In Österreich erhalten jährlich rund 23.000 Männer die Diagnose Krebs. Die häufigste Krebsform dabei ist das Prostatakarzinom bei Männern ab 50 Jahren. Bei jungen Männern zwischen dem 20. und 44. Lebensjahr ist der Hodenkrebs die häufigste bösartige Erkrankung.
Der Hodenkrebs entsteht zumeist im Keimzellepithel, jenem Anteil des Hodens, in dem die Spermien gebildet werden. In Österreich erhielten laut Krebsregister im Jahr 2022 insgesamt 425 Männer die Diagnose Hodenkrebs. Die genauen Ursachen für ein Hodenkarzinom sind noch nicht eindeutig geklärt. Es gibt jedoch bestimmte Faktoren, die dessen Entstehung begünstigen. Ein höheres Risiko daran zu erkranken, haben jene Männer, bei denen im Rahmen ihrer Entwicklung im Mutterleib die Hoden nicht vollständig in den Hodensack gewandert sind oder jene mit erblicher Vorbelastung. Grundsätzlich gilt: Je früher der Hodenkrebs entdeckt wird, desto einfacher ist die Behandlung und desto vielversprechender sind die Heilungschancen.
Symptome und Alarmsignale von Hodenkrebs
In den meisten Fällen bemerken die betroffenen Männer selbst eine Veränderung an ihren Hoden. Auf folgende Symptome sollten sie achten, rät Urologe Dr. Andreas Gusenleiter vom Ordensklinikum Linz Elisabethinen: „Alarmsignale können sein, dass sich eine meist schmerzlose Verhärtung im Hoden ertasten lässt, oder der Hoden hart wird und angeschwollen ist. Auch ein anhaltendes Ziehen oder Spannungsgefühl im Hoden sowie im Leistenbereich kann ein Anzeichen von Hodenkrebs sein. Es können auch typische Begleitsymptome auftreten wie Müdigkeit, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust oder Rückenschmerzen.“ Solche Veränderungen und Beschwerden können auf Hodenkrebs hindeuten und sollten unbedingt von Fachmediziner*innen untersucht werden.
Selbstuntersuchung der Hoden mindestens einmal im Monat
Urolog*innen raten allen jungen Burschen und Männern zwischen 14 und 45 Jahren zu einer regelmäßigen Selbstuntersuchung. Dabei sollten sie ihre Hoden einmal im Monat auf mögliche Symptome und Veränderungen abtasten und betrachten. „Am besten funktioniert die Hodenkontrolle im Stehen unter der warmen Dusche. Mit der geöffneten Handfläche den Hodensack von unten vorsichtig abtasten. So fühlt man, ob einer der Hoden schwerer oder größer ist. Anschließend rollen Sie die Hoden einzeln und behutsam zwischen Daumen- und Zeigefinger hin und her. Achten Sie dabei auf Unebenheiten, Verhärtungen oder mögliche Knoten. Zum Abschluss ist es ratsam, den Hodensack vor dem Spiegel zu kontrollieren, ob sich Größe, Form oder das Aussehen verändert haben“, so OA Dr. Andreas Gusenleitner. Ein wichtiger Hinweis ist, dass die Nebenhoden leicht mit Auffälligkeiten verwechselt werden können. Sie liegen wie eine Mütze oben auf der Hodenaußenseite.
Untersuchung und Diagnose von Hodenkrebs
Bei einem Verdacht auf Hodenkrebs werden gleich mehrere Untersuchungen von Urolog*innen durchgeführt. „Neben dem Abtasten der Hoden wird auch eine Ultraschalluntersuchung auf mögliche Gewebeveränderungen vorgenommen. Mittels einer Blutabnahme werden im Labor die Werte geprüft, ob bestimmte Tumormarker erhöht sind. In den meisten Fällen kann mit einer hohen Wahrscheinlichkeit abgeschätzt werden, ob es sich um Krebs handelt. Sollten dennoch Unklarheiten bestehen, wird noch während der OP das Gewebe untersucht, so kann bestimmt werden, ob der Tumor gut- oder bösartig ist, und gegebenenfalls der Hoden erhalten werden. Bestätigt sich die Diagnose Krebs, wird der betroffene Hoden komplett entfernt“, sagt Fachmediziner Andreas Gusenleitner. Durch eine Computer- und Kernspintomographie mit Kontrastmittel wird überprüft, ob sich in anderen Bereichen des Körpers bereits Metastasen gebildet haben.
Therapiemöglichkeiten bei Hodenkrebs
Für die Behandlung von Hodenkrebs stehen Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie zur Verfügung. Welche Therapie in Frage kommt, ist abhängig von der Tumorart und dem Stadium der Erkrankung. Urologe Andreas Gusenleitner erklärt: „Die Entfernung des erkrankten Hodens ist in der Regel der erste Behandlungsschritt. Bei der sogenannten Orchiektomie werden zusätzlich Nebenhoden und der Samenstrang entfernt. Wenn es der Patient wünscht, kann eine Hodenprothese in Form eines Silikonimplantats im Hodensack eingesetzt werden. Je nachdem, wie weit der Hodenkrebs fortgeschritten ist und um welche Form es sich handelt, kann im Anschluss eine Strahlen- oder Chemotherapie bzw. eine Kombination aus beidem folgen. In vielen Fällen reicht jedoch eine engmaschige Beobachtung aus.“
Auswirkungen von Hodenkrebs auf Sexualität und Fruchtbarkeit
Verbleibt ein gesunder Hoden, sind Zeugungsfähigkeit, Potenz und Libido zumeist auch nach der einseitigen Entfernung weiterhin gegeben. Allerdings kann die Fruchtbarkeit durch Bestrahlung und Chemotherapie beeinträchtigt sein. Fachmediziner*innen empfehlen deshalb, vor dem Beginn der Krebstherapie Spermien bei einer Samenbank einfrieren zu lassen. Falls die Zeugungsfähigkeit nach der Behandlung nicht gegeben ist, können bei einem späteren Kinderwunsch die eingefroren Samenzellen für eine künstliche Befruchtung genutzt werden. Dieses Verfahren bezeichnen Fachleute als „Kryokonservierung“.
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