Aktuelles

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Ordensklinikum Linz

Pankreaschirurgie mit Da-Vinci-Roboter

Datum: 01.02.2024

Ausgewählte Operationen in der Pankreaschirurgie werden seit einem Jahr mit dem Da-Vinci-Roboter durchgeführt. Erfreuliches Resümee: Die Genesungszeit der Patient*innen hat sich reduziert.

Vor rund einem Jahr wurde ein zweiter Da-Vinci-OP-Roboter am Ordensklinikum Linz in Betrieb genommen. Das Gerät am Standort Barmherzige Schwestern wird seither interdisziplinär von den Abteilungen für Chirurgie, HNO, Gynäkologie und Kinderurologie genützt. Pankreasresektionen gehören zu den ersten robotisch durchgeführten Eingriffen. Bislang wurden rund 20 Pankreas- Patient*innen robotisch operiert, insgesamt werden pro Jahr gut 100 Pankreasoperationen durchgeführt. OA Priv.-Doz. Dr. Helwig Wundsam, Standortleiter Chirurgie Barmherzige Schwestern und Leiter des Pankreaszentrums, erklärt: „Wir haben mit Pankreaslinksresektionen gestartet, weil sich diese Operation nicht so sehr von den hochstandardisierten laparoskopischen Eingriffen unterscheidet. Mittlerweile führen wir auch Pankreaskopfresektionen, totale Pankreatektomien und Choledochusresektionen mit dem Roboter durch. Parallel dazu haben wir in mehreren Chirurgie-Teams mit der robotischen Ösophagus-, Leber- und Colon- sowie Magenchirurgie begonnen.“

Selektive Eingriffe

Derzeit wird der Da-Vinci-Roboter bei Patient*innen bei Pankreaszysten, gutartigen Tumoren und nicht fortgeschrittenen Karzinomen bzw. in Abwesenheit von schweren Entzündungen eingesetzt. „Bei einer chronischen Pankreatitis oder einer akuten nekrositierenden Pankreatitis oder fortgeschrittenen Tumoren brauche ich das Gewebsfeedback über die Finger, um Blutungen aus den in diesen Fällen oft sehr verletzlichen Gefäßen vermeiden zu können. Mit dem Roboter fehlt das haptische Feedback wie bei der offenen Operation“, erläutert OA Wundsam. Vielfach reicht ein optisches Feedback, das beim Roboter durch die 10-fache Vergrößerung ausgezeichnet ist. Außerdem kann durch die robotergeführten Arme, die abgewinkelt und endlos rotierbar sind, sehr präzise gearbeitet werden. Das erleichtert zum Beispiel die Anastomosierungsnaht eines sehr schmalen Bauchspeicheldrüsenganges, die sogar bei einer offenen Operation mit der Lupenbrille herausfordernd ist. Es gibt viele weitere Bereiche, die laparoskopisch kaum bewältigbar, aber mit dem Roboter gut durchführbar sind. Welche Patient*innen von der robotischen Chirurgie profitieren können, wird im Rahmen der Abklärung mittels Computertomographie festgelegt. Wenn es der Ausprägungsgrad des Tumors zulässt, können grundsätzlich sehr viele chirurgische Eingriffe robotisch durchgeführt werden. OA Wundsam hält fest: „Bei einem Kolonkarzinom, das z. B. alle Wandschichten überschreitet, in die rechte Niere und den Ureter einwächst und das Duodenum infiltriert, ist ein robotischer Eingriff nicht möglich. Gleiches gilt, wenn der Bergeschnitt für das Präparat so groß ist wie eine normale Laparotomie. Das ist mangels Überblick robotisch nicht beherrschbar.“

Pankreaskopfresektion mit Da-Vinci-Roboter

Die Pankreaskopfresektion ist laparoskopisch technisch sehr anspruchsvoll und wegen der Instrumente mit geraden Winkeln extrem limitiert. Es gibt weltweit nur wenige Chirurg*innen, die diesen Eingriff beherrschen. OA Wundsam betont: „Der Roboter ermöglicht es, die Pankreaskopfresektion minimalinvasiv und patientensicher durchzuführen.“

Pankreaskopfresektion Ligament Dissektion

 

Heikle Operationen werden in Teams, bestehend aus zwei erfahrenen Pankreaschirurg*innen, die diese Operationen offen komplett beherrschen, durchgeführt. Der „Table Assistant“ sitzt direkt am Bauch der Patient*innen. Er hat laparoskopische Instrumente, mit denen er bei komplexen Eingriffen mit dem Roboter mitoperieren kann. Der*Die Hauptoperateur*in sitzt weiter entfernt an der Konsole.

 

   

OA Dr. Helwig Wundsam

OA Priv.-Doz. Dr. Helwig Wundsam, Standortleitung Chirurgie Barmherzige Schwestern, Leiter Bauchspeicheldrüsenzentrum, Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern

 

OA Wundsam erklärt: „Robotisch ist das Saugen schwierig, daher übernimmt der ,Table Assistant‘ den Saugvorgang, wenn etwas blutet oder Sekret auftritt, damit eine gute Sicht gewährleistet ist.“ Außerdem wechselt dieser gemeinsam mit dem*der OP-Pfleger*in Instrumente, wenn der*die Operateur*in einen Clip setzen will oder ein Klammernahtgerät braucht, und unterstützt bei Komplikationen. Die unangenehmste Komplikation ist eine Blutung, da direkt entlang sehr großer und unter Umständen stark blutender Gefäße wie der Pfortader präpariert wird. Wenn eine Vene einreißt, sieht der*die Chirurg*in ohne entsprechend gute Assistenz sehr rasch nichts mehr. OA Wundsam weiß: „An großen Zentren, wie am UMC Amsterdam, gehört es daher zum Standard, dass zwei Chirurg*innen gemeinsam operieren. Dieses System haben wir nach unseren Hospitationen übernommen. Es geht dabei um das Vermeiden gefährlicher Situationen und um das Beherrschen von Komplikationen, wobei hier im eingespielten Team dann eventuell auch rasch zur offenen Operation konvertiert werden muss. Das kommt aber nur extrem selten vor.“

Resümee Da-Vinci-Operation

OA Wundsam zieht eine positive Bilanz und verweist darauf, dass die Patient*innen nach der OP rascher fit sind. Im Vergleich zur offenen Operation haben sie relativ niedrige Entzündungswerte. „Besonders der CRP-Wert ist deutlich niedriger, was für ein geringes Gewebetrauma spricht“, so der Experte. Langfristiges Ziel sind kürzere Spitalsaufenthalte. Wenn das Eingriffstrauma kleiner ist, kann früher mobilisiert und entlassen werden. 

Kontakt für Zuweiser*innen
Bauchspeicheldrüsenzentrum am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern
Pankreasambulanz: Jeden Donnerstag nach Voranmeldung (ab 10.00 Uhr)
Telefonische Terminvereinbarung Mo – Fr, 10.00 – 12.00 Tel. 0732/7677 – 7250 (8.00 – 12.00 Uhr)
Zweitmeinungen sind möglich; CT-Bilder, falls vorhanden, bitte in digitaler Form mitbringen. www.ordensklinikum.at/bauchspeicheldruesenzentrum