Narben erzählen Geschichten. Fast jeder Mensch besitzt sie – etwa nach Unfällen, Operationen oder Krebs, manchmal auch bewusst zugefügt. Was heißt das in der Sommer-und damit Sonnenzeit? Sind diese Körperzeichen sonnenempfindlicher als normale Haut? Bräunen sie überhaupt oder sind sie im Gegenteil besonders anfällig für Hautkrebs? Wir haben bei Oberärztin Dr. Klaudia Knerl, Plastische Chirurgin und Leiterin des Laserzentrums im Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, nachgefragt.
Grundsätzlich brauchen frische Narben vor allem eines: bewusste Pflege und Geduld. „Im Gesicht dauert die Heilung einer unkomplizierten Narbe etwa ein halbes Jahr, am Körper teilweise doppelt so lange. Bei einem und demselben Menschen kann eine Narbe je nach Körperpartie an der einen Stelle gut, an der anderen problematisch verheilen. Paradoxerweise dauert die Narbenausbildung bei junge Menschen und Kindern nochmals länger - sogar bis zu zwei Jahre“, so die Spezialistin. Man erkennt eine „reife“ Narbe daran, dass sie blass, weiß und schmerzlos ist. Eine „unreife“ Narbe ist hingegen rosafarben oder rötlich und kann jucken oder schmerzhaft sein. Normale, gut verheilte Narben haben ähnlich weiches Gewebe wie die ursprüngliche Haut und bilden keinen Niveauunterschied. Sie sind im Idealfall als dünner Strich sichtbar, bleiben aber immer heller als die Umgebung, da eine Pigmentierung fehlt. Druck durch Massage, aber auch spezielle Narbenpflaster, verbessern die Durchblutung und damit die Ausbildung der Narbe.
Intensiver Sonnenschutz für Narben
Vor allem in der Zeit der Ausheilung einer Narbe ist Schutz besonders wichtig. „Faustregel ist: Solange die Narbe gerötet ist, muss sie mit Lichtschutzfaktor 50 oder höher geschützt werden. Sonst lagern sich braune Pigmente im hellen Gewebe ein. Sie sehen dann wie schmutzige Punkte und kleine Flecken aus. Diese Verfärbungen sind kaum mehr korrigierbar. Ist die Narbe hingegen fertig ausgebildet, reicht ein guter Sonnenschutz wie für die übrigen Hautpartien aus“, erklärt Klaudia Knerl. Das neu gebildete Gewebe ist nicht anfälliger für bösartige Veränderungen wie die Haut im Umfeld. Da Narben keine Talgdrüsen haben hilft das Einmassieren der Pflegepräparate, die Narben geschmeidig zu machen bzw. zu halten
Wer die Narbe aus kosmetischer Sicht auch farblich der Umgebungshaut anpassen will, kann sich an einen medizinischen Tätowierer wenden. Vergleichbar einem Permanentmakeup wird dabei das helle Narbengewebe durch spezielle Tattoos abgedunkelt.