Screening-Instrumente in der Psychoonkologie sind kurze psychologische Tests oder Interviews, die es dem Behandlungsteam erleichtern, die Indikation zur professionellen Behandlung zu stellen und bedürftige Patient*innen herauszufiltern.
Ein Screening Instrument soll kein Ersatz für eine ausführliche Diagnostik sein und soll auch nicht stellvertretend für die ärztliche Indikationsstellung genutzt werden, sondern vielmehr ein pragmatisch orientiertes Vorgehen zur Selektion von betreuungsbedürftigen Teilgruppen möglich machen.
Eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen weisen darauf hin, dass Patient*innen ihre emotionale Befindlichkeit und ihre Unterstützungsbedürfnisse oftmals nicht von sich aus äußern, beziehungsweise dass der Schluss von den objektiven Symptomen oder Einschränkungen auf das subjektive Befinden sehr unzuverlässig ist und dass sich die ärztliche Fremdeinschätzung sehr von der individuellen Selbsteinschätzung der Patient*innen unterscheiden kann (vgl. Keller et al. 2004, zitiert nach Herschbach, P.). In zertifizierten Krebszentren werden Screeningverfahren als Instrument zur Bestimmung des psychoonkologischen Beratungs- und Behandlungsbedarfs empfohlen (vgl. Herschbach, P.).
Im Ordensklinikum Linz GmbH, Barmherzige Schwestern wird das Hornheider Screening Instrument (HSI) in der Fragebogen Version angewandt. Es wird an alle Patient*innen zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme, sowie in der onkologischen Tagesklinik ausgegeben.
Das HSI ist ein psychoonkologisches Screening-Instrument zur Identifizierung betreuungsbedürftiger onkologischer Patient*innen. Es ist geeignet für Tumorpatient*innen aller Diagnosen, Stadien und Behandlungsarten und zu jedem Zeitpunkt des Behandlungsablaufes, insbesondere im allerersten Kontakt mit dem*der Patient*in, einsetzbar. Es ist sowohl für den stationären als auch den ambulanten Bereich geeignet (Gerhard Strittmatter).
Der Fragebogen setzt sich aus sieben Items zusammen: Globalfrage zum körperlichen Befinden, Globalfrage zum seelischen Befinden, Frage nach Vorhandensein krankheitsunabhängiger Belastung, Frage nach Vorhandensein einer Vertrauensperson, Frage nach Vorhandensein einer Belastung in der Familie, Frage nach Vorhandensein von zeitweiliger innerer Ruhe, Frage zur Güte der Information über Krankheit und Behandlung.
Die Bearbeitungszeit beträgt maximal eine Minute.
Zur Auswertung werden die Punktwerte der angekreuzten Antwortkategorien addiert. Ist dieser Summenwert größer oder gleich dem vorgegebenen Schwellenwert, ist die Patient*in betreuungsbedürftig. Zu den Schwellenwerten ist anzumerken, dass eine Patient*in als betreuungsbedürftig angesehen werden kann, wenn sein HSI-Summenwert ≥4 ist.
Gerhards,F. & Strittmatter, G. (2008): Psychometrische Merkmale, Dimensionalität und Auswertung des Hornheider Screening Instrument (HSI) als Patientenfragebogen zur Erfassung psychoonkologischer Betreuungsbedürftigkeit, zitiert nach Herschbach, P. (2010).
Screeningverfahren in der Psychoonkologie, Testinstrumente zur Identifikation betreuungsbedürftiger Krebspatient*innen. Eine Empfehlung der PSO für die Psychoonkologische Behandlungspraxis. Berlin, 2010. DKG Krebsgesellschaft, 2010.
Wir haben den Fragebogen noch um die Frage „Möchten Sie psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen?“ und die Antwortkategorien „ja – nein“ erweitert, sodass eine Zuweisung unabhängig vom Summenwert, auch im Sinne der Patientenautonomie, möglich ist.