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Ordensklinikum Linz

Die Skabies verlangt nach einer konsequenten Therapie - AM PULS Ausgabe 04

Datum: 22.08.2019

Die Krätzmilbe "Sarcoptes scabiei variatio hominis" misst nur 0,2–0,5 mm, löst aber einen höchst unangenehmen, starken Juckreiz aus, der vor allem in der Nacht und bei Wärme auftritt. Neben lokal wirkenden Präparaten wird in der Therapiemanagement-Leitlinie der Österreichischen Gesellschaft für STD und dermatologische Mikrobiologie nun auch der Einsatz von systemischen Therapien gegen die Skabies empfohlen. Ebenso wichtig ist es aber, Ruhe zu bewahren und konsequent vorzugehen.

Die Skabies ist weder ein „neumodisches Problem“ noch eines, das vor dem sozialen Status Halt macht. „Sie tritt in jeder Schicht auf. Auch der Generaldirektor im 5-Sterne-Hotel kann sich anstecken“, wie Prim. Univ.-Prof. Dr. Norbert Sepp, Vorstand der Abteilung für Dermatologie am Ordensklinikum Linz Elisabethinen, betont. Ebenso ist der in den Medien öfters suggerierte Zusammenhang mit den Flüchtlingsbewegungen der letzten Jahre in dieser Form nicht haltbar. „Bereits 2009 wurde über einen Anstieg der Skabiesfälle berichtet und da war noch lange keine „Migrationskrise“ in Sicht.“ Derzeit gibt es zwar eine Zunahme an Skabiesfällen in Österreich, ein Grund zur Panik ist das nicht. „Die Skabies tritt in Wellen auf und kommt manchmal epidemisch. Das war immer schon so und wird auch immer so bleiben.“

Typische Milbengänge

Kennzeichen der Skabies sind – neben dem erwähnten Juckreiz – papulöse, aufgekratzte Herde am Stamm und den Extremitäten. In den interdigitalen Räumen, im Genitalbereich, perimammilär und im Nabelbereich zeigen sich bei genauer Inspektion die typischen Milbengänge. Bei Kindern können diese auch am Kopf und den Fußsohlen auftreten. Schwierig gestaltet sich die Diagnose der „gepflegten Skabies“. Sie betrifft Menschen, die sich häufig baden und duschen. Da die Milben das feuchte Klima meiden, breiten sich die typischen oberflächlichen Gänge nicht aus. Zudem kann die Anzahl der Krätzmilben gering sein.

Umfassende Behandlung

Die Behandlung von Skabies muss geradezu generalstabsmäßig geplant und durchgeführt werden. Alle Familienmitglieder, Mitbewohner, enge Kontaktpersonen oder Sexualpartner, auch jene, die (noch) nicht von der Krätzmilbe befallen wurden, sollten unbedingt der Behandlung unterzogen werden. Ebenso müssen Unterwäsche, Leintücher und Bettwäsche bei mindestens 60 Grad gewaschen und andere Gegenstände mit Körperkontakt für drei bis vier Tage luftdicht verpackt werden. Ohne „Wirt“ sterben die Krätzmilben bereits in dieser kurzen Zeit. „Neu ist, dass bei Patienten über 15 kg Körpergewicht eine systemische Therapie mit dem Wirkstoff Ivermectin verabreicht wird“, erklärt Sepp. Doch diese wirkt nicht gegen die Eier der Milbe, weshalb eine Lokaltherapie mit Permethrin unumgänglich ist. Der Wirkstoff ist in Form einer Salbe erhältlich. Diese wird am ganzen Körper aufgetragen und muss für 12 Stunden einwirken. Eine Woche später wird diese Behandlung wiederholt, um auch die von der Krätzmilbe gelegten Eier abzutöten. Der Juckreiz kann aufgrund der immunologischen Reaktion auch Wochen nach der Behandlung noch andauern.

Der Hausarzt als erste Ansprechperson

Erfahrungsgemäß hat sich gezeigt, dass die Skabies gerade im niedergelassenen Bereich am besten handhabbar ist. „Hausärzte kennen die Patienten und deren Familien oft seit Jahren. Sie wissen um die Verhältnisse und können deshalb viel besser reagieren“, sagt Sepp. „Sollten allerdings äußerst seltene Komplikationen auftreten, ist die Unterstützung durch die dermatologische Abteilung nötig.“ Gleiches gilt, wenn der Patient beispielsweise HIV-positiv ist oder an einer Leberzirrhose leidet. Derart geschwächte Menschen können von Tausenden Milben befallen werden.


Zuweisermagazin AM PULS - Ausgabe 04 - Jg. 2019

 

PRIM. UNIV.-PROF. DR. NORBERT SEPP

Prim. Univ.-Prof. Dr. Norbert Sepp
Vorstand der Abteilung für Dermatologie,
Ordensklinikum Linz Elisabethinen
 

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Dermatologische Abteilung am Ordensklinikum Linz Elisabethinen.