Haus- und Spitalsärzte im Austausch auf Augenhöhe
Beim „Hausarzt DIALOG-TAG“ Ende April im Ordensklinikum Linz diskutierten namhafte Experten aus dem intra- und extramuralen Bereich sowie der Gesundheitspolitik über die Primärversorgung der Zukunft.
Austausch auf Augenhöhe, lautet das Motto des Fortbildungsformats „Hausarzt DIALOG-TAG“, das es niedergelassenen Ärzten und Spitalsmedizinern ermöglicht, offen über Schnittstellenthemen zu diskutieren. Die diesjährige Online-Tagung wurde vom Ordensklinikum Linz gemeinsam mit der Oberösterreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (OBGAM) und dem Fachmagazin Hausarzt (Verlag RMA Gesundheit) veranstaltet. Fachvorträge beleuchteten die Themen „Cholesterinsenkung zwischen Guidelines und Praktikabilität“, „Diagnose & Therapie des Eisenmangels in und nach der Schwangerschaft“, „Häufige Augenprobleme in Praxis und Klinik“ sowie „Watchful waiting versus gefährliche Verläufe in der kinderorthopädischen Betreuung“.
Attraktiveren des Hausarztberufs
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema „Visionen der (haus-)ärztlichen Versorgung“ warfen hochkarätige Experten einen Blick in die nahe Zukunft: Da Kassenstellen in ganz Österreich immer öfter schwer nachbesetzt werden können, müssen Schwerpunkte punkto Ausbildung von Allgemeinmedizinern in Krankenhäusern und punkto Attraktiveren des Berufsbilds „Hausarzt“ gesetzt werden. Prim. MR Dr. Werner Saxinger, MSc, Vorstand der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten am Klinikum Wels-Grieskirchen und Nationalratsabgeordneter, kündigte an, dass noch heuer wichtige Schritte in diese Richtung gesetzt werden sollen. Dazu zählen der Facharzt für Allgemeinmedizin sowie der Ausbau der Möglichkeiten zur Zusammenarbeit in der Primärversorgung.
Was Jungärzte wollen
Für alle künftigen Maßnahmen entscheidend ist, was angehende Mediziner wollen und brauchen, um in die Primärversorgung zu gehen. Die Jungärzte von heute möchten keine Einzelkämpfer in ihren Ordinationen mehr sein. „Ganz unbestritten wird der Gedanke, im Team zu arbeiten, immer stärker“, bestätigte Mag. Jakob Hochgerner, Gesundheitsdirektor der oberösterreichischen Landesverwaltung. „Jungärzte schrecken auch vor vollen Wartezimmern zurück und wollen keine Fünf-Minuten-Medizin praktizieren“, ergänzte Assoc. Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Kathryn Hoffmann, MPH, Leiterin Unit Versorgungsforschung und Telemedizin in der Primärversorgung, Abteilung für Sozial- und Präventivmedizin, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien. Für Prim. Saxinger sei auch eine „Triagierung“ der Patienten durch 1450 vorstellbar, um einfache Befindlichkeitsstörungen abzufangen.
Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe
Ein wesentlicher Baustein einer funktionierenden Primärversorgung sind flexible Zusammenarbeitsformen der Gesundheitsberufe. Mag. Franz Kiesl, MPM, Leiter Fachbereich Versorgungsmanagement 1, Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), hob in diesem Zusammenhang hervor, dass Primärversorgungseinrichtungen (PVE) „ein riesiger Fortschritt“, seien, „weil sie für alle Beteiligten Vorteile bringen“. Dr. Erwin Rebhandl, Allgemeinmediziner in Haslach und Präsident der OBGAM, berichtete, dass er durch die Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen in seiner PVE nun zirka 50% mehr Zeit für seine Patienten habe. Mit neuen Zusammenarbeitsformen alleine, sei es jedoch nicht getan. Als Forderungen vonseiten der Hausärzte nannte Dr. Rebhandl ein modernisiertes Leistungsspektrum (z. B. Ultraschalluntersuchungen), Verminderung von bürokratischem Aufwand sowie neue Honorierungsmodelle. Einer pauschalen Honorierung mit einigen ausgewählten Einzelleistungen stand die ÖGK, in Person von Mag. Kiesl, offen gegenüber.