Kurzfristige Dienstpläne, zusammenarbeiten mit neuen Teams, körperliche und psychische Belastung aber auch starker Zusammenhalt prägen seit Wochen den Arbeitsalltag unserer Kolleginnen und Kollegen in der Pflege. Sandra Homack und Andrea Zeko arbeiten auf der Station 2A der chirurgischen Abteilung am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. Im Frühjahr war 2A zur Corona-Verdachtsstation umfunktioniert, jetzt liegen dort bestätigte Fälle. Anna-Jasmin Janßen betreut auf der Intensivstation der Elisabethinen schwersterkrankte Covid-Patienten. Die drei Kolleginnen haben uns einen Einblick in ihre Arbeit gewährt.
„Jeder Tag ist eine neue Herausforderung“, sagt Sandra Homack. Sie und Andrea Zeko betreuen so wie viele andere Kolleginnen und Kollegen seit Wochen Corona-Patienten – Krisenmodus statt geordneter Normalbetrieb. „Es gab plötzlich so vieles worauf man achten muss“, erzählen beiden Pflegekräfte. Von anderen Diensteinteilungen, peniblen Hygieneregeln, intensivere Betreuung bis hin zu bürokratischem Mehraufwand. „Wir haben zwar am Tag davor die Dienstpläne, aber es gibt trotzdem viele Dinge, die man in der Früh vor Ort erst planen kann. Man muss überlegen: Wer ist am Stützpunkt? Wer geht in die Gruppe? Wer schleust sich zuerst ein?“, schildert Sandra Homack die besondere Situation. Dass 2A jetzt aber einer reine „positive Station“ sei, macht die Sache einfacher, erklären die beiden: „Dadurch, dass wir jetzt nur mehr bestätigte Corona-Fälle betreuen, müssen wir uns nicht mehr bei jedem Patienten an- und ausziehen. Das spart etwas Zeit.“
Besonders herausfordernd sei in der aktuell auch der Umgang mit dem Sterben, erzählen Sandra Homack und Andrea Zeko: „Selbst, wenn sich die engsten Angehörigen noch verabschieden können, müssen diese auch die vollständige Schutzkleidung tragen, wenn sie das Patientenzimmer betreten. Normalerweise würden wir den Patienten und auch den Angehörigen in dieser schweren Situation beistehen. Es schmerzt sehr, dass das nun nicht möglich ist. Corona hat das Sterben unmenschlich gemacht.“
Da die Betreuung von Covid-Patienten sehr ressourcenintensiv ist, erhalten unsere Kollegen von 2A Unterstützung vom Personal der Station 3F. „Das war für beide Teams eine ganze neue Erfahrung“, sagt Sandra Homack. „Es ist gerade eine ganz andere Art zu arbeiten. Normalerweise sind wir ein eingespieltes Team in dem jeder die Abläufe kennt. Jetzt mussten wir uns alle innerhalb kürzester Zeit mit neuen Kollegen und deren Arbeitsstrukturen vertraut machen. Das war anfangs sehr herausfordernd“, erzählt Andrea Zeko. In einer Zeit, in der Kontakte auf ein Minimum beschränkt werden müssen, ist es nicht einfach, neue Kollegen kennenzulernen. „Mittlerweile sind wir aber ein Team aus Chirurgie und Interne II, das gut harmoniert und vom gegenseitigen Wissensaustausch profitieren kann.“
Einblick in den Alltag einer Intensivpflegerin
Durch die erhöhten Zahlen an Corona-Infizierten Personen ist auch die Anzahl intensivpflichtiger Erkrankter gestiegen. Als Intensivpflegerin am Ordensklinikum Linz Elisabethinen erlebt Anna-Jasmin Janßen ein deutlich erhöhtes Arbeitspensum, gleichzeitig aber auch den Zusammenhalt und die gegenseitige Stärkung im Team.
Für Patientinnen und Patienten ist das medizinische Personal wie Anna-Jasmin Janßen oft die einzige Bezugsperson, was die Situation sowohl für die Erkrankten als auch für die Pflegekräfte oder Ärzte nicht einfacher macht. „Man muss lernen, sich ein Stück weit abzugrenzen. Das ist nicht immer einfach, vor Allem wenn man einen Menschen wochenlang pflegt, der dann verstirbt“, schildert Anna-Jasmin Janßen. Sie ist sehr froh, dass sie innerhalb des Teams so gut zusammenarbeiten: „Wir stärken uns gegenseitig enorm.“ Auch die spezielle Schutzbekleidung ist eine Herausforderung: „Allein das Anziehen der Schutzkleidung, bevor man in ein Zimmer geht, ist ein großer Aufwand. Wenn man dann in voller Montur stundenlang an der Seite eines Patienten ist, kommt man oft schon ziemlich ins Schwitzen“, sagt die 29-jährige Intensivpflegerin. Diese Situation ist auch jetzt ganz anders als jene im Frühjahr, schildert Anna-Jasmin Janßen: „Damals haben wir viel darüber gesprochen und gewusst, dass es schlimm werden könnte. Jetzt hingegen dreht sich jeder Tag nur noch um die Behandlung von Corona und keiner weiß, wie es wirklich weitergehen wird.“
Dass ein schwerer Covid-Verlauf jeden treffen kann und genauso auch jüngere Menschen intensivmedizinisch betreut werden müssen, möchte Anna-Jasmin Janßen ins Bewusstsein aller rücken: „Ich glaube, ich kann im Namen des gesamten Intensivpersonals die Menschen bitten, dass die Maßnahmen ernst genommen und soziale Kontakte reduziert werden müssen. Auch wenn es hart ist – das versteh’ ich schon, ich bin ja selbst ein junger Mensch!“
Ein junger Mensch, der unsicher in die kommende Zeit blickt, weil es einfach Tag für Tag nicht gewiss ist, wie oft sie einspringen muss, oder wie viele neue Patienten zu erwarten sind. In die Arbeit geht Anna-Jasmin Janßen trotz alledem immer noch gerne und hofft auf viel Kraft fürs ganze Team in der kommenden Zeit. (Interview Krone OÖ)