Die fortschreitende Digitalisierung und die Telemedizin helfen innerbetriebliche Prozesse in Krankenhäusern zu optimieren und verbessern gleichzeitig die Patientenbetreuung. Die OÖ. Krankenhäuser sind in diesem Bereich sehr innovativ und nutzen die Technologie bereits in verschiedensten Bereichen wie der Radiologie, der Pathologie, der Versorgung von Defibrillatoren sowie bei interdisziplinären Telekonferenzen (Tumorboards). Ein neues telemedizinisches Kooperationsprojekt für dermatologische Anwendungen wird derzeit zwischen dem Ordensklinikum Linz Elisabethinen und der OÖ Gesundheitsholding mit dem Landeskrankenhaus Kirchdorf getestet.
„Als erstes Krankenhaus in Österreich haben wir damit gestartet, in der Dermatologie Telemedizin als innovative Versorgungsmöglichkeit anzuwenden und damit Erfahrung zu sammeln. Wo macht der Einsatz von Telemedizin in der Dermatologie Sinn, welche Auswirkungen ergeben sich dadurch auf die medizinischen Behandlungsprozesse, etc. Wir lernen und setzen einen Schritt vor den anderen auch in Hinblick darauf, dies anderen Krankenhäusern zukünftig anbieten zu können. Ziel ist die wohnortnahe Versorgung in hoher Qualität, kosteneffizient und wirksam“, sagt Mag. Raimund Kaplinger, Geschäftsführer Ordensklinikum Linz.
Wohnortnah von der aktuellsten Spitzenmedizin profitieren
„Das Gesundheitswesen durchlebt momentan eine Transformation hin zu digitalen Prozessen. Innovationen können helfen, die Versorgung effektiver und effizienter zu machen. Es gibt in Oberösterreich bereits einige positive Beispiele, wie die Digitalisierung zum Nutzen für Patientinnen und Patienten bzw. der Professionistinnen und Professionisten eingesetzt wird. In unseren Tumorboards in Oberösterreich etwa ermöglicht die Digitalisierung, dass Patientinnen und Patienten möglichst wohnortnah von der aktuellsten Spitzenmedizin profitieren, indem sich die Expertinnen und Experten standort- und abteilungsübergreifend vernetzen und beraten. Das neue Kooperationsprojekt im Bereich Dermatologie ist ein weiteres Vorzeigebeispiel. Mir ist sehr wichtig, dass im Mittelpunkt aller Weiterentwicklungen das Ziel der bestmöglichen Patientenversorgung und -sicherheit steht. Digitalisierung sollte Patientinnen und Patienten, Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Verwaltung das Leben erleichtern und die Prozesse vereinfachen, aber dabei immer den Menschen im Blick behalten“, betont Gesundheitsreferentin LH-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander.
Bereits erfolgreiche Anwendung der Telemedizin in vielen Bereichen
„Die OÖ Gesundheitsholding arbeitet schon jetzt in vielen Bereichen sehr erfolgreich telemedizinisch mit anderen Trägern zusammen. Dieser technische Fortschritt ermöglicht eine beschleunigte Diagnosestellung und damit, zum Beispiel bei Tumorerkrankungen, erweiterte Heilungschancen für unsere Patientinnen und Patienten. Auf kürzestem Weg kann heute ein hochkarätiges Expertinnen- und Expertenteam zusammentreten, fach- und klinikübergreifend, um für eine einzelne Patientin/einen einzelnen Patienten, die bestmögliche und individuell angepasste Therapie zu besprechen. Telemedizin bietet somit Vorteile im Bereich der Diagnosestellung, der Behandlungsqualität aber auch im Behandlungsangebot und wird daher in Zukunft auch maßgeblich zur Sicherung der wohnortnahen Gesundheitsversorgung beitragen“, ist Mag. Karl Lehner, MBA, Geschäftsführer der Oberösterreichischen Gesundheitsholding GmbH, überzeugt.
