie
- über 1.000 Ablationen pro Jahr
- 80 % der Patient*innen zeigen einen dauerhaften Behandlungserfolg
- das Durchschnittsalter der Patient*innen liegt bei 60 Jahren
Fotocredit: @ Ordensklinikum Linz/Antonio Bayer