Kennen Sie das? Chronische Heiserkeit, dauernder Hustenreiz, lästiger Räusperzwang und permanent das Gefühl, einen "Frosch im Hals" zu haben? Mit diesen Symptomen wendet man sich wahrscheinlich an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt.
Fallen Verkühlungen und Allergien als Auslöser dieser Beschwerden weg, dann steckt häufig eine Ursache dahinter, die eher unbekannt ist und sich "Laryngopharyngealer Reflux", kurz LPR, nennt.
"Hinter diesem komplizierten Wort verbirgt sich ein recht einfach erklärbarer Vorgang: Durch einen nicht vollständig schließenden Ringmuskel, den sogenannten Ösophagussphinkter, am unteren Ende der Speiseröhre tritt Magensäure in diese ein. Das bekannte Sodbrennen ist die Folge", erklärt Oberarzt Martin Bruch, HNO-Spezialist am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. "Ein gleichartiger Muskel befindet sich auch am oberen Speiseröhrenende. Schließt dieser nicht korrekt, so kann saurer Mageninhalt durch den Kehlkopf in den Rachenraum und von dort in Mund, Nase, Nebenhöhlen gelangen. In sehr seltenen Fällen kann sogar das Mittelohr erreicht werden."
Diese Art des Reflux tritt vor allem im Liegen auf, da die flache Position des Oberkörpers einen Rückfluss in die Speiseröhre erleichtert. LPR ist zwar relativ unbekannt, aber nicht selten. Bei Patienten mit Stimmproblemen und Kehlkopferkrankungen spiele oft auch LPR eine Rolle. Bis zu 30 Prozent der Bevölkerung sollen in irgendeiner Form darunter leiden – die meisten jedoch, ohne genau zu wissen, woran.
Ist schon die Speiseröhre durch Reflux anfällig für Entzündungen, so reagieren die Schleimhäute im Kehlkopf und im Bereich der Stimmbänder, im Rachen und im Mund-Nasen-Raum noch wesentlich empfindlicher auf den reizenden Magensaft.
"Typische Auffälligkeiten in der Diagnose sind Flüssigkeitseinlagerungen, Entzündungen und knotige Geschwülste, die vor allem im Kehlkopfbereich auftreten. Das sogenannte Kontaktgranulom an den Stimmritzen sowie zähe Schleimfäden in diesem Bereich sind klassische Symptome", erklärt der Experte.
Aus dem "Laryngopharyngealen Reflux" sollte keinesfalls ein Dauerzustand werden, da ansonsten chronische und im Extremfall bösartige Veränderungen entstehen könnten. "Magensäure gehört einfach nicht in den Mund- und Rachenraum. Denn sie schwächt jenen Bereich des Körpers, der ein wichtiger Filter für Schadstoffe ist, und macht die betroffene Region anfällig für andere Erkrankungen", sagt Experte Martin Bruch vom Ordensklinikum und beruhigt: LPR sei in vielen Fällen durch einfache Maßnahmen therapierbar. Die Behandlung erfolgt üblicherweise in drei Stufen.
Als Erstes wird am Lebensstil angesetzt. Schweres, scharfes, stark gewürztes oder sehr süßes Essen, Alkohol, zu viel Kaffee sollten vor allem am Abend vermieden werden. Natürlich sollte auch auf Nikotin verzichtet werden. Übergewicht zu reduzieren sei ebenso hilfreich wie eine leicht erhöhte Lage von Kopf und Oberkörper beim Schlafen. Lassen sich die Beschwerden durch diese Maßnahmen nicht lindern, können Medikamente helfen, sogenannte Protonenpumpeninhibitoren, die auch als "Magensäureblocker" bekannt sind. Diese enthalten den Wirkstoff Pantoprazol und werden etwa unter dem Markennamen Pantoloc sehr häufig verschrieben. In schweren Fällen muss chirurgisch eingegriffen und der mangelhafte Speiseröhrenverschluss am unteren Ende durch eine Magenumformung operativ behoben werden. Diese Methode ist unter dem Namen "Fundoplicatio" bekannt und kann oft schonend mit dem Endoskop durchgeführt werden.
Quelle: OÖN, Barbara Rohrhofer