Aktuelles

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Ordensklinikum Linz

Vorreiter bei Lungenresektionen mittels Da-Vinci-Roboter

Datum: 21.09.2023

Das Ordensklinikum Linz Elisabethinen setzt im März 2022 erstmals in Österreich das Da-Vinci-Robotersystem für Lungenresektionen ein. Seither wurden knapp 50 Lobektomien und sechs Thymektomien erfolgreich durchgeführt.

Das Ordensklinikum Linz verfügt bereits seit 2008 als erstes Spital in Oberösterreich am Standort Barmherzige Schwestern über ein Da-Vinci-Robotersystem, um den Patient*innen modernste Technik für minimalinvasive Präzisionschirurgie anbieten zu können. Anfangs wurde das Operationssystem vor allem in der Prostatachirurgie eingesetzt, mittlerweile ist ein zweiter Da-Vinci-Roboter in Verwendung und es werden zahlreiche weitere Eingriffe im Bereich der Viszeral- sowie Hernienchirurgie durchgeführt. Im März 2022 wurde im Ordensklinikum Linz Elisabethinen ein neues Kapitel in der Roboterchirurgie aufgeschlagen: Erstmals in Österreich wurde das Da-Vinci-Robotersystem bei Lobektomien und Thymektomien verwendet. OA Dr. Axel Krause, stv. Leiter des Thoraxzentrums und stv. Standortleiter der Abteilung für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie am Ordensklinikum Linz Elisabethinen, betont: „Damit sind wir österreichweit innovativer Vorreiter.“

 

Akribische Vorbereitung

International verfügt man schon über viel Erfahrung mit der Robotertechnik. Österreich holt hier jetzt auf. Das OP-Team absolvierte daher ein umfangreiches theoretisches wie praktisches Schulungsprogramm sowie Hospitationen bei erfahrenen Kolleg*innen in Würzburg und in London. „Die Bedienung des Roboters via Konsole ist sehr intuitiv. Eine Herausforderung war es, festzulegen, wie der Roboter im OP aufgebaut und wie die*der Patient*in gelagert wird. Das kann man nicht kopieren, da jeder OP-Saal hinsichtlich technischer Ausstattung wie Steckdosen, Monitor, Kabeln usw. unterschiedlich ist. Und: Thorax-Operationen sind generell aufwändiger, weil die*der Patient*in auf der Seite liegt und trotzdem die Zugänglichkeit zum Kopf bezüglich des Airway-Management seitens der Anästhesie gegeben sein muss“, erläutert OA Krause. Bereits knapp 50 Eingriffe mit Da-Vinci-Roboter In den letzten eineinhalb Jahren wurden bereits knapp 50 roboterassistierte Lobektomien sowie sechs Thymektomien durchgeführt. Jährlich werden am Ordensklinikum Linz Elisabethinen zwischen 75 und 80 anatomische Resektionen wie Lappen- oder Segmentresektionen oder die Resektion eines Lungenflügels durchgeführt. OA Krause erklärt: „Dazu gehören auch die bei uns im Haus diagnostizierten Lungenkarzinome, von denen rund ein Drittel nach Diagnosestellung auch operativ behandelt wird.“ Außerdem werden im Thoraxzentrum jährlich zwischen 200 und 250 thoraxchirurgische Operationen wie Pneumothorax, Pleuraempyemen oder Metastasektomien an der Lunge durchgeführt. Der Einsatz der Roboterchirurgie wird weiter ausgebaut. OA Krause sagt: „Derzeit laufen die Vorbereitungen für roboterassistierte Segmentresektionen bei Frühkarzinomen sowie bronchoplastische Operationen bei zentralen Tumoren zum Erhalt von Lungengewebe. Die ersten Operationen sollen im Herbst 2023 stattfinden."


Teamgeist als Erfolgsfaktor

Um die Vorteile des Da-Vinci-Roboters voll auszuschöpfen, entschied sich das Chirurgieteam des Thoraxzentrums, gleich mit großen Operationen zu starten. Voraussetzungen dafür waren die bereits vorhandene Expertise mit dem neuen System, die sich das OP-Team bei allgemeinchirurgischen Eingriffen erarbeitet hatte, sowie dessen hohe Motivation. OA Krause betont: „Wenn sich das Personal mit der neuen Technik nicht identifizieren kann, kann so ein Projekt nicht erfolgreich umgesetzt werden.“ OP-Instrumentarin Marlene Breselmayr, BScN hat von Anfang an mit dem Da-Vinci-Roboter gearbeitet. „Ich wollte beim technischen Fortschritt mit dabei sein“, erklärt sie ihre Motivation, „es erforderte viel Vorbereitung, die Operationen mit dem Roboter zu standardisieren. Außerdem sind die Abläufe im OP – vor allem in der Kommunikation – anders, da die Operateur*innen nicht am OPTisch stehen.“ Auch das Team der Anästhesie steht hinter dem Projekt. OA Dr. Miroslav Refka, PhD, Institut für Anästhesie und Intensivmedizin am Ordensklinikum Linz Elisabethinen, schildert: „Die Operation mit dem Da-Vinci-Roboter unterscheidet sich im Wesentlichen dadurch, dass es im Operationsaal dunkel ist und wir Anästhesist*innen vom Raum und Patientenzugang stark eingeschränkt sind. Anpassungen während der Operation sind deshalb nur eingeschränkt möglich. Wir müssen daher vorausschauend agieren und alles vor der Operation vorbereiten und genau überprüfen.“ Um möglichst optimale OP-Bedingungen für Chirurg*innen zu gewährleisten, muss die operierte Lunge kollabiert werden. Dazu wird ein Doppellumentubus (DLT) mit Videokamera zur permanenten Lagekontrolle verwendet.


