Patienten mit Tumoren im HNO-Bereich können bei Operationen oftmals nicht mit einem gängigen Tubus beatmet werden. Am Ordensklinikum Linz, dem onkologischen Leitspital Oberösterreichs ist nun das neue Beatmungsgerät „Evone®“ der Firma Ventinova im Einsatz. Evone® ist die einzige Beatmungsmaschine, die mittels lungenprotektiver „flow controlled ventilation“ (FCV) eine aktive Ausatmung ermöglicht. Darüber hinaus ist sie mit einem ultradünnen Tubus kompatibel, der eine überaus schonende Beatmung für Patienten mit HNO-Tumoren ermöglicht.
Implementiert wurde das Verfahren am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern von der Anästhesistin Dr.in Caroline Dobretzberger, die sich bereits seit drei Jahren mit dieser neuen Technologie beschäftigt. „Evone ist ein Beatmungsgerät, das vielerlei Vorteile für die Patienten, als auch für die Anästhesisten und Operateure mit sich bringt. Die beiden wesentlichen Unterschiede zur herkömmlichen Beatmung bestehen in der Verwendung eines viel dünneren Tubus und der aktiven – nicht wie sonst passiven – Ausatmung“, erklärt Dr.in Dobretzberger. „Es freut uns sehr, dass wir unseren Patientinnen und Patienten nun diese innovative und schonende Beatmungstechnik anbieten können“, ergänzt Abteilungsleiter Prim. Univ.-Doz. Dr. Thomas Pernerstorfer. Das Verfahren eignet sich primär für Patienten, bei denen die Sicherung der Atemwege etwa durch Tumoren im HNO-Bereich erschwert ist.
„Dank der hohen fachlichen Expertise unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können wir insbesondere unseren onkologischen Patientinnen und Patienten spitzenmedizinische Versorgung auf dem neuesten Stand der Wissenschaft und Technik bieten“, so die Ärztliche Direktorin am Ordensklinikum Linz, Mag.a Dr.in Elisabeth Bräutigam. Zwei Drittel aller HNO-Tumore in Oberösterreich werden im Ordensklinikum behandelt.
Wie funktioniert das neue Beatmungsverfahren?
Der Querschnitt des Tubus hat eine Dimension von nur 2,2 Millimeter und ermöglicht dadurch eine sogenannte Strohhalmbeatmung. Diese innovative Beatmungsform bringt insbesondere für onkologische HNO-Patienten viele Vorteile. Der dünne Durchmesser des Tubus ermöglicht eine fiberoptische Wachintubation – eine Technik, bei sich der behandelnde Arzt den Weg zur Luftröhre über die Nase bahnt, wenn die Sicherung der Atemwege etwa durch einen Tumor erschwert ist. Die Strohhalmbeatmung ist somit für die Patienten schonender und bietet darüber hinaus den Operateuren mehr chirurgischen Arbeitsraum. „Dass wir diese neue Beatmungsmethode am Ordensklinikum etablieren konnten, ist eine Innovation für die Halschirurgie. Es sind dadurch mikroskopische Eingriffe am Kehlkopf und in der Luftröhre möglich, die mit dem herkömmlichen Beatmungstubus nicht durchführbar sind“, sagt Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Burian, Vorstand der Abteilung für HNO, Kopf- und Halschirurgie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern.
Vorteile der FCV-Beatmung
Die „flow controlled ventilation“ ist die einzige Beatmungsmethode, die sowohl die Einatmung als auch die Ausatmung eines anästhesierten Patienten kontrollieren kann. „Dieses Verfahren ermöglicht eine bessere Belüftung der Lunge. Dies kommt einer natürlichen Atmung näher als herkömmliche Intubationsmethoden und eignet sich deshalb für Patienten mit Tumoren oder auch anderen Erkrankungen der Atemwege“, erklärt Dr.in Caroline Dobretzberger. Darüber hinaus weist dieses Intubationsverfahren eine viel geringere Aerosolbelastung auf und trägt insbesondere in Pandemiezeiten zum Mitarbeiterschutz bei. Pro Jahr wird das neue Beatmungsverfahren bei rund 200 Patienten am Ordensklinikum Linz zum Einsatz kommen.
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