Seit November 2024 leitet Prim. Dr. Gerhard Nell die Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. Die Abteilung bietet neun pädiatrische Spezialdisziplinen. Prim. Nell plant, die hohe Expertise weiter auszubauen, er setzt auf Aus- und Weiterbildung sowie Interdisziplinarität.
Die Kinder- und Jugendheilkunde am Ordensklinikum Linz blickt auf eine lange Geschichte zurück. Sie wurde 1851 gegründet und ist heute eine tragende Säule in der Gesundheitsversorgung von Kindern im Großraum Linz. Die Abteilung verfügt über 46 Betten, es gibt 4.000 stationäre Aufnahmen sowie 15.000 ambulante Kontakte pro Jahr. Die Kinder und Jugendlichen werden von einem Team aus Pädiater*innen, Pflegeexpert* innen sowie drei Klinischen und Gesundheitspsycholog*innen betreut. Prim. Nell sieht die Abteilung als Drehscheibe zwischen dem Kepler Universitätsklinikum und dem niedergelassenen Bereich mit vier großen Aufgabenfeldern. Dazu gehören die Basisversorgung, die Abklärung und Behandlung komplexer und komplizierter Erkrankungen, die Zusammenarbeit mit den chirurgischen Fächern am Ordensklinikum Linz sowie die Zusammenarbeit mit anderen Krankenanstalten. Im Rahmen der Basisversorgung (24 Stunden/7 Tage die Woche) hat die Abteilung den Mangel an niedergelassenen Kinderärzt*innen abgefangen und temporär eine Kassenstelle übernommen. Um dem hohen Patientenaufkommen entgegenzuwirken, plant Prim. Nell Aufklärungskampagnen für Eltern.
Aufgabenfeld Spezialmedizin
In Zukunft soll ein größeres Augenmerk auf die Spezialisierung gelegt werden. Prim. Nell betont: „Wir haben in einigen Bereichen eine hohe Expertise erworben, die ich stärken möchte.“ Seit längerem bestehen Spezialambulanzen für Nephrologie, Endokrinologie, Gastroenterologie und Neuropädriatrie. „Ab dem Sommer werden wir täglich eine ganztägige Spezialambulanz in den Fächern Endokrinologie, Diabetes, Epilepsie und Rheumatologie anbieten“, erläutert Prim Nell. Aus der engen Kooperation der Kindernephrologie mit der Kinderurologie der Barmherzigen Schwestern entsteht das neue Kinder-Nieren-Zentrum Linz. Im Mai wird die gemeinsame Ambulanz eröffnet.
Weiters wird die Neuropädiatrie durch Pädiater*innen, die halbjährlich wechseln, verstärkt. Prim Nell betont: „Davon profitieren beide – die Neuropädiatrie bekommt zusätzliche Unterstützung und die Ärzt*innen eine hochwertige Zusatzausbildung.“
Jede*r Pädiater*in absolviert zusätzlich ein bis zwei Spezialfächer. Derzeit gibt es im Team z. B. fünf Ärzt*innen mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie. In Kooperation mit der Abteilung für Erwachsenen-Gastroenterologie besteht die Möglichkeit, das Endoskopieren zu erlernen. Das einmal im Monat stattfindende CED-Board ermöglicht einen Austausch mit dem Fachpersonal aus Gastroenterologie, Chirurgie, Radiologie und Pathologie.
Aufgabenfeld Zusammenarbeit mit chirurgischen Disziplinen
Die Kinderabteilung arbeitet zudem mit der Kinderurologie, Kinderorthopädie und den Abteilungen für Plastische und Allgemeine Chirurgie sowie für HNO zusammen. Die Pädiater*innen sind als Konsiliarärzt*innen tätig, damit alle im Ordensklinikum Linz behandelten Kinder fachgerecht versorgt werden. Frisch operierte Kinder werden meist auf der Kinderabteilung betreut. Umgekehrt profitiert die Kinder- und Jugendheilkunde in vielen Bereichen von der Erwachsenenmedizin im Haus. Ein Beispiel ist die Transition, um über 18-Jährige weiterhin gut zu versorgen. Gemeinsam mit der Abteilung für Gastroenterologie wurde eine Transitionsambulanz für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen eröffnet. Für nephrologische Erkrankungen wird eine Transitionsambulanz gemeinsam mit der Nephrologie im Ordensklinikum Linz Elisabethinen eingerichtet.
Aufgabenfeld Zusammenarbeit mit anderen Krankenhäusern
Der vierte Schwerpunkt ist die Zusammenarbeit mit anderen Kliniken. Prim. Nell erläutert: „Wir betreuen sämtliche Neugeborene der Abteilung für Geburtshilfe im Konventhospital Barmherzige Brüder Linz, das sind rund 1.700 Geburten pro Jahr.“ Dieses Aufgabenfeld reicht von der perinatalen Versorgung über die Abklärung angeborener Herzerkrankungen bis zur Betreuung von Neugeborenen mit gesundheitlichen Problemen in der Neonatologischen Intensivüberwachungsstation. Frühgeburten werden ab der 32. Woche übernommen. In der pädiatrischen Onkologie, Neonatologie und Kardiologie besteht eine Zusammenarbeit mit dem Kepler Universitätsklinikum. Das Ordensklinikum Linz ist Teil der Vinzenz Gruppe. Im Rahmen des „Exzellenzfeld Kind“ arbeiten die vier Kinderabteilungen (St. Josef Krankenhaus in Wien, Krankenhaus Sankt Josef Braunau, Krankenhaus Barmherzige Schwestern Ried) zusammen. Prim. Nell berichtet: „Wir haben Anfang 2025 das ,Exzellenzfeld Kind Board‘ gegründet, in das wir einmal im Monat spezielle Fälle einbringen, die wir gemeinsam diskutieren.“ Jede Klinik verfügt über unterschiedliche Kompetenzen und Spezialist* innen, wodurch alle von der Zusammenarbeit profitieren.
