Die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der Spitalspartner Ordensklinikum Linz und Konventhospital Barmherzige Brüder hat ihr Angebot an operativen Eingriffen in Lokalanästhesie deutlich erweitert. Davon profitieren die Patientinnen* und gleichzeitig werden Spitalsressourcen geschont.
Seit Jänner 2021 bietet die Abteilung für Gynäkologie und Geburtskunde mehrere Operationen bei gutartigen Erkrankungen, die zuvor unter Allgemeinanästhesie durchgeführt wurden, nun auch routinemäßig in Lokalanästhesie an. Prim. Univ.-Prof. Dr. Lukas Hefler, Vorstand der Abteilungen für Gynäkologie und Geburtshilfe am Ordensklinikum Linz und Konventhospital Barmherzige Brüder, betont: „Die Ordensspitäler gelten österreichweit als Vorreiter bei Routineeingriffen in Lokalanästhesie. Wir waren beispielsweise 2021 die ersten, die die Konisation, eine der häufigsten gynäkologischen Operationen, in Lokalanästhesie angeboten haben. Nach mehr als 1.500 durchgeführten Operationen hat sich diese Anästhesieform als Standard etabliert.“ Die Einführung der neuen Operationstechnik wurde auch wissenschaftlich begleitet. „95 Prozent der Patientinnen* würden sich wieder für eine Lokalanästhesie entscheiden“, freut sich Prim. Hefler über die hohe Akzeptanz.
Auch OÄ Dr.in Gudrun Böhm hebt die hohe Innovationskraft der Abteilung hervor. „Mittlerweile führen wir auch Hysteroskopien, Endometriumbiopsien sowie Polypektomien in Lokalanästhesie durch.“ Dieses Angebot wird von den Patientinnen* sehr gut angenommen. „Rund 80 Prozent der Frauen entscheiden sich für eine Lokalanästhesie“, sagt OÄ Böhm, „sie schätzen den kurzen Krankenhausaufenthalt und viele wollen eine Vollnarkose vermeiden.“ Weiters ermöglicht diese Methode eine flexible OP-Planung, da keine Anästhesiekapazitäten gebunden werden. Dadurch lassen sich Wartezeiten auf kleinere elektive Eingriffe erheblich verkürzen.
Indikationen
Indikationen sind die Abklärung postmenopausaler Blutungen, im Ultraschall suspizierte Polypen, Abklärungen im Rahmen der Fertilitätsdiagnostik, onkologische Abklärungen, wenn das Endometrium beurteilt werden soll, oder auch die Entfernung von intrauterinen Kontrazeptiva, die von der*dem niedergelassenen Fachärzt*in nicht mehr geborgen werden können. Bei ausgedehnten Endometriumpolypen oder bei starker uteriner Blutung mit notwendiger Komplettkürettage ist eine Lokalanästhesie hingegen nicht zielführend.
Innovative Medizintechnik
Die Eingriffe in Lokalanästhesie wurden durch die Etablierung eines neuen Einweg- Hysteroskops möglich. OÄ Böhm erklärt: „Es handelt sich dabei um ein besonders dünnes Instrument, mit dem man den Zervikalkanal viel weniger aufdehnen muss, um eine Endometriumbiopsie oder Polypektomie durchzuführen.“ Das schmalere Instrument verursacht der Patientin weniger Schmerzen, wodurch eine Vollnarkose mit den damit verbundenen Risiken und Nebenwirkungen vermieden werden kann.
Intracavitärer Polyp der Gebärmutter, im Ultraschall mit 7x8 mm vermessen
Leeres Cavum nach Entfernung des Polypen mit der Schlinge in Lokalanästhesie
Kryoablation
Bei Frauen mit Blutungsstörungen wie sehr starken Regelblutungen und nach abgeschlossenem Kinderwunsch wurde bislang die Endometriumablation mittels Thermoablation durchgeführt. Dafür wurde ein Ballonkatheter in die Gebärmutterhöhle eingeführt und mit heißer Flüssigkeit aufgeblasen. Durch die starke Hitze wird die Gebärmutterschleimhaut binnen weniger Minuten zerstört. OÄ Böhm berichtet: „Diese Methode ist aufgrund der Schmerzen, die die Hitze verursacht, nur in Narkose möglich. Wir bieten daher seit rund einem Jahr die Kryoablation als Alternative an.“ Dabei wird mit Lachgas eine Temperatur von minus 80 Grad erzeugt und über die extreme Kälte wird die Schleimhaut verödet. „Die Kältetherapie tolerieren die Patientinnen* in lokaler Betäubung sehr gut“, erklärt die Gynäkologin.
