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Ordensklinikum Linz

Tipps bei Polyneuropathie

Datum: 27.08.2018

Polyneuropathie

Wie entsteht eine Polyneuropathie (PNP)?

Die Medikamente bei einer Chemotherapie verteilen sich im ganzen Körper und schädigen Zellen, die sich gerade teilen. Da Tumorzellen sich häufig teilen, werden diese besonders stark angegriffen. Außerdem sind bestimmte Krebs-Medikamente schädlich für spezielle Zelltypen. So greifen einige Wirkstoffe auch Nervenzellen an. Diese Medikamente werden vor allem bei Darm-, Brust-, Lungen-, Knochenmark- und Blutkrebs eingesetzt.

Die Folge: Elektrische Impulse werden fehlerhaft weitergeleitet. Dementsprechend ist es möglich, dass Sensibilitätsstörungen (z.B. Taubheit, Brennen, Kribbeln, Hitze oder Kälteempfinden) oder Schmerzen (an Händen oder Füßen) auftreten. Ebenso kann es zu Störungen der Feinmotorik (Ungeschicklichkeit) kommen, die sich im Alltag im erschwerten Umgang mit Gebrauchsgegenständen (z.B. Besteck, Knöpfe) äußern. Des Weiteren können Koordination und Gleichgewicht gestört werden, wodurch sich die Qualität des Gangbildes verschlechtert. Daraus resultiert eine erhöhte Sturzgefahr. Verstärkt werden diese Probleme häufig durch eine gleichzeitig auftretende Muskelschwäche.

 

Bewegung als Medikament

Körperliches Training vor, während und nach einer onkologischen Therapie hat positive Auswirkungen auf die Lebensqualität und kann Nebenwirkungen der Behandlung verringern. Bewegung mildert die psychische Belastung, indem es u. a. Selbstvertrauen stärkt, Depression und Angstsymptome reduziert und einer sozialen Isolation vorbeugt. Körperliche Aktivität führt zur allgemeinen Verbesserung der Leistungsfähigkeit sowie der Muskelkraft und stärkt das Immun- und Herz-Kreislauf-System. Speziell zur Vorbeugung und Behandlung einer PNP ist Bewegung sinnvoll. Es gibt Hinweise, dass Bewegung vor stärkeren Einschränkungen schützen kann, besonders wenn schon frühzeitig (am besten ab Beginn der Chemotherapie) damit begonnen wird. Aber auch wenn PNP-Symptome schon über Jahre bestehen, kann gezieltes Training helfen. Neben den in dieser Broschüre dargestellten Übungen, sollten Sie versuchen, körperliche Aktivität in Ihren Alltag einfließen zu lassen, um die Muskelkraft zu erhalten, Müdigkeit und Erschöpfung zu verringern und der Seele etwas Gutes zu tun.

 

Onkologische Rehabilitation

Eine gute Möglichkeit die Therapie bzw. das Training koordiniert und damit effektiver zu gestalten, ist die onkologische Rehabilitation. Die vielfältigen Maßnahmen während der Rehabilitation sollen Ihnen den Weg zurück in den Alltag und Beruf erleichtern. Das für Sie zusammengestellte Programm berücksichtigt Ihre körperliche und seelische Verfassung, Ihren Informationsbedarf, Ihre soziale und berufliche Situation. Das Vinzenz Ambulatorium am Ordensklinikum Linz, Barmherzige Schwestern bietet eine strukturierte mehrwöchige ambulante Rehabilitation speziell für onkologische Patienten an.

 

Alltagstipps

Vermeiden Sie zusätzliche schädigende Reize für Ihr Nervensystem:

• Trinken Sie keinen Alkohol

• Achten Sie bei Diabetes auf normale Blutzuckerwerte

• Nehmen Sie keine Medikamente ein, die Nerven schädigen können

• Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung

• Seien Sie achtsam mit sich selbst und vermeiden Sie alles, was spürbar die

Beschwerden verstärkt

 

Mit einer PNP geht vieles nicht mehr so leicht und schnell wie früher. Lernen Sie Ihre Belastungsgrenzen kennen, planen Sie mehr Zeit für Tätigkeiten ein oder nützen Sie Möglichkeiten, sich den Alltag durch Hilfsmittel zu erleichtern.

 

Kleidung, Schuhe

• Kleidung soll locker sitzen, nirgendwo reiben oder einschnüren

• Bei Schuhen auf gute Passform und rutschfeste Sohle achten

• Knöpfhilfe oder Zange für das Auf- und Zuknöpfen oder Klettverschlüsse verwenden

(c) Ordensklinikum Linz

 

Körperpflege

• Beim Duschen und Baden auf die Wassertemperatur achten. Um Verbrennungen

zu vermeiden, Heißwasser auf maximal 40-50°C einstellen, Badethermometer

benutzen. Die Temperatur langsam hochregeln.

• Besondere Vorsicht bei der Nagelpflege

 

Verletzungen vermeiden oder früh bemerken

• Füße täglich betrachten: Gibt es Druckstellen, Blasen, offene Wunden?

• Schutzhandschuhe tragen beim Putzen, Handwerken und bei Gartenarbeit

• Beim Kochen, Backen, Grillen konsequent Topflappen benutzen

• Vorsicht beim Griff in die Bestecklade (Messerklingen mit Hülle schützen)

• Entfernen Sie spitze Gegenstände aus der Handtasche

 

Stürzen vorbeugen

• Stolperfallen in der Wohnung beseitigen: Teppichkanten befestigen, Antirutsch-

Matten verwenden, Türschwellen beseitigen

• In Flur und Bad für gutes Licht sorgen und Handläufe anbringen

• Beim Aufstehen nachts das Licht anschalten

 

Haushalt

• Spezielle Dosen- oder Schraubverschlussöffner benutzen

• Geschirrspüler verwenden

• Spezielle Wäscheklammern verwenden

• Scherben mit Besen und Schaufel zusammenkehren

• Griffhilfen für Schlüssel, Stifte, Besteck

 

Im Straßenverkehr

• Sicher gehen mit Gehstock oder Rollator

• Fahrrad mit niedrigem Einstieg und Sattel

• Auto technisch umrüsten

 

Hier finden Sie weitere Informationen