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Ordensklinikum Linz

Wertearbeit zwischen Tradition und Gegenwart

Datum: 07.04.2025

Warum es in einem Ordensspital im 21. Jahrhundert Wertearbeit braucht und welche Vorteile sich daraus für Patient*innen und Mitarbeiter*innen ergeben, erklärt die neue Wertevorständin des Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, Mag.a Rosmarie Kranewitter-Wagner.

 

AM PULS: Sie sind seit 1.1.2025 als Wertevorständin am Ordensklinikum Linz tätig. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?

Mag.a Kranewitter-Wagner: Ich finde es bemerkenswert, dass im Ordensklinikum Linz das Thema „Werte“ zentral mit einer Wertevorständin verankert ist. Es ist eine spannende Aufgabe, das Wertethema mit Schnittstellen zu Seelsorge, Ethik, Personalentwicklung, Kommunikation, Employer Branding u.v.m. in die verschiedenen Bereiche einzubringen.

 

Wie ist Ihr Werdegang?

Mag.a Kranewitter-Wagner: Ich habe Erziehungswissenschaften, Psychologie und Soziologie studiert und den Lehrgang „Integrative Organisationsberatung“ absolviert. Ich war lange am Institut Suchtprävention/pro mente OÖ tätig und habe dabei mit Führungskräften und Steuerungsgruppen in Unternehmen gearbeitet. Weiters war ich freiberufliche Integrative Organisationsberaterin. Ich engagiere mich als Pfarrgemeinderätin und bin als Leiterin des Fachteams Kinderliturgie der Pfarre Ottensheim ehrenamtlich aktiv.

 

Warum braucht ein Ordensspital im 21. Jahrhundert Wertearbeit? Was sind Ihre Aufgaben?

Mag.a Kranewitter-Wagner: Die Grundidee ist, die Haltung, den Geist und die Werte des Ordens weiterzuführen, auch wenn die geistlichen Schwestern im operativen Alltag nicht mehr so präsent sind. Christliche Werte wie Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sollen im modernen Krankenhauskontext weiterentwickelt und verständlich gemacht werden. Es ist meine Aufgabe, diese so zu formulieren, dass sich z. B. auch eine muslimische Ärztin damit identifizieren kann, selbst wenn sie andere Begriffe verwenden würde.

 

Was sind weitere zentrale Werte, die die Unternehmenskultur im Ordensklinikum Linz widerspiegeln?  

Mag.a Kranewitter-Wagner: Die Patient*innen sind uns in ihrer Ganzheit und Individualität wichtig, das ist ein wesentliches Ziel, das es in der täglichen Betreuung und Begleitung zu verwirklichen gilt. Hier bietet das Ordensklinikum Linz Unterstützung durch die Seelsorge oder Klinische Psychologie an. Weiters ist ein gutes Miteinander der Beschäftigten wichtig, denn das ist die Voraussetzung dafür, gut für die Patient*innen sorgen zu können. Jede*r hat einen gleichwertigen Beitrag bei der Erfüllung einer gemeinsamen Aufgabe zu leisten.

 

Können Sie Beispiele nennen, wie diese Werte in die tägliche Praxis einfließen?

Mag.a Kranewitter-Wagner: Die klinische Ethikarbeit ist bei uns im Haus schon lange etabliert. Sie sensibilisiert Mitarbeiter*innen für ethische Fragen, unterstützt bei schwierigen Entscheidungen und bearbeitet aktuelle Themen. Ein anderes Beispiel ist die hohe fachliche Qualität auf unserer Palliativstation, wozu auch die Seelsorge einen wichtigen Beitrag leistet. Das Ordensklinikum Linz zeigt soziales Engagement, etwa mit dem Vinzenzstüberl oder mit Operationen von Kindern aus anderen Ländern. Und wir pflegen das Miteinander im Unternehmen durch Gesten der Wertschätzung und eine besondere Feierkultur.

 

Der Arbeitsdruck im Gesundheitsbereich hat zugenommen. Wie kann es dem Personal trotzdem gelingen, „menschlich“ und wertschätzend zu agieren?

Mag.a Kranewitter-Wagner: Eine gewisse „Menschenfreundlichkeit“ ist Voraussetzung, um in einem Krankenhaus zu arbeiten. Durch neue Impulse am Arbeitsplatz, z. B. bei Einstiegsfortbildungen, können sich Mitarbeiter*innen damit auseinandersetzen, was sie antreibt und mit welcher Haltung sie Patient*innen begegnen wollen. Sie lernen die Werte des Ordensklinikum Linz kennen und können reflektieren, was diese für die eigene Tätigkeit bedeuten. Vielleicht kommt unser Motto „Der Not der Zeit begegnen, um die Menschen wieder froh zu machen“ zum Vorschein – in verschiedensten Ausprägungen.

 

 

Mag. Kranewitter-Wagner

Mag.a Rosmarie Kranewitter-Wagner, Wertevorständin des Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern

 

 

Es ist eine zutiefst sinnstiftende Betätigung, Menschen ein paar Schritte auf ihrem Weg zu begleiten. Die Mitarbeiter*innen sind auch Menschen mit Bedürfnissen und Grenzen, und eine hohe Betreuungsqualität bei gleichzeitig hohem Arbeitsdruck zu gewährleisten ist ein Spannungsfeld, das man nicht negieren darf. Daher sehe ich es auch als meine Aufgabe, gute Arbeitsbedingungen mitzugestalten.

 

Wie wollen Sie die gelebte Kultur weiterentwickeln?

Mag.a Kranewitter-Wagner: Als Wertevorständin ist es mir wichtig, trotz der Unternehmensgröße – im Ordensklinikum Linz arbeiten rund 3.950 Menschen – das „Ohr nahe dran zu haben“, und ich werde daher den persönlichen Kontakt zu den Mitarbeiter*innen suchen. In enger Zusammenarbeit mit Mag.a Agnes Retschitzegger, Wertevorständin im Ordensklinikum Linz Elisabethinen, möchte ich auf aktuelle Herausforderungen reagieren und auf Basis unserer christlichen Werte die Kultur an beiden Standorten weiterentwickeln.

 

Wie finden Sie Entspannung in Ihrer Freizeit?

Mag.a Kranewitter-Wagner: In meiner Freizeit bin ich am liebsten mit meiner Familie in den Bergen unterwegs, im Sommer bei Wanderungen und im Winter bei Skitouren. Konzert- und Theaterbesuche sind für mich Nahrung für die Seele.

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