Da-Vinci-Roboter mit großen Vorteilen

Der große Vorteil bei der OP mit dem Roboter ist, dass er die laparoskopischen Instrumente im vorderen Bereich abwinkeln kann und sie sich daher auf engsten Raum sehr gut bewegen lassen. OA Krause betont: „Damit ist die präzise Präparation besser und leichter möglich. Weiters verfügt der Da-Vinci-Roboter über eine 3D-Visualisierung in High Definition. Dadurch können feinste Gefäß- und Nervenstrukturen dargestellt werden. Durch die Tiefenschärfe der 3D-Optik ist die Visualisierung und Orientierung im OP-Gebiet deutlich exakter.“ Auch Nähte können aufgrund der vermehrten Freiheitsgrade der robotischen Endowrist-Instrumente einfach gesetzt werden. „Wir haben beispielsweise eine Sleeve-Operation gemacht, bei der wir den Bronchus übernäht haben“, so OA Krause. Der Roboter wird immer durch die*den Operateur*in gesteuert. Diese*r sitzt nicht steril im OP-Saal an der Konsole und ist dadurch sehr auf den OP-Fortschritt fokussiert. Bisher musste in drei Fällen aufgrund von Verwachsungen bzw. einer Blutung während der Operation vom Roboter auf die konventionelle OP-Methode gewechselt werden.

 

  

Lungenresektion mit Da-Vinci-Roboter

OA Dr. Krause und OA Dr. Huber führen eine Lungenresektion mit dem Da-Vinci-Roboter durch. 


OA Krause fügt hinzu: „Verwachsungen können ein Limit bei minimalinvasiven Eingriffen sein. Wenn sie klein sind und man sie lösen kann, bietet der Roboter den Vorteil, dass Grenzen genau und präzise zu sehen sind.“ Beim Komplikationsmanagement kann der Roboter im Einzelfall eine gewisse Hilfestellung geben. „Man kann den Roboter bis zur Konversion in der Position belassen und hat damit bis zuletzt eine Kontrolle über das OP-Gebiet“, verdeutlicht der Experte.

 

Patient*innen profitieren

Die Indikation für eine Operation mit Robotersystem ist abhängig von der Größe und der Lokalisation des Tumors. OA Krause erklärt: „Der Tumor darf nicht zu zentral liegen und nicht zu groß sein.“ Welche OP-Methode angewandt wird, wird im Rahmen der Aufklärung gemeinsam mit den Patient*innen festgelegt, und davor wird bei der interdisziplinären Tumorkonferenz neben der Therapie auch das operative Prozedere besprochen. Wegen der 3D-Sicht und der präzisen OP-Technik werden sowohl im Ordensklinikum Linz als auch nach internationalen Daten mehr Lymphknoten entnommen. „Außerdem zeigen unsere Patient*innen postoperativ weniger Schmerzsymptome“, freut sich OA Krause, „dazu haben wir im Juni unsere Daten veröffentlicht. Unser Ziel ist es, dass die Patient*innen künftig früher das Krankenhaus verlassen können.“ Sowohl bei der Vorbereitung auf die OP mit dem Roboter als auch rund um die Schmerztherapie, die physiotherapeutischen Maßnahmen und die Rekonvaleszenz der Patient*innen besteht kein grundsätzlicher Unterschied zu den anderen OP-Techniken.


Steile Lernkurve

Über die Konsole werden OP-spezifische Daten erfasst, wie z. B. die OP-Dauer oder die Häufigkeit des Wechsels von Instrumenten. OA Krause zeigt sich sehr zufrieden: „Lungenchirurgie ist heikel, da nah an zentralen Gefäßen operiert wird. Eine Verletzung kann rasch zu großen Komplikationen führen. Wir wenden keine Hybridtechnik an, sondern führen die Operationen vollständig roboterassistiert durch. Aus Vorsicht haben wir die ersten Operationen akribisch vorbereitet, weshalb diese deutlich länger gedauert haben. Mittlerweile haben wir uns vom Zeitfaktor her stark gesteigert, sodass wir sogar knapp besser als der EU-Durchschnitt sind.“ Auch die insgesamte Belegungszeit im OP ist trotz des Anund Abdockens des Roboters mittlerweile nicht mehr länger als bei herkömmlichen OPs im Thoraxraum. 


Kontakt für Zuweiser*innen
Thoraxzentrum am Ordensklinikum Linz
Tel. (24 Stunden / 7 Tage): 0732 7676 - 5050
E-Mail: thoraxzentrum@ordensklinikum.at
www.ordensklinikum.at/thoraxzentrum

Thoraxchirurgische Ambulanz: Do, 10.00 – 12.00 Uhr unter: 0732 7676 – 471