Die Teleradiologie war vor mehr als 20 Jahren einer der ersten Bereiche der Telemedizin, wo die elektronische Übertragung von Bilddaten aus der Radiologie zur Verbesserung der Patientenversorgung Anwendung fand. Waren es damals eingescannte Röntgenbilder, die quer durch Oberösterreich zur Telekonsultation geschickt wurden, sind es inzwischen über 40 Partner mit denen die OÖ Gesundheitsholding und das Ordensklinikum Linz täglich Daten austauscht. Im Gesundheitsnetz Healix sind auf diese Weise alle Krankenhausträger in OÖ, NÖ und Salzburg, viele niedergelassene Radiologen und Institute bis hin zum St. Anna Kinderspital vernetzt.
Der Nutzen für den Patienten liegt vor allem darin, dass in kürzester Zeit relevante Untersuchungsdaten zur Weiterbehandlung zur Verfügung stehen und somit Wartezeiten und Doppeluntersuchungen vermieden werden können. Es werden die Bilder verschickt, nicht die Patienten. Die Abhaltung von interdisziplinären Boards (oder Bildbesprechungen), in der trägerübergreifenden Zusammenarbeit des Tumorzentrums wird ebenfalls durch die Teleradiologie ermöglicht.
Tumorzentrum
Die Anzahl bösartiger Tumorerkrankungen steigt. Dem gegenüber steht der medizinische Fortschritt mit vielen neuen erfolgreichen Therapien und Behandlungsansätzen, die die Heilungschancen enorm erweitern. Seit 2013 betreiben die Spitäler der OÖ Gesundheitsholding mit dem Ordensklinikum Linz Elisabethinen (und seit kurzem mit dem Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern sowie dem Krankenhaus Barmherzige Schwestern Ried) gemeinsam ein interdisziplinäres Tumorzentrum. Das umfassende Know-how der Spitalsträger wird hier gebündelt, um den Patientinnen und Patienten ein Optimum an Behandlungs-, Evaluierungs- und Forschungsstandards anbieten zu können.
Die Patientinnen und Patienten werden während Ihrer Erkrankung von einem multiprofessionellen ExpertInnen-Team begleitet und unabhängig von ihrem Wohnort spitzenmedizinisch behandelt. Zwischen den Ärztinnen und Ärzten findet ein laufender Austausch zur Weiterentwicklung gemeinsamer Leitlinien statt. In interdisziplinären Tumorboards wird das Fachwissen verschiedener Abteilungen und Onko-Spezialisten zu den konkreten Krankheitsfällen herangezogen und via Videokonferenzen abgestimmt. Alle Behandlungsergebnisse fließen anonymisiert in eine Tumordatenbank ein, die mit den Behandlungsergebnissen anderer Zentren verglichen werden können.
Telepathologie
Die Telepathologie kommt dann zum Einsatz, wenn während einer Operation Schnellschnitte von entnommenem Gewebe angefertigt, gescannt, elektronisch verschickt und rasch von einem Pathologen / einer Pathologin befundet werden müssen. Dies ist vor allem in Spitälern sinnvoll, die weiter entfernt von einem Institut für Pathologie sind. Telepathologie ist ein aktuelles und ein Zukunftsthema. Die Möglichkeiten sind vielfältig: zur Veranstaltung telepathologischer Fallkonferenzen, zu Ausbildungszwecken, zwecks Einholung einer Zweitmeinung und vieles anderes mehr können telepathologische Systeme genutzt werden. Derzeit findet zwischen dem LKH Rohrbach und der Pathologie im LKH Steyr ein Telepathologiebetrieb für Schnellschnitte statt. Am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern wird Telepathologie wechselseitig innerhalb des Pathologieverbunds mit den Barmherzigen Schwestern Ried durchgeführt.
Telemedizinische Versorgung implantierter Defibrillatoren
In den Spitälern der OÖ Gesundheitsholding und im Ordensklinikum Linz werden alle implantierbaren Defibrillatoren, bei Zustimmung des Patienten / der Patientin telemedizinisch überwacht. Dies stellt eine engmaschige Kontrolle des Implantates sicher und erspart den Patienten bis zu drei Besuchen in der Spitalsambulanz pro Jahr. Für insgesamt 200 am Ordensklinikum implantierte Defibrillatoren findet zurzeit ein Monitoring statt und in den Spitälern der OÖ Gesundheitsholding wurden in den letzten 5 Jahren knapp 300 Defibrillatoren angeschlossen. Werden Unregelmäßigkeiten festgestellt, wird der Patient / die Patientin sofort kontaktiert und das Implantat wird im Spital kontrolliert.
