Erkrankungen des Beckenbodens sind eine intime Angelegenheit und deshalb oft ein Tabuthema – für Betroffene bedeuten diese einen großen Leidensdruck. Seit mehr als zehn Jahren besteht am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern das Beckenboden Zentrum, das nun erneut nach den strengen Qualitätskriterien der Medizinischen Kontinenz Gesellschaft Österreich (MKÖ) zertifiziert wurde.
Am größten Beckenboden Zentrum Österreichs steht Patient*innen, die unter Senkungs- oder Inkontinenzbeschwerden und anderen Erkrankungen des Beckenbodens leiden, ein interdisziplinäres Team aus verschiedenen Berufsgruppen und Fachbereichen zur Verfügung.
Fast 30 Prozent aller Frauen sind im Laufe ihres Lebens von unwillkürlichem Harn- oder Stuhlabgang, oder Senkungszuständen betroffen, bei Männern ist die Zahl deutlich geringer. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Schwere körperliche Arbeit, chronischer Raucherhusten, Schwangerschaften und Geburten sowie Nervenschädigungen können ausschlaggebend für Beschwerden des Beckenbodens sein. „Obwohl diese Krankheitsbilder nicht lebensbedrohlich sind, schränken der Funktionsverlust von Blase, Darm und Beckenboden die Lebensqualität der Betroffenen enorm ein: Negative Auswirkungen auf das körperliche Wohlbefinden, die Seele, das Sozial- und Sexualleben können die Folge sein“, erklärt der Leiter des Beckenbodenzentrums am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern OA Dr. Franz Roithmeier.
Gelebte Interdisziplinarität seit 10 Jahren
Wird die richtige Diagnose gestellt, kann den Patient*innen in den allermeisten Fällen geholfen werden. Die Sensibilität des Themas erfordert hohe fachliche Kompetenz und Einfühlungsvermögen seitens behandelnder Ärztinnen* und Ärzte* sowie der Pflegeexpertinnen* und –experten*. „Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit über verschiedene Berufsgruppen und Fachbereiche hinweg konnten wir koordinierte Strukturen schaffen, die es uns ermöglichen, Termine und Untersuchungen in vertrauensvoller Atmosphäre zeitnah abzuwickeln und für alle Patientinnen und Patienten einen individuellen Therapieplan zu erstellen“, so OA Dr. Franz Roithmeier. Neben der erneuten Re-Zertifizierung durch die MKÖ darf das Beckenboden Zentrum des Ordensklinikum Linz bereits das zehnjährige Bestehen feiern. Hat man vor zehn Jahren mit einem kleinen Team gestartet, so ist das Beckenboden Zentrum heute ein Zusammenwirken von insgesamt 25 Ärztinnen* und Ärzten*, Therapeut*innen, und Pflegeexpertinnen* und –experten* aus Gynäkologie, Chirurgie, Urologie und Physikalischer Medizin, Innerer Medizin, Pflegeexpertinnen der Kontinenz- und Stomaambulanz, und Ernährungsberatung. „Wir sind zu einem multiprofessionellen Team herangewachsen, das die Patienten ganzheitlich betreut. Darauf bin ich sehr stolz“, resümiert der Zentrumsleiter. „Unsere Patientinnen behandeln wir auf höchstem Niveau und legen besonderen Wert auf berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit.
Die erneute Zertifizierung bedeutet eine Anerkennung der Arbeit unseres Teams des Beckenboden Zentrums und der gesamten Abteilung“, freut sich Prim. Univ.-Prof. Dr. Lukas Hefler, Vorstand der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern und am Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz.
Behandlungs- und Therapieangebote ausgeweitet
Am Beckenboden Zentrum des Ordensklinikum Linz werden Patient*innen aus ganz Österreich behandelt. „In den vergangenen Jahren ist es uns gelungen sowohl die konservative Schiene als auch die chirurgische Behandlung auszubauen“, erklärt Dr. Roithmeier. So setzt man bei der konservativen Behandlung von Inkontinenzbeschwerden beispielsweise vermehrt auf die Magnetstuhltherapie. Hier wirken Magnetfelder gezielt auf die Nerven des Beckenbodens, wodurch die Muskeln zu Kontraktion angeregt, und die Beschwerden gelindert werden. Mit der Einführung von Netz- und Bandoperationen wurde auch das operative Spektrum erweitert und den Trends angepasst.
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