Geschwollene Augenlider, ein plötzlich auftretendes Glubschauge in Verbindung mit dem Sehen von Doppelbildern im Rahmen einer akuten Nasennebenhöhlenentzündung oder ein „Veilchen“ nach einem Unfall, bei dem man einen Schlag auf das Auge bekam, können Anzeichen eines Problems in der Orbita (Augenhöhle) sein.
Die Orbita ist ein knöcherner Trichter, in dem Augapfel, Augenmuskeln, Nerven, Blutgefäße und dazwischen Fettgewebe als Füllmaterial vorhanden sind. Vom Augapfel, der durch Augenmuskeln bewegt wird, geht der Sehnerv weg und hinten aus der Augenhöhle hinaus.
Schlag auf das Auge
„Es gibt vier Hauptgründe, die einen Eingriff in der Augenhöhle notwendig machen“, erklärt HNO-Oberarzt Dr. Martin Bruch vom Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, der auf Nasennebenhöhlen- und Orbitachirurgie spezialisiert ist.
- Entzündliche Probleme:
Eine akute Rhinosinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung), wie sie häufig bei grippalen Infekten auftritt, kann von der Entzündung bis zum Abszess Komplikationen in der Augenhöhle auslösen. „Das trifft hin und wieder auch Kinder, weil bei ihnen die Wege in der Nase kürzer sind“, sagt Dr. Bruch. Lidödeme, die durch die entzündliche Verdickung in der Augenhöhle entstehen, ein hervorstehendes Auge (Glubschauge), das Sehen von Doppelbildern und eine Sehverschlechterung auf dem betroffenen Auge, können auf ein entzündliches Orbitaproblem hinweisen. Abgeklärt wird mittels CT- und MRT-Untersuchung.
Die Therapieoptionen reichen je nach Ursache und Schwere von der Antibiotikagabe und abschwellenden Nasentropfen/Nasenspray mit Cortison bis zur endoskopischen endonasalen Fokussanierung in Vollnarkose. Der Augenarzt wird zur Begutachtung hinzugezogen, um vor und nach der Operation die Sehleistung sowie Beweglichkeit des Auges zu beurteilen. - Trauma:
Ob nach einem Schlag auf das Auge oder infolge eines Unfalles kann es zum Druckanstieg, und in der Folge zum Bruch des Bodens der Augenhöhle (=Dach der Kieferhöhle), kommen. „Wir operieren rund fünf bis zehn solcher Orbitabodenfrakturen pro Jahr. Manche Patienten haben zuvor im wahrsten Sinn die Faust auf das Auge bekommen“, sagt der Facharzt. Als Symptom treten Doppelbilder auf, weil die Funktion der Augenmuskeln beeinträchtigt ist. Auch ein „blaues Auge“, sprich Hämatom, oder ein nach innen stehendes Auge, so als ob es eingedrückt wäre, kann vorkommen. Operiert wird endoskopisch und computertomografieunterstützt durch die Nase oder durch einen Schnitt am Unterlid von außen. Dabei wird der Knochensplitter retourniert und der Orbitaboden einige Wochen lang von einem Ballon, der in die Kieferhöhle eingebracht wird, gestützt, bis sich eine stabile Narbenplatte gebildet hat.
Sehr selten kommt es auch zu einer Orbitadachfraktur, die meist von einem Neurochirurgen operiert wird.
- Tumore:
Man kennt gutartige Tumore wie etwa Hämangiome, Tumore der Tränendrüsen, neurogene Tumore und Mukozelen (Ansammlungen von Schleim in der Höhle) und bösartige Neubildungen wie Lymphome, Sarkome, Karzinome der Tränendrüsen und Nasentumore, die in die Augenhöhle hineingewachsen sind. Ohne Operation und histologische Untersuchung ist oft nicht mit Sicherheit zu sagen, ob der Tumor gut- oder bösartig ist. - Tränenabflussstörungen:
Sie sind die häufigste Ursache für Operationen in der Augenhöhle. Ursachen für Verengungen des Tränenabflusses können zum Beispiel Nasennebenhöhlenentzündungen oder Bindehautentenzündungen im Auge sowie Verklebungen sein. Eine Spülung des Tränenganges zeigt, wo sich die Verengung befindet beziehungsweise kann sie diese vielleicht auch aufdehnen. Wenn nicht, wird durch einen endoskopischen Zugang über die Nase ein neuer Abflussweg geschaffen. Eine Abflussstörung kann auch schon bei Neugeborenen auftreten.
Beinahe alle diese endoskopischen Eingriffe werden CT-navigationsgestützt durchgeführt, um präzise arbeiten und eine Sehnenverletzung oder Blutung in der Augenhöhle verhindern zu können. „Ich operiere jährlich etwa zehn bis 15 Tränenwege, fünf bis zehn entzündliche Komplikationen nach Nasennebenhöhlenentzündungen und bis zu zehn Orbitabodenfrakturen. Auch einige Tumore entfernen wir jedes Jahr“, so Dr. Bruch.
Quelle: www.forumgesundheit.at, Autorin: Mag. Christine Radmayr
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