Telemedizinischer dermatologischer Konsiliardienst – Kooperationsprojekt Ordensklinikum Linz Elisabethinen und Landeskrankenhaus Kirchdorf
Die neueste Entwicklung in diesem Bereich unterstützt die regionale Versorgung von Hautkrankheiten. Die Dermatologie am Ordensklinikum Linz Elisabethinen bietet telemedizinische Anwendung als innovative Versorgungsmöglichkeit. Fachliche Expertise wird dadurch schneller und in Top-Qualität zu Patientinnen und Patienten gebracht – egal an welchem Ort. Das Ziel ist die wohnortnahe Versorgung in hoher Qualität – kosteneffizient und wirksam.
Im Rahmen eines Kooperationsprojektes der Dermatologischen Abteilung des Ordensklinikum Linz Elisabethinen und des Landeskrankenhaus Kirchdorf werden Patienten seit zwei Monaten mit dermatologischen Problemen telemedizinisch versorgt. „Der Vorteil liegt für Patientinnen und Patienten klar auf der Hand. Bisher fuhr jede Woche einmal ein Oberarzt der Dermatologischen Abteilung des Ordensklinikum Linz Elisabethinen 60 Kilometer nach Kirchdorf. „Mit dem bereits in der Praxis getesteten telemedizinischen Konsiliardienst steht nun besonders Patienten, die eine zeitnahe Abklärung ihres Krankheitsbildes brauchen, schnellstmöglich eine dermatologische Expertise zur Verfügung“, sagt Prim. Univ.-Prof. Dr. Norbert Sepp.
Pflege im Rahmen der telemedizinischen Begutachtung ein wichtiges Bindeglied
„Ich sehe ein sehr großes Potential in der Telemedizin vor allem auch als Beitrag zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum und viel mehr Flexibilität zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten. Die nun neue, zusätzliche Form der dermatologische Begutachtung der Patientinnen und Patienten im LKH Kirchdorf, wird auch seitens der Pflege als sehr sinnvolle Ergänzung zum vor Ort Besuch des Konsiliararztes gesehen. So lässt sich einerseits Qualität und Wirtschaftlichkeit verbinden, andererseits aber auch das Angebot der dermatologischen Begutachtungen erweitern und flexibler gestalten“, ist DGKPin Eva-Maria Ecker, MSc., Interim. Pflegedirektorin am Landes-Krankenhaus Kirchdorf, optimistisch.
Im Rahmen der telemedizinischen Begutachtung ist die Pflege ein wichtiges Bindeglied zwischen Patientinnen/Patienten und Ärztin. Trotz technischem Fortschritt braucht es jemanden, der während der gesamten telemedizinischen Begutachtung als konkreter Ansprechpartner zur Verfügung und zur Seite steht. Jemand der begleitet, Sicherheit gibt und letztendlich dafür sorgt, dass die Patientinnen und Patienten sich gut informiert, beraten und betreut fühlen. Im LKH Kirchdorf kommt dafür speziell geschultes Pflegepersonal zum Einsatz. Diese Pflegexpertinnen und -experten verfügen über eine Zusatzausbildung im Wundmanagement und können die Dermatologin im Rahmen der Begutachtung durch noch etwaige notwendige zusätzliche Informationen, die sie zur Diagnosestellung via Video benötigt, unterstützen.
„Im Sinne der Qualitätssicherung sind wir derzeit in einer Testphase, bei der dieselben Patientinnen und Patienten sowohl face-to-face als auch telemedizinisch von der Dermatologin begutachtet werden. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Dabei konnten wir feststellen, dass auch die Patientinnen und Patienten dieser neuen Form der Begutachtung sehr offen und positiv gegenüberstehen. Eine gute und ausrei-chende Information und Begleitung von beiden Seiten ist ein entscheidender Faktor“, so DGKPin Ecker.