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Ordensklinikum Linz

FAQ Sonne und Hautkrebs

Datum: 27.03.2019

Nach einem langen Winter ist die Sehnsucht nach Sonne dementsprechend groß. Schon sind die Liegestühle aufgeklappt, die Bikinis eingekauft – die Liegewiesen und Freibäder erwarten die Sonnenhungrigen.

OA Dr. Helmut Kehrer, Leiter der Dermato-Onkologischen Ambulanz am Ordensklinikum Elisabethinen in Linz warnt jedoch vor zuviel Sonnengenuss. Die Steigerungsraten bei schwarzem Hautkrebs betragen zwei bis drei Prozent pro Jahr – das Melanom ist mittlerweile die häufigste bösartige Erkrankung bei unter 40-Jährigen in Österreich.
 

Ist die Sonne wirklich so gefährlich oder ist sie nur einer von vielen Faktoren, die bei der Entstehung von Hautkrebs eine Rolle spielen?

Dr. Kehrer: Die Sonne ist der wichtigste Auslöser aller Hautkrebsarten, auch wenn es andere Faktoren wie Genetik oder Medikamente gibt.
 

Wie sieht denn ein vom Arzt empfohlener Umgang mit Sonne aus?

Dr. Kehrer: Am besten bemüht man seinen Hausverstand: Also nicht gerade in der Mittagszeit Sport betreiben oder stundenlang auf der Luftmatratze im Wasser dösen. Verbringen Sie die heiße Zeit besser im Schatten. Luftige lange Hosen oder Kleider bewirken einen guten Kühleffekt. Bitte nicht vergessen: Kopfbedeckungen sollten immer auch den Nacken schützen. Das wird allzu oft vergessen.

 

Mit welchen Symptomen sollte ich mich unbedingt an einen Hautarzt wenden?

Dr. Kehrer: Wenn meine Muttermale unregelmäßig zu wachsen beginnen, verschiedene Farben entwickeln, jucken oder bluten. Sehr hellhäutige Menschen, Personen mit vielen Muttermalen und/oder wenn eine familiäre Vorbelastung besteht, sollten sich regelmäßig beim niedergelassenen Facharzt kontrollieren lassen.

 

Worauf muss man beim Kauf von Sonnenschutzmitteln achten?

Dr. Kehrer: Achten Sie auf gute Qualität und greifen Sie bei noch nicht vorgebräunter Haut lieber zu einem hohen Lichtschutzfaktor, auch wenn Sie gerne schnell braun werden möchten.

 

Reicht es eigentlich, sich einmal am Tag einzucremen?

Dr. Kehrer: Nein, keine einzige Creme schützt den ganzen Tag, selbst wenn der Schutzfaktor sehr hoch ist. Man sollte sich auf jeden Fall alle zwei, drei Stunden neu eincremen – auch wenn man nicht im Wasser war. Ein hoher Schutzfaktor ist immer gut, er gibt aber keinen Anlass, deswegen mit der Menge zu sparen.

 

Stimmt es, dass Kinderhaut empfindlicher ist als jene von Erwachsenen?

Dr. Kehrer: Ja, Kinder sind besonders empfindlich. Schäden wirken sich – wenn man die Sache langfristig betrachtet – deutlich negativer aus als bei Erwachsenen. Am besten ist es, wenn Eltern ihre Kinder zum richtigen Sonnenschutz erziehen.

 

Es ist passiert: Ich habe einen Sonnenbrand. Wie verhalte ich mich am besten?

Dr. Kehrer: Sofort raus aus der Sonne! Der Sonnenbrand macht ja nur sicht- und spürbar, wie sehr die UV-Strahlung unsere Haut geschädigt hat. Gegen die Schmerzen helfen kühlende Umschläge. Generell gut geeignet sind pflegende „After-Sun-Lotionen“.

 

Man hört sehr viel von Hautkrebs – gibt es mehr Betroffene als früher?

