Plan B im Hinterkopf: Anästhesisten und Intensivmediziner diskutieren Strategien für das Ungeplante
Ein Grundprinzip vor, während und nach jeder Operation ist vorausschauende Planung. Anästhesistinnen und Anästhesisten kommt als Überwacher und Sicherer der Lebensfunktionen während und nach dem Eingriff naturgemäß eine besondere Rolle zu. Manchmal ist spontanes und professionelles Handeln bei unerwarteten Komplikationen gefordert. Ein „Plan B“ ist also unverzichtbar. Die heute und morgen stattfindenden, mittlerweile 10. Kongresstage Anästhesie und Intensivmedizin im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz rücken genau diesen Umgang mit dem Ungeplanten ins Zentrum der Diskussion.
Anästhesisten und Intensivmediziner koordinieren die unmittelbare medizinische Betreuung im zeitlichen Umfeld der Operation. Sie klären vor einem Eingriff das Risiko und die Gefährdung durch Begleiterkrankungen und stimmen, wo nötig, mit internistischen Kollegen die Optimierung der Therapie ab. Auch sorgen sie für ausreichende Schmerztherapie bzw. auf den Intensivstationen für die Wiederherstellung der Vitalfunktionen. Unverzichtbar ist dabei intensive Planung, welche für die Patienten die bestmögliche Betreuung sicherstellt.
Unverzichtbar ist aber auch die Überlegung von Alternativen, falls der primäre Behandlungsplan nicht gelingt oder sich ändernde Rahmenbedingungen nach einer neuen Strategie verlangen. Eine spontane Blutung, plötzlich entgleisende Lebensfunktionen, eine unerwartete Komplikation, manchmal auch das harte Faktum, mit den eigenen Möglichkeiten ungeplant an und über medizinische, gesellschaftliche oder ethische Grenze zu kommen – all das verlangt Maßnahmen abseits der Routinearbeit. Medizinische Fachkompetenz steht ebenso wie das Handeln als Mensch auf dem Prüfstand. Ein emotionales Thema, das die diesjährigen Kongresstage Anästhesie und Intensivmedizin aufgreifen.
„Es gibt keine erfolgreiche Anästhesie und Intensivmedizin ohne einen Plan B. Die Hoffnung jedes Anästhesisten lautet, dass Situationen, die diese Alternativszenarien benötigen, gar nicht auftauchen. Sie tun es aber, selten und mit manchmal heftigen Konsequenzen“, sind sich die Organisatoren von Vinzenz Gruppe und der Abteilungen für Anästhesie und Intensivmedizin am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz und am Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz einig. „Solche Szenarien verlangen geradezu nach Interaktion. Neben der unerlässlichen Diskussion wird daher bei den Fallbesprechungen auch ein Digivoting-System zum Einsatz kommen, damit möglichst viele Teilnehmerinnen ihre Sichtweisen einbringen können.“
Beim Kongress werden konkrete Fälle aus der Praxis der rund 240 Teilnehmer aus ganz Österreich vorgestellt, daraus resultierende Szenarien diskutiert und aus medizinischer, kommunikativer, juristischer und ethischer Sichtweise reflektiert.
Bild (Quelle: BHS Linz / Werner Harrer)
Anästhesisten kommt als Überwacher und Sicherer der Lebensfunktionen im OP-Team eine besondere Rolle zu. Auch ungeplante Krisen gehören dazu.