Neugeborene mit gesundheitlichen Problemen werden im Transportinkubator vom Konventhospital Barmherzige Brüder Linz auf die Neonatologische Intensivüberwachungsstation transferiert. v.li. Prim. Dr. Gerhard Nell, DKKS Ingrid Mahringer, DKKS Veronika Miesenberger und OÄ Theresa Popp
Personalressourcen und Ausbildung
„Das Arbeitsklima und die Zusammenarbeit ist an unserer Abteilung sehr gut“, betont Prim. Nell, dem Wertschätzung und Kommunikation auf Augenhöhe sehr wichtig sind. Der Abteilungsleiter setzt auf eine gute Aus- und Fortbildung. „Wir bemühen uns, die Ausbildung von Student*innen und Turnusärzt*innen attraktiv zu gestalten“, hält Prim. Nell fest, „z. B. findet zweimal pro Woche in der Früh eine kurze Fortbildung statt, die wir aufnehmen und on demand der ganzen Abteilung zur Verfügung stellen.“ Davon profitieren auch Mitarbeiter*innen in Karenz.
Prim. Dr. Gerhard Nell, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern
Student*innen, die ein Praktikum machen, bekommen eine Begrüßungsmappe und eine*n Mentor*in zur Seite gestellt. An der Abteilung absolvieren viele Turnusärzt*innen einen Teil ihrer Ausbildung zum*zur Allgemeinmediziner* in. „Hier sehe ich eine große Verantwortung, „erklärt Prim. Nell, „sie werden auch Kinder behandeln und je besser sie ausgebildet werden, desto besser werden die Kinder versorgt.“ Weiters hat Prim. Nell ein Hospitationsprojekt gestartet. Assistenzärzt* innen, die sich für ein bestimmtes Fach interessieren, können an anderen Häusern wie z. B. am Kepler Universitätsklinikum auf der Kinderintensivpflege oder im Kinderherz Zentrum hospitieren. Prim. Nell erklärt: „Seltene Krankheitsbilder gehören zur Pädiatrie, deshalb nimmt die Aus- und Weiterbildung eine zentrale Rolle ein.“
Neue medizinische Entwicklungen
Die Entwicklung neuer Therapeutika schreitet rasant voran. Prim. Nell berichtet: „Viele Medikamente werden wegen geringen Patientenzahlen bei Kindern erst sehr spät zugelassen, deshalb entscheiden wir über Therapien individuell.“ Es gibt z. B. neue Biologika bei entzündlichen Darmerkrankungen. „Bei Jugendlichen kann man eine Therapie, die im Erwachsenenbereich etabliert ist, überlegen“, erläutert Prim. Nell, „hier können wir auf Erfahrungen der Erwachsenengastroenterologie zurückgreifen.“
Neu bei Diabetes: Jüngere Kinder bekommen eine Insulinpumpe mit automatischer Ablesung der Glukosewerte und Insulingaben.
Eine gute Zusammenarbeit mit den Zuweiser*innen ist Prim. Nell wichtig. Er setzt auf persönlichen Austausch und wird die Kolleg*innen in der Niederlassung zum Abteilungsbesuch einladen.
Spezialdisziplinen der Kinderabteilung
Pädiatrische Nephrologie: u.a. akute und chron. Erkrankungen der Niere, kongenitale Harnwegserkrankungen, CNI, nephrotisches Syndrom, nephritische Erkrankungen, Zystennieren/Ziliopathien
Pädiatrische Neuropädiatrie: motorische/kognitive Entwicklungsstörungen, komplex-neurologische Erkrankungen, Neuro-Orthopädie, Epilepsie, Palliativmedizin
Pädiatrische Endokrinologie: Wachstums-/Pubertätspatient*innen, Schilddrüsenerkrankungen, Diabetesambulanz, DSD, Geschlechtsdysphorie
Pädiatrische Gastroenterologie: u.a. CED(-Board), Zöliakie, funktionelle Beschwerden, Endoskopie
Pädiatrische Rheumatologie: nicht-traumatische Gelenksbeschwerden, juvenile ideopathische Arthritis, autoimmunologische/autoinflammatorische Erkrankungen
Pädiatrische Pulmologie und Allergologie: Allergien, Asthma, LUFU/Provokationen
Pädiatrische Hörstörungen: CI-Voruntersuchungen, CMV-Monitoring, Genetik
Pädiatrische Kardiologie: Erkrankungen des Herzens, Hypertonie, Rhythmusstörungen, LZ-EKG/Echokardiographie/24hRR Vaskuläre Tumoren und Malformationen: wöchentliches „Hämangiom-Board“
Kinder- und Jugendheilkunde Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern
Tel. Ambulanz: 0732 7677 - 7211, Mo – Do 08.00 – 15.30 Uhr, Fr 08.00 – 13.00 Uhr
E-Mail: kindersekretariat@ordensklinikum.at
Zuweisung mit Fragestellung/Diagnose oder Symptome
www.ordensklinikum.at/kinderheilkunde