Seit Anfang 2022 steht den Chirurgie-Abteilungen des Ordensklinikum Linz an den Standorten Barmherzige Schwestern und Elisabethinen mit Prim. Prof. Dr. Matthias Biebl ein neuer Abteilungsleiter vor. Der 45-jährige habilitierte Chirurg war zuvor stellvertretender Klinikdirektor der Chirurgischen Klinik an der Charité in Berlin und davor an der Medizinischen Universität Innsbruck tätig. AM PULS bat Prim. Biebl zum Gespräch, um über seine Ziele und Herausforderungen zu sprechen.
Chirurgische Vollversorung
Die beiden Standorte des Ordensklinikum Linz bieten zusammen das gesamte Spektrum der Allgemein- und Viszeralchirurgie – mit Fokus auf Tumoren – an. „In den beiden Häusern waren ursprünglich zwei vollentwickelte chirurgische Abteilungen situiert, die sich komplett selber versorgt haben. Vor nunmehr fünf Jahren wurden im Zuge der Fusionierung zum Ordensklinikum Linz auch die beiden Abteilungen zusammengeführt. Dieser Prozess ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Zielbild ist eine chirurgische Abteilung mit zwei Standorten. Im Sinne der holistischen Versorgung der Patient*innen durch die Ordensspitäler in Linz wird auch das Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz in die Planung miteinkalkuliert.“ Punkten möchte der Abteilungsleiter mit Patientenorientierung, Service für Zuweiser*innen sowie medizinischer Qualität auf höchstem Niveau. Er appelliert an die Zuweiser*innen: „Nehmen Sie mit mir Kontakt auf und schildern Sie mir Ihre Anliegen.“
Schwerpunkte der Standorte
Um das geschilderte Zielbild zu verwirklichen, wurden bereits unter Univ.-Prof. Dr. Reinhold Függer die Schwerpunkte der beiden Abteilungen definiert. Bei den Elisabethinen sind das die kolorektale Chirurgie im gutartigen Bereich, die Hernien-, Thoraxund Transplantationschirurgie. Schwerpunkte der Barmherzigen Schwestern sind das große Brust-Gesundheitszentrum, die viszeralonkologische Versorgung von bösartigen Tumoren und die Schilddrüsenchirurgie. Die Allgemeinchirurgie wird an beiden Standorten angeboten, um dem Versorgungsauftrag im Rahmen des Notfall-Aufnahmerads gemeinsam mit dem Kepler Universitätsklinikum weiterhin nachzukommen. „Die Komplexität der Zusammenarbeit hat sich deutlich erhöht. Wir sind aktuell dabei, sämtliche Abläufe betreffend Operationen und die klinische Tätigkeit neu zu gestalten. Entsprechend werden die Rotationen der Fach- und Oberärzt*innen optimiert und auch die häuserübergreifende Ausbildung von jungen Mediziner*innen wird neu aufgesetzt“, berichtet Prim. Biebl. Künftig soll das Krankenhauserlebnis an allen Standorten gleich gestaltet sein, sodass es letztlich egal ist, bei welcher Tür die Patient*innen hereinkommen – sie werden optimal versorgt.
Ein standortübergreifender Versorger
All das geht natürlich nicht von heute auf morgen. „Ein kurzfristiges Ziel ist es, die Leistungskennzahlen der Abteilung zu halten. Mittelfristig sollen die Schwerpunktsetzungen derart konsolidiert werden, dass sich die chirurgischen Abteilungen am Ordensklinikum Linz als ‚ein standortübergreifender Versorger für alle chirurgischen Patient*innen‘ in der Wahrnehmung aller Beteiligten verankern“, so Prim. Biebl. „Mein persönliches Ziel ist es, auch in Hinblick auf das Angebot chirurgischer Leistungen aus den örtlich sehr nah beieinanderliegenden Häusern eine Einheit mit über 1.400 Betten zu schaffen. Deren Status soll deutlich über jenem eines guten Stadtspitals liegen. Ich möchte eine exzellente und vollumfängliche Versorgung für die Linzer und oberösterreichische Bevölkerung anbieten, sowohl in der Akutmedizin als auch bei nichtonkologischen Erkrankungen. Hinsichtlich der onkologischen sowie der Thorax- und Transplantationschirurgie besteht darüber hinaus ein überregionaler Versorgungsauftrag. In allen diesen Bereichen – auch in der Spitzenmedizin – ist mir eine echte Verankerung der angebotenen Qualität durch konsequente Aus- und Weiterbildung im Team ein persönliches Anliegen“, verdeutlicht der Abteilungsleiter.
Prim. Prof. Matthias Biebl, Leiter der Abteilungen für Chirurgie am Ordensklinikum Linz, setzt bei minimalinvasiven Eingriffen auf den da-Vinci-Roboter.
Optimierung des perioperativen Managements
Als eine große Herausforderung identifiziert Prim. Biebl die spezielle Standortsituation des Ordensklinikum Linz als nichtuniversitäres Krankenhaus. „Gut ausgebildetes Personal zu bekommen und zu halten, wird immer schwieriger. Ich beschäftige mich daher intensiv mit der Ausbildung von Jungmediziner*innen sowie mit der Entwicklung neuer Arbeitszeitmodelle, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern“, sagt Prim. Biebl. Die wachsende Anzahl an Patient*innen, bedingt durch die Altersentwicklung unserer Gesellschaft, sei eine weitere Herausforderung. Und er spricht in diesem Zusammenhang auch die Achillesferse aller Krankenhäuser an: „Wir müssen uns im Spitalswesen wohl oder übel daran gewöhnen, dass die personellen Ressourcen mittelfristig knapp bleiben. Deshalb arbeiten wir am Ordensklinikum Linz verstärkt daran, mit weniger Ressourcen gleich leistungsfähig zu bleiben oder im Idealfall unsere Leistungen sogar zu steigern – sofern uns nicht weitere Coronawellen überrollen oder der Pflegemangel so gravierend wird, dass wir unser Angebot an die Möglichkeiten anpassen müssen“, meint Prim. Biebl. Eine Stellschraube dafür ist die Optimierung des perioperativen Managements. Gelingt es, die Verweildauer von Patient*innen weiter zu verkürzen, können steigende Fallzahlen bewältigt werden, trotz geringerer Ressourcen durch den Pflegemangel. „Das ist nur durch einen interdisziplinären Zusammenschluss verschiedener Bereiche zu schaffen. Das Ordensklinikum Linz bietet hierfür die besten Voraussetzungen“, schließt Prim. Biebl optimistisch ab. Prim. Prof. Dr. Matthias Biebl, Leiter der Abteilungen für Chirurgie am Ordensklinikum Linz, setzt bei minimalinvasiven Eingriffen auf den da-Vinci-Roboter.
Allgemein- und Viszeralchirurgie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern
Abteilung für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax-, Gefäss- und Transplantationschirurgie