OÄ Dr.in Gudrun Böhm, Abteilungen für Gynäkologie und Geburtshilfe am Ordensklinikum Linz und Konventhospital Barmherzige Brüder
Ablauf eines Eingriffs in Lokalanästhesie
Die Patientinnen* kommen mit ihrer Zuweisung in die Ambulanz zur Abklärung: „Wenn ein Eingriff nötig ist, wird die Patientin über die Möglichkeit einer Vollnarkose oder einer Lokalanästhesie informiert und über die Vor- und Nachteile aufgeklärt“, schildert OÄ Böhm, „anschließend kann sie sich entscheiden, welche Methode sie bevorzugt.“ Am Tag des Eingriffs meldet sich die Patientin etwa eine Stunde vor dem Termin an und wird in der Operativen Aufnahmeeinheit (OAE) aufgenommen. Das ist eine modern ausgestattete Tagesklinik direkt im OP-Bereich. Dort bekommt sie ein Bett zugewiesen. Im Operationssaal wird der Eingriff nochmals erklärt und sie bekommt eine Videobrille angeboten, mit der sie zur Ablenkung Filme oder Meditationen konsumieren kann. OÄ Böhm berichtet: „Dieses Angebot nehmen viele Patientinnen* gerne an. Andere bevorzugen es, die Operation mitzuverfolgen, und ich erkläre ihnen die einzelnen Schritte.“
Im Anschluss gibt es eine kurze Nachbesprechung über den Verlauf. Die Patientin erholt sich auf der Station und erhält bei Bedarf eine Schmerztherapie. Sobald der Arztbrief und die Entlassungspapiere fertig sind, kann sie nach Hause gehen. OÄ Böhm erläutert: „Für den seltenen Fall, dass Schmerzen nach der Operation anhalten, haben wir die Möglichkeit, die Patientin stationär über Nacht zu betreuen und eine entsprechende Schmerztherapie anzubieten.“
Die postoperative Kontrolle erfolgt vier bis sechs Wochen später bei der*dem niedergelassenen Fachärzt*in. Zu diesem Zeitpunkt liegt der histologische Befund vor und kann mit der Patientin besprochen werden.
Fallbericht: Tagesklinische HSK mit Polypabtragung in Lokalanästhesie
Vorgeschichte:
Patientin 52 Jahre alt, perimenopausal mit unregelmäßigen vaginalen Blutungen, im Rahmen der Untersuchung bei der niedergelassenen Fachärztin wurde der Verdacht auf einen Endometriumpolypen gestellt. Die Patientin wollte ihre störenden, teilweise wochenlang anhaltenden Blutungen abklären lassen.
Untersuchung:
Im vaginalen Ultraschall zeigt sich bei sonst schmalem Endometrium eine deutliche, 7x8 mm große hyperdense, leicht vakuolige Struktur intrauterin im Fundus. Eine vermehrte Durchblutung ist nicht eindeutig darstellbar, ebenso ein Polypstiel. (siehe Foto li)
Problemstellung:
Laut neuester Leitlinien sollen alle Polypen abgeklärt und entfernt werden. Die Patientin hatte bereits mehrfache Operationen im Bauchbereich und gibt an, dass sie die Narkosen immer schlecht vertragen und mit starker postoperativer Übelkeit zu kämpfen gehabt hätte. Wenn möglich, möchte sie den nötigen Eingriff so rasch wie möglich und ohne Vollnarkose durchführen lassen.
Therapie am Ordensklinikum:
In unserer gynäkologischen Ambulanz wird nach sonografischer Verifizierung des Befundes die Indikation zur Gebärmutterspiegelung mit Polypabtragung gestellt. Von den angebotenen Möglichkeiten entscheidet sich die Patientin für die Hysteroskopie in Lokalanästhesie. Die OP-Aufklärung wird durchgeführt und ein Termin zwei Wochen später vereinbart.
Outcome:
Der Eingriff in lokaler Betäubung (Parazervikalblock) kann problemlos durchgeführt werden und dauert fünf Minuten. Dabei kann ein ca. 1 cm großer Polyp mit der Schlinge in toto abgetragen werden. (siehe Foto li.) Nach einem Gespräch mit der Patientin über den Befund und das weitere Prozedere verlässt die Patientin den OP in gutem Allgemeinzustand und kreislaufstabil. Auf der Visual Analog Scale werden die Schmerzen während des Eingriffs mit maximal VAS 5 (für wenige Sekunden) bei sonst einem Gefühl wie bei Regelschmerzen beschrieben.“