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Ordensklinikum Linz

Stellenwert der Strahlentherapie im onkologischen Behandlungskonzept

Datum: 12.10.2017

Ungeachtet der enormen Fortschritte, die in den letzten Jahren im Bereich der zielgerichteten Therapie und der Immuntherapie erzielt wurden, behält die Strahlentherapie in der Behandlung solider Tumoren einen zentralen Stellenwert. Sie ist neben der Chirurgie jene Methode, mit der eine Tumorheilung tatsächlich realisierbar ist. Dies gelingt mit anderen Therapieformen deutlich seltener.

Etwa 50 Prozent der Bevölkerung erleiden einen malignen Tumor, davon bekommt die Hälfte eine Strahlentherapie. Das heißt, ein Viertel der Bevölkerung erhält im Laufe des Lebens – meist erst in hohem Alter – eine Strahlentherapie. Während Chemotherapie, aber auch zielgerichtete Therapie und Immuntherapie das Überleben verlängern können, ist eine Heilung nur in seltenen Fällen möglich. Darüber hinaus profitieren nur ganz bestimmte Patienten davon, die auf eine derartige Behandlung ansprechen. Hingegen kann mit Strahlentherapie ein Ansprechen von zirka 90 Prozent erreicht werden.

 

Strahlentherapie als Kombinationspartner

Schon bisher wurde Strahlentherapie häufig mit Chemotherapie, aber auch mit Chirurgie kombiniert. Mittlerweile werden zunehmend zielgerichtete Therapien und Immuntherapien im palliativen Setting eingesetzt. Hier stellt sich bei progredienten Herden die Frage, unter welchen Umständen eine Kombination mit Strahlentherapie sinnvoll ist. Aus unserer Sicht erscheint es meist vorteilhaft, die bisherige Therapie weiterzuführen, um Tumorherde bzw. Metastasen, die nicht bestrahlt werden, besser zu kontrollieren. Hier ist ein engmaschiges Monitoring wichtig, um Toxizitäten der kombinierten Therapie im Auge zu behalten. Unsere diesbezüglichen Erfahrungen sind positiv. Mittlerweile haben wir mehr als 200 Patienten unter Beobachtung, die mit zielgerichteten Substanzen bzw. Immuntherapie behandelt werden und parallel eine palliative Strahlentherapie bekommen. Die Frage, welche Kombinationen besonders vorteilhaft sind, ist derzeit Gegenstand zahlreicher laufender Studien.

 

Relativ gute Verträglichkeit

Jede Tumortherapie kann auch Nebenwirkungen verursachen. Dies gilt auch für die Strahlentherapie. Allerdings beschränken sich diese – anders als z.B. Chemotherapie – vorwiegend auf das bestrahlte Gebiet. Dies gilt insbesondere für häufig bestrahlte Tumore wie Mamma- oder Prostatakarzinom. Lediglich bei bestimmten Entitäten wie z.B. Kopf-Hals-Tumoren, die meist bereits weit fortgeschritten sind, können durch Strahlentherapie deutliche Nebenwirkungen verursacht werden. Nur selten wird das Allgemeinbefinden stark beeinträchtigt. Die strahlentherapieassoziierte Müdigkeit ist im Vergleich zu jener durch Chemotherapie meist relativ gering ausgeprägt.

Ein Vorteil der Strahlentherapie besteht auch darin, dass sie in jedem Alter einsetzbar ist. Selbst hochbetagte Patientensind bei akzeptabler Verträglichkeit gut behandelbar. Darüber hinaus ist die Behandlung meist ambulant durchführbar.

Patienten profitieren von neuen, schonenden Therapiemöglichkeiten
Patienten profitieren von neuen, schonenden Therapiemöglichkeiten


Fortschritte der letzten Jahre

In den letzten zehn bis 15 Jahren wurden im Bereich der Strahlentherapie enorme technologische Fortschritte erzielt. Beispielsweise ist die volumenmodulierte Strahlentherapie (VMAT) mittlerweile fast Standard. Mit dieser technisch anspruchsvollen Methode kann der Hochdosisstrahlentherapiebereich noch besser als früher an das zu bestrahlende Gewebe angepasst werden, woraus eine deutliche Verbesserung der Verträglichkeit resultiert. Dank der neuen Techniken wurden neue Indikationen eröffnet, die früher nicht bestrahlt werden konnten, beispielsweise Oligometastasen oder Oligoprogress.
 

Durch die sogenannte intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) sowie durch die bildgeführte Strahlentherapie (IGRT) wurde es möglich, die Präzision zu verbessern, die Sicherheitsräume sowie die Nebenwirkungen zu reduzieren. Davon profitieren beispielsweise Patienten mit Hals-Kopf-Tumoren, weil es besser gelingt, die Speicheldrüsen zu schonen und damit den Speichelfluss zu erhalten. Erfreulicherweise kommen die neuen Techniken zunehmend flächendeckend in Österreich zum Einsatz.

Ein weiterer Fortschritt liegt in dem Trend zu kürzeren Bestrahlungsschemata, speziell bei Brust- und Prostatakrebs. Bei dieser sogenannten Hypofraktionierung wird mehr Einzeldosis pro Fraktion in einer geringeren Gesamtdosis verabreicht. Große Studien haben gezeigt, dass dadurch beim Mammakarzinom eine vergleichbare Wirkung bei geringerer Toxizität erreichbar ist. Studien legen nahe, dass dies auch für das Prostatakarzinom gelten könnte. Durch die neuen Schemata kann die Behandlungszeit von etwa sechs bis acht auf drei bis vier Wochen verkürzt werden. Dies erhöht v.a. den Patientenkomfort, führt aber auch zu einer Kostenreduktion für das Gesundheitswesen.

Nähere Informationen:

Radioonkologie