Dr. Kehrer: Ja, leider. Das Melanom, der schwarze Hautkrebs, gehört zu den häufigsten Krebsformen überhaupt. Melanome weisen mit Steigerungsraten von jährlich zwei bis drei Prozent eine dramatische Entwicklung auf. In Österreich erkranken pro Jahr rund 5000 Personen an einem Melanom, 2000 werden in einem Frühstadium erkannt.

 

Welche Bevölkerungsgruppe ist denn besonders gefährdet?

Dr. Kehrer: Das sind die jungen Menschen. Das Melanom ist die häufigste bösartige Erkrankung der unter 40-Jährigen. Verbesserte Früherkennung und Bewusstseinsbildung ist der wichtigste Grund, dass heute deutlich weniger Menschen als noch vor 20 Jahren an dieser Krebsart sterben. Zwar gibt es heute ungleich bessere Behandlungsmethoden, aber eine Heilung ist zumindest bisher noch nicht gesichert möglich.

OA Dr. Kehrer mit dem Auflichtmikroskop

Gibt es neue wissenschaftliche Erkenntnisse oder Therapien?

Dr. Kehrer: Frühzeitig erkannt, ist der schwarze Hautkrebs bis zu 90 Prozent heilbar. In fortgeschrittenen Krankheitsstadien waren bis 2012 aber nur wenig effiziente Chemotherapeutika verfügbar.

 

Hat sich diese Situation in den vergangenen Jahren verändert?

Dr. Kehrer: Ja, es wurden neue Medikamente zugelassen: Sogenannte Kinaseinhibitoren sind Teil einer zielgerichteten, auf jeden Patienten personalisierten Medizin. „Kinasen“ sind Schlüsselenzyme, die eine Vielzahl von Funktionen in Zellen steuern, wie beispielsweise deren Wachstum oder auch Selbstzerstörung. Beim Melanom handelt es sich im Prinzip um spontan auftretende Mutationen, die zu einem Verlust des kontrollierten Zellwachstums und der Kontrollmechanismen innerhalb der Zelle führen. Dies führt dazu, dass ein Tumor entsteht. Kinaseinhibitoren sind Wirkstoffe, die bestimmte Enzyme, die entsprechende Signale übertragen, blockieren und damit diesen unkontrollierten Prozess unterbrechen.

 

Stimmt es, dass Herpesviren Melanome praktisch zerstören können?

Dr. Kehrer: Ja. Vor zwei Jahren fand auch die so genannte onkolytische Therapie Eingang in die Behandlung – und zwar mit einem gentechnisch veränderten, abgeschwächten Herpesvirus, das sich nur in Melanomzellen vermehrt und zu deren Zerstörung führt. Dabei werden Substanzen freigesetzt, die eine weitere Aktivierung des Immunsystems bewirken. All diese Behandlungsmethoden haben zu einem deutlich höheren Ansprechen mit einem wesentlich verlängerten Überleben bei Melanomen geführt.

 

Die Immuntherapie scheint ja beim schwarzen Hautkrebs ganz besonders wirksam zu sein.

Dr. Kehrer: Die Immuntherapie hat sich bei der Behandlung des metastasierenden Melanomsin den vergangenen Jahren zu einer zentralen Säule entwickelt. Dabei werden durch eingeschleuste Antikörper Mechanismen blockiert, die es Tumorzellen ermöglichen, sich der Kontrolle unseres Immunsystems zu entziehen. Durch die Blockade dieser neuen Therapie sind Melanomzellen für unsere Abwehrzellen wieder „sichtbar“ und es kommt dadurch zu einer verstärkten Aktivierung des Immunsystems. Diese Medikamente haben zu einer deutlichen Verbesserung des Überlebens geführt und es könnte sein, daß erstmalig in der Geschichte der Melanomtherapie nicht nur Langzeiteffekte, sondern vielleicht sogar Heilungen möglich erscheinen. | Text: Barbara Rohrhofer, OÖN

 

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Dermatologie