Die Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie wurde 1987 als einzige Vollabteilung in OÖ am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz gegründet. Seine in 30 Jahren erworbene Exzellenz und herausragende chirurgische Pionierleistungen haben das Team zu einem nationalen und internationalen Aushängeschild des heutigen Ordensklinikums Linz Barmherzige Schwestern gemacht.
Die Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie beschäftigt sich mit Form und Funktion der menschlichen Körperoberfläche und hat mit vielen Fachrichtungen enge Berührungspunkte. Sie umfasst die Deckung oder den Ersatz von Defekten am gesamten Körper, insbesondere bei Fehlbildungen, Gewebsverlusten durch Unfall, Tumore, Verbrennung und andere Ursachen. Auch die kosmetische Chirurgie mittels Gewebetransfer und Gewebetransplantation, wobei die damit verbundene funktionelle Wiederherstellung im Mittelpunkt steht, gehört zum Spektrum.
Univ.-Prof. Dr. Michael Bauer baute bis 2005 die zuerst auf 15 Betten und 2 Ärzte beschränkte Abteilung zur derzeitigen Größe von 28 Betten und 12 Ärztinnen und Ärzten aus. Seit 2006 wird sie von Prim. Dr. Thomas Hintringer geleitet. 3.029 Operationen im Jahr 2016 – die Abteilung liegt damit österreichweit auf Platz 2 – illustrieren den hohen Bedarf. Patienten aus ganz Oberösterreich und aus den angrenzenden Bundesländern werden betreut.
Schwerpunkt: Rekonstruktionen nach Tumorerkrankungen
Speziell in der Wiederherstellung der Körperform und -funktion nach Tumorerkrankungen werden plastisch-rekonstruktive Techniken eingesetzt. Experten der Abteilung sind bei der interdisziplinären Therapie in den onkologischen Zentren daher von Anfang an dabei. „Unser Spektrum reicht vom Brustaufbau nach Teil- oder Vollamputation, über die Wiederherstellung von Augenlidern, mund- und gesichtschirurgischen Eingriffen, Deckung großer Haut- und Muskeldefekte bis hin zum Beckenboden. Neben der funktionalen Rekonstruktion ist auch die ästhetische Wiederherstellung ein umfangreiches Aufgabengebiet. Haut,- Gewebe und Muskeltransplantationen kombiniert mit modernster Narben- und Laserchirurgie ermöglichen in vielen Fällen sehr ansprechende Ergebnisse. Insbesondere im Gesicht, in sichtbaren Körperbereichen und bei der weiblichen Brust kann damit den betroffenen Patientinnen und Patienten auch ihr Selbstwertgefühl nach schweren krebsbedingten Eingriffen zurückgegeben werden“, erklärt Primarius Dr. Thomas Hintringer die vielfältigen Aufgaben seiner Abteilung an Oberösterreichs onkologischem Leitspital.
Pionierleistung: Neue Nase aus Rippenknorpel auf Stirn geformt
Ein österreichweit besonders spektakulärer Eingriff half beispielsweise einem 58-jährigen Patienten, dessen gesamt Nase infolge eines aggressiven Tumors amputiert werden musste. „Wir haben aus einem Rippenknorpel auf der Stirn eine Nase geformt. Diese Tragestruktur wurde dann unter die Stirnhaut- und das darunter liegende Gewebe eingebracht, wo dieses im Laufe von 6 Wochen am Knorpel anwuchs. Als nächster Schritt wurde dieser Aufbau vom umgebenden Haut- und Gewebematerial auf der Stirn getrennt, nach unten geschwenkt, auf die verbliebenen Fragmente der amputierten Nase gesetzt. Nach weiteren 6 Wochen war die neue Nase dann angewachsen und konnte optisch sukzessive weiter verbessert werden. Die Haut auf der Stirn bildete sich relativ rasch neu, die Narben werden mittels Laser nachbehandelt und verblassen immer mehr“, erklärt OÄ Dr. Andrea Oßberger, die gemeinsam mit Primarius Hintringer den Eingriff vorgenommen hat.
Hoher plastisch-chirurgischer Bedarf in vielen Fachgebieten
Auch abseits von Krebs ist die Kompetenz der Abteilung gefragt. Fehlbildungen der weiblichen Brust, der Hände oder im Gesicht stellen einen weiteren wichtigen Arbeitsschwerpunkte dar. Durch die Eingriffe kann für viele betroffene Patienten ein neben den körperlichen Beschwerden auch psychisch sehr belastender Leidensweg beendet werden.
Das Gleiche gilt für Problemfälle von chronischen Wunden bis komplizierten Defekten nach Operationen oder Verletzungen. Im hauseigenen Laserzentrum werden beispielsweise Narben oder Hautdefekte therapiert. Ebenso ist die Behandlung vaskulärer Anomalien (Tumore und Fehlbildungen von Blut- und Lymphgefäßen) eine Spezialkompetenz der Abteilung.
Ein weiteres wichtiges Gebiet stellen Eingriffe wie Bodylift und Abdominoplastik dar. Diese Techniken kommen etwa bei Adipositas-Patienten nach extremen Gewichtsverlusten zum Einsatz. Großflächig überschüssige Haut-, Fett- und Gewebepartien werden entfernt und die darunterliegenden Muskeln gestrafft. Neben der funktionalen Wiederherstellung bedarf es umfangreicher Erfahrung, um den Betroffenen auch aus ästhetischer Sicht die Rückkehr in ein neues Leben zu ermöglichen.
Großes Aufsehen erregte 2015 auch eine der österreichweit ersten Handnerventransplantation. Hier ersetzte das Chirurgenteam einen durch einen Unfall zerstörter Handnerv durch ein speziell aufbereitetes Nervenstück eines verstorbenen Spenders. Das Resultat übertraf alle Erwartungen – die Sensibilität der zuvor völlig gefühllosen Hand konnte praktisch vollständig wieder hergestellt werden.
Fotos:
Bild 1: Nasenrekonstruktion auf der Stirn
Bildtext: Mit einer innovativen plastisch-chirurgischen Technik baute OÄ Dr. Andrea Oßberger für einen Krebspatienten eine neue Nase auf der Stirn auf und replantierte sie anschließend an der Amputationsstelle.
Bild 2: Fokus Brust
Bildtext: Wiederaufbau oder Korrektur von Fehlbildungen der weiblichen Brust bilden einen Schwerpunkt der Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. Hier berät OÄ Dr. Veronika Patzer Kohlmayr eine Patientin.
Bild 3: Ärzteausbildung
Bildtext: Fordernde Ausbildung: 22 Ärztinnen und Ärzte haben in Abteilung bisher die hochspezialisierte Kunst der Plastischen Chirurgie erlernt.
Bild 4: Prim. Dr. Thomas Hintringer Porträt
Bildtext: Primarius Dr. Thomas Hintringer leitet die Abteilung seit 2006
Bildquellen: Ordensklinikum Linz / Herbe (1,2), Werner Harrer (3,4)